LOEWE MEN SS22
„Wenn Du ein Bild von etwas hast, dann weiß man zumindest, dass es wahr werden könnte.“ Dies, so der Designer JW Anderson, sei der Grund, warum die Bilder von Florian Krewer der (digitalen) Präsentation der Loewe Männer-Kollektion für Spring Summer 2022 einen großen Rahmen geben. Mal ganz abgesehen davon, dass der Brite ein großer Fan der expressiven, farbintensiven, tiefgründigen Arbeiten des Düsseldorfer Künstlers mit Wohnsitz in New York ist, seit er ihn das erste Mal vor gut zwei Jahren in einer Londoner Galerie entdeckt hatte.
Und so ist auch die Kollektion – wie immer schon bei Anderson gewissermaßen unisex („I like to question my own aestetic“) – eine Explosion von Knallfarben und Energie, mit Kaktusleder und Metallen eine Botschaft von „elektrifizierender Flucht und hoffnungsvollem Optimismus“ wie er es nennt. „Ich habe, wie wohl die meisten Menschen, eine große Sehnsucht, mich in etwas zu verlieren“, sagte Anderson in einem Zoomcall. Wobei das nicht unbedingt Party sei wie vielleicht früher, vielmehr wäre er als erstes wie ausgehungert in London und Madrid ins National Museum und ins Prado gegangen, als es endlich wieder möglich war. „Ich musste die Geschichte der Welt sehen.“
Aber: Mode sei immer auch eine Art von Projektion in die Zukunft. „Wir müssen an der Idee festhalten, dass eines Tages die Dinge wieder in Ordnung kommen.“ Dann wenn das, was Anderson gezeigt hat, nicht mehr wie jetzt als „rebellious act“ , verstanden werden müsse, wie derzeit, weil es grad nicht möglich so zu leben und zu agieren, wie seine Kollektion suggeriert. „Wir dürfen nicht die Angst und Verletzlichkeit der jungen Leute unterschätzen.“ Man muss es natürlich nicht überbewerten, aber die Neonfarben dieser Kollektion sind also auch so etwas wie die Leuchtstreifen im Autobahndunkel. Inga Griese