Ein feiner Mann für eine feine Marke
So bedauerlich es war, dass Clare Waight Keller ihren Vertrag bei Givenchy nicht verlängerte, so richtig ist die Verpflichtung von Matthew Williams. Er ist selbstbewusst ohne Arroganz, er ist kreativ, sein Blick geht nach vorn aber nicht in Wolkenschlösser. Die Bodenhaftung ist wörtlich zu nehmen, Streetwear war sein Thema, seine Kooperationen mit Nike, Moncler, Mackintosh und Dior haben durchaus Kultstatus. Die Zusammenarbeit mit Kanye West und Lady Gaga sind sehr frühe Referenzen.
Geboren in Chicago, aufgewachsen auf einem Skateboard in Kalifornien ist der 34-Jährige vor fünf Jahren mit seiner Familie von New York nach Italien gezogen, hat in Ferrara mit 1017 ALYX 9sm eine Art „kreativ-Hub“ für Handwerk gegründet, dazu gehört auch seine Marke „Alyx“, die er erstmals in Paris 2018 präsentierte. Benannt nach seiner Tochter.
Vieles, über das die Mode jetzt diskutiert, lebt und entwickelt er dort bereits. Weniger Ware, innovative Stoffe und Produkte, begehrenswertes Design, das Miteinander von Technik und Menschen, nachhaltiges Leben und Arbeiten. Der Begriff „Subversiv“ hat bei ihm keine zerstörerische, sondern gestalterische Kraft. Wenn einer wie der Selfmade-Designer Williams jetzt eine Megamarke wie Givenchy übernimmt, dann darf man wieder gespannt sein.
Schwieriger als jetzt könnten die Zeiten kaum sein. Aber Williams hat bei Alexander McQueen gelernt. Und denkt viel. Man darf davon ausgehen, dass er weit mehr drauf hat als Berliner Techno Szene und Streetwear. Am 16. Juni tritt er seinen neuen Job beim alten Haute Couture Haus, das zum LVMH-Konzern gehört, an, im Oktober wird man sehen, was er meint, wenn er von Mode spricht, die auf „Modernität und Inklusion“ basiert.
Auf seinem Instagram Account postete er heute vor schwarzem, der Farbe der Solidarität, Hintergrund die Tonspur, mit der er die neue Position verkündete. „In these unprecedented times for the world, I want to send a message of hope, together with my community and colleagues, and intend to contribute towards positive change.”