Thema Design

Alan Schaller, Metropolis 10, 2017; photograph from the Metropolis series
Fashion editorial photographed by Pelle Crépin, “Under the Illusion,” Kinfolk, issue 38, November 2020.
Wing of the CIMAT school of mathematics in Guanajuato, Mexico, designed by architect José Manuel Morán Velázquez, 1980

Quadratisch, praktisch, wirkungsvoll 

Ikonisches bedarf keiner weiteren Erklärung, um alles zu sagen. So ist bis heute auf den ersten Blick ersichtlich, dass Architekt José Manuel Morán Velázquez dem Bauhaus folgte, als er 1980 das Mathematik-Forschungszentrum im mexikanischen Guanajuato entwarf. Klare, symmetrische Formen ließ er mit den Komplementärfarben des rot-orangenen Gebäudes und dem blauen Himmel kontrastieren. Dabei ist das Bauhaus mehr als reiner Pragmatismus. „Form follows function“, lautet der Leitsatz der in Deutschland gegründeten Kunstschule: Die Form ergibt sich aus der Funktion und schaffen ihren eigenen Stil. Bis heute bestimmt diese Idee weltweit die Ästhetik der Moderne. Diese und weitere vom Bauhaus geprägte Arbeiten aus Architektur, Kunst und Mode, sind jetzt im Bildband „Bauhaus Style“ von Assouline zu sehen. Mateo Kries vom Vitra Design Museum kuratierte.

 

Räume & Möbel von Dimore Studio sind materialisierte Träume.
Hochstapler. Barcelona Design blickt zum eigenen Geburtstag auf 50 Jahre Design-Erfahrung zurück und feiert mit einer Ausstellung in der Mailänder Peres Projects Galerie.
Im Palazzo Borromeo D’Adda präsentiert Alessi
„Ars Metallica“: 4 verschiedene Projekte zeigen das Können und das Know-how der Metallverarbeitung, dem Kerngeschäft der Marke. Hier: Virgil Ablohs ‚Conversational Objects‘.
Die Plattform Convey zeigt 13 Designunternehmen, auf dem Bild Stamuli.  Foto DLS Studio.
Update: In der iMaestri-Reihe von Cassina werden Design-Klassiker von großen Architekten mithilfe moderner Technik neu aufgelegt.
Die zweite Installation von SolidNature auf der Milan Design Week präsentiert eine von Ellen Van Loon und Giulio Margheri vom Architekturbüro OMA entworfene Traumlandschaft mit Installationen von Sabine Marcelis, Studio Ossidiana, der iranischen Künstlerin Bita Fayyazi und Ward Strootman. Tisch von Sabine Marcelis – Fotos von Marco Cappelletti
Designer Maarten Baas x Denim-Marke G Star RAW.
Die Ausstellung „More or Less“ erforscht
eines der grundlegenden
Dilemma unserer Zeit:
die Spannung zwischen dem Wunsch nach mehr – und weniger.
Diving into patterns: Die erste Home Kollektionen von Etro Kreativdirektor  Marco De Vincenzo.
Die Mailänder Designwoche wird auch von großen Modemarken gefeiert. Charakteristische Stoffe aus der Ralph Lauren Home-Kollektion erwecken die Fassade des Geschäfts mit einem außergewöhnlichen Patchwork-Quilt zum Leben
Die hippe, leicht rebellische Tochter der Mailänder Messe: „Alcova“. Die Plattform bietet 90 Jungdesignern einen Ort, um ihre Objekte zu präsentieren.
Experimentierfreude und der ungestüme Mut für Neues liegen hier in der Luft.  Der Brunnen wurde von den Shooting-Stars der Woche konzipiert: Objects of Common Interest.
Ein visuelles Highlight zwischen Design und Handwerk.
Die Dior by Philippe Starck-Ausstellung in Mailand.
Bitte eintauchen: Das dänische Design-Unternehmen Gubi hat für den diesjährigen Salone das Mailänder Schwimmbad Bagni Misteriosi übernommen.

