Dior kollaboriert mit dem Künstler Amoako Boafo. Der Ghanaer ist der Shootingstar afrikanischer Malerei. Kim Jones übersetzt in Mode.
POWERDRESSING
Mit Amoako Boafo und Kim Jones ist es ein bisschen wie mit zwei kreativen Schwergewichten, die durch eine Tür wollen: „Nach Ihnen! – Nein, bitte, nach Ihnen!“ Am Ende stellt sich raus, dass es am besten gemeinsam geht.
Der Ghanaer Boafo ist der Shootingstar afrikanischer Malerei. Seine Porträts, die er teilweise mit den Fingern malt, erinnern an eine poppige Version von Egon Schiele, bei der die ausdrucksstarken Gesichter und Körper seiner schwarzen Protagonisten auf farblich kontrastierendem Hintergrund mit dem Betrachter in Kontakt treten. Seine rasante Biografie umfasst ein abgebrochenes Kunststudium in Wien, den Ankauf eines seiner Werke ins New Yorker Guggenheim Museum, Repräsentanzen durch Galerien in Chicago und Los Angeles sowie die Aufnahme ins Künstlerresidenz-Programm bei den Sammlern Mera und Don Rubell mit gleichnamigen Museum in Miami.
„Als Autodidakt habe ich viele Maltechniken ausprobiert und festgestellt, dass ich meine Ideen freier umsetzen kann, wenn ich mit den Fingern male. Die plastischen Figuren und abstrakten Formen geben meinen Porträts einen besonderen Ausdruck. Es ist sehr wichtig für mich, dass sie lebendig wirken. Ich reduziere meine Figuren auf Teildarstellungen, um den Fokus des Betrachters auf das Motiv zu lenken. Deshalb wähle ich einen einfarbigen Hintergrund oder besondere Muster im Vordergrund. Autonomie, Selbstreflexion, Integrität und Unabhängigkeit sind wichtige Botschaften für mich. Meine Arbeiten thematisieren die Freiheit in einer Gesellschaft die vorgefasste Meinungen in Bezug auf Identität hat.“
Dort traf er 2019 auf Kim Jones, Kreativdirektor für die Männerlinie bei Dior und die Frauenlinie bei Fendi – und der Funke sprang über. Der Engländer Jones, der seine Kindheit in Botsuana, Tansania, Äthiopien, Kenia und Ghana verbrachte, fühlt sich dem afrikanischen Kontinent schon immer nahe und sowohl künstlerische als auch handwerkliche Aspekte aus dieser Verbundenheit flossen schon zu seinen Zeiten bei Louis Vuitton in seine Kollektionen ein.
„Als Kim nach Accra kam und mich in meinem Atelier besuchte, entdeckte er das Bild ‚Green Beret‘ von mir, auf dem ein Hemd mit Efeu-Muster zu sehen ist. Er dachte sofort an ein Efeu-Kleid aus dem Dior-Archiv, das Christian Dior in den 50er-Jahren entworfen hatte: ein auffälliger Look, der mit einem Gürtel und einer Efeu-Parüre verziert war. Er sah augenblicklich die Verbindung zwischen den beiden Ideen. So entstand die Arbeit an diesem Look.“ Die Kollektion von Dior nun, die in Zusammenarbeit mit Boafo entstand, feiert die Kraft der Kunst mit Farben, Motiven, die direkt von der Leinwand gesprungen sind sowie floralen Mustern, die wiederum zu den Ursprüngen von Christian Dior verweisen. In jedem Fall sind es schon jetzt: Sammlerstücke.
„Kim und ich waren uns einig, hochwertiges Handwerk und anspruchsvolle Atelierkunst zu vereinen. Es hat mich fasziniert, wie er und das Dior-Team die Intensität meiner Bilder auf die Kleidung übertragen haben. Sie haben den Geist wirklich eingefangen. Die Umsetzung ist so beeindruckend, dass sie fast museumswürdig ist.“