„Die Eycks wünschten sich eigentlich eine Art Miniaturmuseum und einen Arbeitsraum für den Gärtner. Aber weil der Vorgängerbau ein Hühnerstall war und der Denkmalschutz nur einen solchen wieder genehmigen wollte, wurde in den Entwurf kurzerhand ein Platz fürs Federvieh integriert, mit Vollverglasung, eigens designierter Hühnerstange und Brutbox aus Edelstahl. Die Viecher freilich beeindruckt das wenig. Sie verbringen ihre Tage gackernd, scharrend und pickend zwischen dem ultraschicken Stall und ihrem Gehege auf der Rückseite des Hauses.“
Thema Design
In der Betten-Bonboniere
Der allerschönste Zuckerschock kommt gerade von der dänischen Marke Magniberg, die für ihre neue Bettwäschen-Kollektion „Candy Shop“ 16 sehr frische Pastellfarben zum Selbst zusammenstellen herausgebracht hat. Kissen, Laken und Deckenbezüge in Happy Pink über Baby Blue bis Lemonade können kombiniert werden, als wäre das Bett eine Bonboniere. Oder eine Eisdiele: Am Tresen stehen und die Sorten wählen für das erste echte Eis des Jahres – der Moment ist unbezahlbar. Wer da nicht süß träumt, ist nicht zu retten….
fashion photographer Hedvig Jenning and stylist Martina Almquis
Michele De Lucchi trifft Harry Potter
Ach, die Italiener! Setzen in jeder Lebenslage auf exzellente Gestaltung, und gehen selbstbewusst die schönsten kreativen Bündnisse ein! Neuestes Beispiel: Buchbestseller trifft Designstar: Für die aktuelle italienische Ausgabe von „Harry Potter“ (Salani Editore) entwarf Architekt und Designer Michele De Lucchi mit seinem Büro AMDL Circle, eigens Fantasiebauten, die als Holzmodelle jetzt die Buchcover zieren. Solche Miniaturarchitekturen sind, wie sein experimenteller Umgang mit Holz, ein Markenzeichen des bekannten Gestalters geworden. Für die Cover des Zauberer-Epos bildete er natürlich nicht eins zu eins Hogwarts, Winkelgasse oder das Zaubereiministerium ab, sondern schuf eher architektonische Archetypen, die die Vorstellung umso mehr anregen: Jeder eine Gedanken-Skulptur – wie die Romane selbst.
Aus alt mach Fendi
Nicht alles gewinnt an Wert, nur weil man ein Logo drauf klatscht. Aber wenn die Künstlerin und Designerin Sarah Coleman eine Flasche Putzmittel mit den Logo-bedruckten Stoffen eines Luxushauses bezieht, wird daraus sofort ein Sammlerstück. Coleman, die in New York lebt und ihre Designkarriere als Assistentin im Team des Innenarchitekten Peter Marino begann, kam durch bloße Lust am Experimentieren darauf, banale Möbel und Alltagsgegenstände – Klappstühle, Milchkartons, Streichholzschachteln – mit Designermaterialien zu beziehen. Dafür dekonstruiert sie Vintage-Taschen oder Reisegepäck, von Marken wie Louis Vuitton oder Fendi. Letzteres Label war von ihrem Stil so begeistert, dass es die Amerikanerin für ein Projekt anlässlich der Designmesse DesignMiami/ als Kooperationspartnerin anfragte.
Für die Miami-Boutique des Labels hat Coleman einzigartige Stühle kreiert, die die Designsprache von Fendi auf Sarah-Coleman-typische Art verkörpern – dank Collagen aus Fendi-Archivfotos oder Polsterungen mit FF-Logo. Die Stühle werden, ebenso wie eine Nachbildung aus Canvas, Gips und Acryl der ikonischen Peekaboo -Tasche der Künstlerin, im Fendi-Store in Miami ausgestellt sein. Kaufen kann man sie nicht – die drei limitierten Peekaboo-Taschen, die Silvia Venturini Fendi anlässlich der Messe entworfen hat, allerdings schon.
Fotograf: Sven Bänziger c/o Kathrin Hohberg; Styling: Silja Lange; Model: Paula Bertolini; Haare & Make-up: Ellen Romeijn c/o Kathrin Hohberg; Fotoassistenz: Flavio Leone; Lichtassistenz: Jorin Koers; Stylingassistenz: Jakob Schaefer; Casting: Martin Freimoser
Der Bauplan: „Nox“-Tisch von Tribù
In den Ateliers und Manufakturen dieser Welt werden weiterhin Handwerkskünste gepflegt, und wir schauen dabei zu. Heute: Der Outdoor-Tisch „Nox“. Was der Vesuv ausspuckt, bleibt ewig. Beste Voraussetzungen für die Möbelmacher von Tribù, um aus dem 400 Jahre alten Lavagestein des Vulkans „Nox“ zu fertigen. Mit einem schlanken Untergestell aus pulverbeschichtetem Edelstahl wirkt er leicht und elegant: ein Entwurf, der typisch ist für das belgische Familienunternehmen, das 1967 von Henri De Cock als Gartenmöbelfirma gegründet und ab 1987 von seinem Sohn Lode zur Designmarke Tribù geformt wurde. Heute führen Lodes Söhne Tom und Koen die Geschäfte – und Tribù steht für Outdoormöbel in schlicht-eleganten Formen aus natürlichen Materialien, die man sich wie „Nox“ auch im Esszimmer vorstellen könnte. Seine Herstellung in acht Schritten.