Attenzione Presentazione

So voller Input das Internet auch ist – nichts geht über Design aus nächster Nähe! Milan Design Week. Nirgendwo scheint die Designgeschäftsdichte so hoch wie hier, nirgends die Branche so geschäftig. Ja, besonders jetzt, zur Salone del Mobile Saison, ist die norditalienische Metropole Pilgerstätte, neudeutsch The Place To Be für alle Designfreunde. Wir sind mittendrin. Hier ein paar Installationen im Schnelldurchlauf, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. 

Bestellen Sie das aktuelle ICON oder downloaden Sie unsere Magazine als E-Paper

DOLCE&GABBANA

Objekte der Begierde 

Louis Vuitton gehört zu den bekannten Größen der Mailänder Designwoche. In diesem Jahr präsentiert das Modehaus gleich drei Design-Highlights:  1. Die „Objets Nomades“ Reihe wurde um 11 Stücke erweitert und wächst auf eine Kollektion von 60 Design-Objekten, die in Zusammenarbeit mit internationalen Künstlern entstanden sind.  2.  Industriedesigner Marc Newson präsentiert unter dem Titel Kuriositätenkabinett seine Interpretation des berühmten LouisVuitton Trunks: Eine Deko-Vitrine mit Türen und Geheimverstecken. 3. Upgrade: Marc Fornes platzierte mit seinem Architekturbüro Theverymany eine riesige Installation, die an Korallen erinnert, auf dem Innenhof des Palazzo Serbelloni. 

Studiopepe
Hannes Peer
Eligo Studio
Marcante-Testa
Massimo Adario
Giuliano Andrea dell’Uva

Wie Design in einer perfekten Welt aussieht? Für die „Campo Base“ Ausstellung auf der Mailänder Designwoche haben sechs italienische Architektur- und Interieur-Büros (Studio Pepe, Hannes Peer…) diese Frage zu beantworten versucht. Entstanden sind verschiedene Welten, hypothetische Orte, in denen die Idee häuslicher Intimität verhandelt wird. Ein Stoff-Tunnel leitet den Weg durch die gemeinsame Szenerie, die mal Illusionen, mal metaphysische Ideen und auch die Leere offenbart. Kuratiert von Federica Sala. Bis zum 23. April.

FOTOGRAF ARMIN ZOGBAUM
SET-STYLING LILO KLINKENBERG
FOTOASSISTENZ NIC OSWALD
REDAKTION GABRIELE THIELS

AUF EINER WELLE

Wie grandios es aussieht, wenn zwei vom gleichen Schlag einen Store für Louis Vuitton entwerfen, sehen Sie hier. Frank Gehry und Peter Marino taten es in Seoul. Gleichzeitig erinnert das Glassegel-­gleiche Dach an die Fondation Louis Vuitton in Paris, die ebenfalls von Gehry entworfen wurde. Weitere spektakuläre Bauten des Modehauses zeigt der Bildband „Louis Vuitton Skin: Architecture of Luxury“ ( Assouline) mit Texten von Pulitzer­Preisträger Paul Goldberger.

ITALIAN HIGH TEA

Alles Banane? Nö, Pistacchio! Im ikonischen Grün bringt Prada italienisches Flair und Gebäck ins Londoner Harrods. So akkurat orchestriert die Auslage auch erscheinen mag, im temporären „Prada Caffè“ ist alles essbar – gern auf einem der samtenen Sofas vom blass blauen Porzellan. Das einzig englische? Beim Espresso darf man sich hier getrost Zeit zum Genießen lassen. Bis 7. Januar

An der Brezel rechts raus

Keine Sorge, hier landet niemand unverhofft im Kaninchenbau. Dieses kleine Wunderland wurde als „Oudolf Garten“ vom niederländischen Designer Piet Oudolf für den Vitra Campus geschaffen. In der Ausstellung „Garden Futures: Designing with Nature“ thematisiert er neben vielen anderen Grünflächen ihre Bedeutung für Auge und Seele. Bis 3. Oktober, Vitra Design Museum, Weil am Rhein

