Thema Mr ICON

LOOK LOUIS VUITTON. FOTOGRAF: AHN SEONG JIN C/O AGENCYTEO; STYLING: SILJA LANGE C/O SCHIERKE ARTISTS & YOO-JUNG YANG; HAARE & MAKE-UP: HEA-KYUNG LIM; DIGITAL OPERATORS: CHOUNG-SUN PARK & YU-JIN CHOI; FOTO-ASSISTENZ: GEUN-BAEK PARK; ASSISTENZ: SEON-MI LEE; PRODUKTION: MARKENFILM ASIA

„Man muss als Schauspieler immer bereit sein, sich von einem Regisseur verführen zu lassen – und ehe man sich’s versieht, fährt man eine halbe Stunde mit einer Krone auf dem Kopf nackt mit einem Fahrrad im Kreis und denkt, das sei das Tollste, was man je auf einer Bühne gemacht hat.“

Schauspieler Joachim Meyerhoff im Interview

Kunst-Licht

Hebt da was ab oder kommt da was runter? Das Spiel mit dem Fokus kann in die Irre führen – oder neue Perspektiven eröffnen. Die Wirklichkeit ist zwar weniger mystisch, doch in diesem Fall ebenso kreativ. Bei genauem Hinsehen geht ein Licht auf: Es ist die Salt & Pepper Lampe des Hamburger Leuchten-Hersteller Tobias Grau. Für die Künstler-Kollaboration „Artist for Tobias Grau“ rücken junge Kreative wie hier Bastien Gomez oder Clara Rubin die organischen Leuchten in einen neuen Kontext. Ausgewählte Arbeiten gibt es auf dem Instagram-Kanal und in einem dazugehörigen Katalog zu sehen.

„Schau niemals so aus, als hättest du dich herausgeputzt, sondern so, als hättest du deine Kleidung nur übergeworfen – selbst wenn das sehr viel Zeit und Mühe erfordert“

Journalist G. Bruce Boyer über die Zauberformel für unangestrengte Männlichkeit

Widrigkeiten überwinden

Unsere neue Ausgabe Mr ICON°

„Sich andere zum Vorbild nehmen hieße ja, sich Lebenswege abzuschauen. Ich gehe da meinen eigenen Weg. Ich bin auch keiner, der sich nur so zum Austausch unter Männern trifft.“

 Jochen Zeitz im Interview 

LACHEN LOS!

Es wird Zeit, den Seelenfrieden mal nach vorn zu lassen. Womöglich etwas albern zu werden. Echte Männer haben sich noch nie zu ernst genommen. Lachen bringt uns nicht weiter als hadern, aber es fühlt sich besser an. So leicht absurd der Gummi-Kollege da auf dem Foto aussieht, so gute Laune macht er doch. Die Aufnahme stammt von der jüngsten Louis-Vuitton-Präsentation in Tokio, wir haben sie ausgewählt, weil man ziemlich viel Freude hineinlesen kann. Mir gefällt die Vorstellung, sich von einem großen Quatschkopf in den Arm nehmen zu lassen. Mir gefällt aber auch der weiße Anzug sehr gut, die Coolness des Models.

Die Mode verändert sich nach all den Homeoffice-Monaten, die ja auch ohne Virus eine Zukunftsoption sind, und sie hätte es womöglich ohnehin getan, weil es Zeit war, dass auch die Männer sich nicht nur in Codes kleiden. Aber klar ist auch: Die Jogginghose kann jetzt grad mal ausgemustert werden. Kann ganz nach hinten in den Schrank oder zu den Sportsachen. „Los, los!“, ruft der Frühling, der im Zweifelsfall erst im Sommer kommen wird. Gepflegt und stilsicher für sich selbst ruft Mann zurück: „Bin bereit!“ Die Vorfreude ist da, der Friseur auch wieder, niemand muss sich dafür schämen.

Unsere kleinen Enkeltöchter haben am vergangenen, wieder verregneten Wochenende viel Zeit im Badezimmer verbracht. Sommerferien heißt ihr Spiel. Badeanzüge an, Creme auf die Körper, Badekappen auf, Gummiviecher geholt, Brause bei Mama bestellt, das Wasser in der Wanne war der Pool. Wie wäre es? Whisky Sour anrühren, Badehose von Fedeli an, Popover-Shirt überziehen, die Ray Ban aufsetzen, italienische Musik anstellen, träumen. Ihre Inga Griese

Louis Vuitton in Tokio

Collage to Go

Wenn Modedesigner sich von Künstlern inspirieren lassen bedienen sie sich meist an Farben, Motiven oder Mustern. Jonathan Anderson schaute für seine neue Loewe-Herrenkollektion auch auf die Methode seines Vorbilds: Die Collage. Der Künstler und Schriftsteller Joe Brainard, der 1994 verstarb, experimentierte zu Lebzeiten mit allen möglichen Medien, Comics, Grafiken, kleinen Handarbeiten – ein Buch, das die Loewe-Kollektion begleitet, dokumentiert eben diese.