Der Bauplan. In jedem ICON Magazin ein anderes Produkt.
ZIMMER FREI
Sich im großen Ganzen zu verlaufen ist naheliegend. Dass auch im Kleinen nicht immer klar ist, wo man steht, zeigt auf einnehmende Weise dieses Bild. Fotograf Andreas Gursky nahm das Foto „Taipeh“ 1999 im Atrium eines Hotels auf. Zum Heranzoomen lädt noch bis 1. November die Online- Retrospektive „Space is Time“ ein. spruethmagers.com
Kunst kann auch nicht das, was Design kann: nämlich unseren Alltag verbessern. Kunst verstört oder zwingt uns zur Bewunderung, zur Distanz auch. Aber Design ist Kommunikation, macht das Leben angenehmer, erhebt auch keinen Ewigkeitsanspruch.
Wolfgang Joop. ICON Oktober, die Designausgabe. Sonntag in WELT AM SONNTAG.
Farewell, Sir Terence Conran!
Bereits als junger Mann hat er begonnen, das zeitgenössische Design zu prägen – und nie wieder damit aufgehört. Funktionales Design für jeden: Das war die Maxime des britischen Designers Terence Conran. Mit seiner Kette „Habitat“ machte er ästhetische Designereinrichtung ab den 60er Jahren für die Mittelschicht erschwinglich und den Verkauf von Möbeln in flachen Kartons soll er schon lange vor Ikea praktiziert haben. Der Designer war in seinen Arbeiten vom nüchtern-funktionalen Bauhaus-Stil inspiriert, den er mit skandinavischen Einflüssen mischte. Seine Möbel sollten „in Würde altern, nahtlos in das Leben ihrer Besitzer gelangen und ihnen jahrelang Freude bereiten“, wie Conran selbst einmal erklärte. Als Höhepunkt seiner Karriere gilt die Gründung des bedeutenden Design Museums in der britischen Hauptstadt. Der heutige Chef-Kurator Peter Mandelson würdigte Conran und sagte, dieser lasse eine „Schatzkiste an Haushalts- und industriellem Design“ zurück, die für immer bleiben werde. In einem Statement der Familie heißt es, Conran habe immer betont, dass sich seine Arbeit nicht wie Arbeit anfühle und er all sein Schaffen auch zum Vergnügen getan habe. Ein besonderer Mann, ein außergewöhnliches Lebenswerk. Heute ist er friedlich eingeschlafen.
ICON April 2020. Kleid von Giambattista Valli. Outdoor-Leuchte „Invitro“ von Philippe Starck für Flos
Erkenntnis des Tages: Man mussten nicht immer aus dem Bett aufstehen, um einen Arbeitstag zu beginnen. David Hockney hat den Wechsel der Jahreszeiten und flüchtige Momente aus dem Fenster seines früheren Zuhauses in Yorkshire eingefangen, zuerst mit einem iPhone, dann mit einem iPad. Sein Fenster zur Welt. Hightech-Kunst, jetzt in einem Buch vom TASCHEN Verlag zusammengefasst: „Mein Fenster„. Sogar signiert. © David Hockney, 2019. „No. 104“, 2010, iPad.
„Beauty, science and art will always triumph.“
Künstler Christo (1935-2020)
Marni macht auch Mode fürs Zuhause. Kissen, Tische und Tabletts, allesamt aus Metall, Perlen und handgewebten PVC-Kordeln in Marni-bunten Farbkombinationen gefertigt – und zwar zu fairen Bedingungen von kolumbianischen Kunsthandwerkern. Starke Texturen, Konturen und viel kontrastreiches Colorblocking, wie wir es auch von Marnis Mode kennen: der Marni Home Market.
Louis Vuitton bat den Künstler Steven Burke (alias Luckylefthand) die Fassade seines Hauptsitzes an der Pont-Neuf Brücke in Paris zu schmücken. Bei voller kreativer Freiheit gestaltete der Neffe von CEO Michael Burke auf über 280 Quadratmetern, ein Fresko aus 14 bunten, plakativen Motiven
Vom Sein im Freien
Eigentlich ist Entspannen so einfach, man braucht doch nur ein paar Sommertage. Und natürlich die „Ortigia-Sessel“ von Flexform, nein, lieber das Daybed von Cassina. Oder die Schaukel von Freifrau? Sie merken, es wird Zeit, unsere Terrassen und Balkone aufzumöbeln.