© Vitra, Foto: Dejan Jovanovic

ROSA WUNDER

Christo hätte seine Freude: In Rom, London, New York, Amsterdam und, wie hier, Tokio hat Andrés Reisinger Bauten in rosa Stoff oder Plüsch gehüllt. Allerdings nur am Computer. „Take Over“ heißt das Projekt, für das der Digitalkünstler aus Barcelona so täuschend Fiktion und Wirklichkeit vermischt, dass, kaum hatte er die ersten Bilder auf Instagram gezeigt, die Leute nach den genauen Adressen der Gebäude fragten. Sie wollten sie besichtigen. Klar, dass der Mann in seiner Branche ein Weltstar ist.

Daniel Arkham’s The Ares House im Metaverse
Bottega Venetas Como Stai? Set-Up von Gaetano Pesce
Louis Vuitton Lounge mit den Wachsfiguren von Yayoi Kusama

Für Paradiesvögel 

Wer in Florida der Realität entfliehen will, den zieht es nach Disney. Kunstliebhaber und Designverrückte bevorzugen bis zum 03. Dezember die Messen Art Basel Miami Beach und Design Miami. Worauf wir uns freuen: Bei Bottega Veneta lässt man Altbewährtes aufleben: Die von Gaetano Pesce entworfene Kulisse aus 400 bunten Kunstharzstühlen der SS23 Show wurde noch einmal aufgebaut und durch ein Buch vervollständigt.

Auch in der Louis Vuitton Lounge inspiriert Vergangenes die Zukunft: Zwei Wachsfiguren von Yayoi Kusama sind das Highlight der Ausstellung, um die 10-jährige Zusammenarbeit und die neuste Kollektion mit der Künstlerin zu feiern. In guter Erinnerung bleiben dürfte auch die Ausstellung „Virgil Abloh. The Codes c/o Architecture“: Gelauncht wird der Off-White X Nike Terra Forma, der erste komplett von Abloh designte Sneaker neben weiteren Schuhen aus der Zusammenarbeit. Richtung Zukunft richtet sich dagegen der Blick von Daniel Arsham. Er baute im Metaverse eine, an die griechische Mythologie erinnernde Immobilie, die als 3D-Design erstmals in der realen Welt gezeigt wird. Stay tuned für mehr live aus Miami. Kim Hofmann

Postmodernes Design ist, so sagt man, flatterhaft und unbeständig. Nicht so im Fall der Möbelmarke Gufram. Die macht seit den späten Sechzigern das, was sie am besten kann, nämlich Knallbuntes! Gufram hat Designgeschichte geschrieben, die Originalteile oft großer Designer, wie der überdimensionierte Kaktus, erzielen hohe Sammlerpreise. Form follows Fun. Die Heimat des radikalen Möbeldesigns ist das Italien der späten Sechzigerjahre, stark beeinflusst von der Italo-Diskokultur. Guframs schreiend-schöne Möbel waren von Anfang an vertreten in den Epizentren der Popkultur. Nun lud Kreativdirektor Charly Vezza für eine kleine Edition den Künstler und Designer A$AP Rocky ein: „Shroom CACTUS®“ Guframs Stil ist und bleibt eben Pop. Live auf der Design Miami/ zu sehen.

Sottsass’scher Knalleffekt in Köln

Ettore Sottsass kämpfte für Freiheit von Form und Funktion. Er gestaltete Zukunft, war der Punk der Möbelgestaltung. Seine Objekte sind schräg, bunt und provokant. Als Mitbegründer der Kollektivs Memphis mischte er in den 1980ern die Architektur- und Designszene auf. Und den Flagship-Store der Modemarke Esprit im Stollwerk-Haus in Köln. Der Laden knallte. Dann kamen neue Mieter, dann kam ein neues Interior, Sottsass‘ Projekt war vergessen.