Seine Collagen zitiert Jonathan Anderson mit Pullovern, die sich selbst zu vervielfältigen scheinen, mit Prints von Brainard-Kunstwerken, die wie zufällig auf Blazern auftauchen. Ebenso vielfältig ist der eklektische Mix aus subkukturellen Einflüssen in der Kollektion: Punk-Lederhosen, Grunge-Strick, Hippie-Blumen – alles vereint sich zu einem bunten Allerlei, in dem dennoch eine Vision deutlich wird.

Tierische Zeremonie 

Wie sieht Haute Couture für Männer aus? Die neue Herrenkollektion von Dior Homme vermittelt eine Ahnung davon. Chefdesigner Kim Jones ließ sich für diese Saison von festlichen und zeremoniellen Gewändern inspirieren und kombinierte dazu Elemente aus vergangenen Dior-Haute-Couture-Kollektionen. Die Idee: beide Welten sind in der Vergangenheit verwurzelt, feiern Extravaganz und Handwerk.

 Eine Kooperation mit dem schottischen Maler Peter Doig versetzt die Tradition in die Gegenwart. Doig hat für die Kollektion eigens Motive und Muster entworfen, teils inspiriert von seinen Gemälden, und er hat an den Hutdesigns des Modisten Stephen Jones mitgearbeitet. Der Dialog zwischen Mode und Kunst wird auch in zwei tierischen Figuren von Doig deutlich, die auf Pullovern und Hüten auftauchen: Ein Löwe, der immer wieder in seinen Gemälden auftaucht. Und ein Hund – inspiriert von Monsieur Diors eigenem Hund Bobby.

Groupshot ©Brett Lloyd

Vorbild, guter Typ, Umarmer, Freund. Denn was die Welt braucht, sind eben keine Politikerschauspieler und Dröhner, sondern Männer aller Art. Wir haben wieder einige Vorbilder getroffen. Gute Typen, ganz unterschiedlich. Das ist unsere Welt.

Inga Griese über Mr ICON

Rollenspiel mit neuen Regeln 

Als Mensch aufzuwachsen heißt, mit Archetypen und Kategorien aufzuwachsen. Wie sieht ein Künstler aus, woran erkennt man einen Architekten und wie unterscheidet man Erfolgsmenschen von Faulenzern? Konzepte, die in den Augen von Virgil Abloh infrage gestellt werden sollten. Sein Medium dafür ist natürlich Mode: Für die Louis Vuitton-Herrenkollektion für Fall Winter 2021 erforscht der Designer den Hang einer Gesellschaft, Menschen zu kategorisieren sowie diese Kategorien mit Vorurteilen aufzuladen. Gedreht im Tennis Club de Paris, der wie ein hypermoderner Flughafen eingerichtet wurde, zeigt das Video zur Kollektion einen Cast aus fast ausschließlich schwarzen Models, Filmcharaktere, die ihr eigenes Drehbuch schreiben.

Sie tragen Nadelstreifen-Anzüge, bodenlange Trenchcoats oder Pelzjacken, sehen aus wie Business-Männer am Flughafen-Terminal oder Teilnehmer eines Rodeos. Ebenfalls zentraler Teil des Videos: Eine Musikperformance der Rap-Künstler Yasiin Bey (früher bekannt unter dem Namen Mos Def) und Saul Williams. Abloh fordert dazu heraus, die Charaktere nicht sofort mit Werten und Eigenschaften aufzuladen, sondern sie neu zu sehen. Passend dazu verfolgt er auch diese Saison das Upcycling-Prinzip: Stoffe und Ideen aus vergangenen Saisons werden wiederholt eingesetzt. Das Ergebnis ist nicht „alt“, sondern vertraut – und eben deswegen emotional.  Silvia Ihring

Im Partnerlook 

Selbst zu Nadelstreifen hat sie sich diese Saison überreden lassen: Das gestand Miuccia Prada in dem Gespräch mit Raf Simons, das auf den Film zur neuen Männerkollektion folgte und in dem die Co-Designer Fragen von Studenten aus aller Welt beantworteten. Austausch, Kontakt, Anteilnahme: Menschliche Grundbedürfnisse haben die Arbeit an dieser Kollektion geleitet. Sie dienten als Inspiration für texturreiche Materialien, gestrickte Jaquards gemixt mit Re-Nylon und Bouclé, hautenge Bodysuits, kokonartige Bomberjacken. Stücke, denen man ein langes Leben voraussagen kann, ebenso wie für das Show-Setting von Rem Koolhaas und AMO: Die Materialien werden in Zukunft für Installationen und Pop-Ups wiederverwendet. Silvia Ihring 

Dior Men’s Fall 21 show by Mister Kim Jones. Hypercoloured, hyperreal and in collaboration with artist Kenny Scharf.