Ein Großer ist gegangen
Elegant, reduziert, wohnlich: Rodolfo Dordonis Entwürfe prägten das italienische Design über Jahrzehnte. Zum Tod des Mailänder Designers und Architekten.
Ein Großer ist gegangen
Elegant, reduziert, wohnlich: Rodolfo Dordonis Entwürfe prägten das italienische Design über Jahrzehnte. Zum Tod des Mailänder Designers und Architekten.
Vor drei Jahren entwarf der brasilianische Star-Architekt Marcio Kogan mit seinem Büro MK27 für Minotti eine kleine Möbelkollektion. Es war seine erste überhaupt, und weil Kogan seine Laufbahn als (sehr erfolgreicher) Regisseur begonnen hatte, drehte er einen kleinen Film über das, was ihn inspiriert hatte. Im Abspann dankte er Rodolfo Dordoni. Als er darauf im Interview mit ICON angesprochen wurde, sprach er voller Wärme über den Designer und Art Direktor der Marke.
„Rodolfo hat uns gezeigt, wie man Designer ist. Er war unser Partner in allen Projekten, seine Kritik stets respektvoll. Er ist großzügig, respektvoll, ein wirklich reizender Kerl.“
Damit ist im Grunde schon alles gesagt über den großen Gestalter und stillen Star des italienischen Designs, der am 1. August gestorben ist. In der an Egos reichen Branche war der 1954 geborene Mailänder, der am Politecnico Architektur studiert hatte, ein Teamplayer – als Mensch, aber auch in seinen Entwürfen. Seine eleganten, reduzierten, aber nie strengen Objekte fügten sich selbstbewusst in die Kollektionen von Cappellini, Molteni&C, Cassina, Foscarini, Artemide und vielen mehr. Für Foscarini etwa schuf er 1990 eine Neuinterpretation der klassischen Tischleuchte. Mit ihrem Glasschirm und dem zierlichen, dreibeinigen Aluminiumfuß ist „Lumiere“ längst eine Ikone. Mit unvergleichlicher Sicherheit erfasste Dordoni die DNA eines Unternehmens – und konnte es gerade deshalb auf diskrete Art formen. Vor allem Minotti wurde auch dank seiner Art Direktion zu einer Luxusmarke mit internationalem Renommee. Mehr als ein Vierteljahrhundert entwickelte er in engem Austausch mit Roberto und Renato Minotti den zeitlos eleganten Stil der Marke – entwarf die Messestände und Kollektionen und schuf dabei Klassiker wie die Sofas „Hamilton“ oder „Freeman“, längst Bestseller. Kaum jemand verstand sich wie er darauf, große, modulare Polstermöbel zu entwickeln, die einen Raum zu definieren und sein Mobiliar zu verbinden vermögen und deren Persönlichkeit sich peu à peu in exquisiten Details – Keder, Steppungen, Bezugstoffe – offenbart. Dazu entwarf er Einzelmöbel, die neben den perfekten Sofas ganz individuelle Akzente setzen – die Hocker „Cesar“ etwa, die an stilisierte Schachfiguren erinnern und längst Ikonenstatus haben oder die Konsole „Pilotis“ aus zwei T-förmig zusammengefügten Chromrohren, die eine eigene skulpturale Kraft entfaltet. Rodolfo Dordoni, Kunstliebhaber, passionierter Hobbykoch und Opernfreund, war ein Meister darin, zu den leisen auch ein paar laute Töne zu komponieren. Das Ergebnis war stets perfekt. „Wir verabschieden uns von einem wahren Freund,“ schreiben die Minotti-Brüder. „Er hinterlässt ein großartiges Vermächtnis: sein Design und seine Leidenschaft.“
Das Stilmagazin.
Mode, Design, Style & Menschen.