Bis jetzt. Juwelier Wempe kauft das Haus, Firmenchefin Kim-Eva Wempe lässt die Räume erneuern, ihre Architektin Anna Nicolas entdeckt Terrazzo-Flächen, Sottsass-Möbel im geheimen Zwischengeschoss, legt die Treppenskulptur frei, die der Designer mit dem japanischen Architekten Shuji Hisada entwarf – „Ein Juwelier findet ein Juwel“ sagt Schatzgräberin Kim-Eva Wempe. Ein Gesamtkunstwerk. Das wird gefeiert. Mit einer Memphis-Ausstellung im Wempe-Sottsass-Haus, kuratiert von Dr. Mateo Kries, dem Leiter des Vitra Designmuseums. Sie läuft bis zum 21.November. Und ja, jetzt knallt es wieder!

Dr Matteo Kries , Direktor des Vitra Design Museums, über die drei Heroen des italienischen Designs 

„Wann immer wir in ein neues Gebäude ziehen, wird dessen Historie erkundet und nach Elementen gesucht, die seine Geschichte erzählen. Zur Renovierung des New Yorker Geschäfts trug Anna Nicolas vorab die Vergangenheit des Gebäudes, des einstigen „Gotham Hotels“ zusammen, in Düsseldorf arbeitete sie mit Kastanienholz, weil die Königs- in Wirklichkeit eine Kastanienallee ist. In der Kölner Niederlassung legte sie ein komplettes Memphis-Dekor von Ettore Sottsass frei und ließ sogar den Originalteppich nachweben.“

Kim-Eva Wempe über die Gestaltung der Wempe Niederlassungen

16 Arme ragen aus dem Pool auf der Dachterrasse des Soho House. Besser gesagt: Es sind 16 hyperrealistische Gipsabgüsse von Armen, deren Daumen in die Höhe gestreckt sind und Teil der neuen Installation des in Berlin lebenden Künstlers Max Siedentopf sind. „Don’t worry be happy“, benannt nach dem Song von Bobby McFerrin, wurde gestern zum Auftakt der Berliner Art Week präsentiert. Es solle widerspiegeln, „wie die Gesellschaft mit den meisten aktuellen Problemen, schlechten Nachrichten, der Energiekrise und mehr konfrontiert wird, aber gleichzeitig sich selbst überlassen bleibt und eine wahnhafte positive Einstellung beibehält, um sich nicht zu sorgen und stattdessen „glücklich“ zu sein.“ Das Kunstwerk ist noch bis Montag, den 19. September, im Pool installiert und auf Initiative des Soho House entstanden. Caroline Börger

Reizüberflutung? Shake it off!

Detox ist die Befreiung von Überflüssigem. In totaler Askese, wie einst die Shaker, müssen wir aber nicht leben. Designer Raf Simons fügt der Gleichung nun Ästhetik hinzu: Schönheit aus Ordnung lautet das Ziel der neuen Lifestyle-Accessoire Linie in Zusammenarbeit mit dem dänischen Textil- und Designstudio Kvadrat.

Inspiriert von Minimalismus und Funktionalität der amerikanischen Shaker-Möbel aus dem 19. Jahrhundert entstand das Shaker-System. Die Idee dahinter: ein raumübergreifendes Konzept für das ganze Haus. Eine an der Wand befestigte, lederbezogene Hängestange bildet den Ausgangspunkt für eine Accessoire-Tour durch das gesamte Haus. Im Wohnzimmer können etwa Wolldecken, Zeitschriftenriemen oder ein Spiegeltablett angehängt werden. Im Flur wird die Stange mit Einkaufstasche, Schlüsselband und Basecap bestückt. Insgesamt umfasst die Kollektion 26 Artikel für den gesamten Haushalt in jeweils 4 Farbtönen.