Dance, Dance, Dance!

Was der Bass bestimmt 

Es kitzelt in den Füßen, es zuckt in den Beinen, und so mancher hört vielleicht auch das Wummern im Ohr: Die Männerkollektionen für den kommenden Frühling und Sommer, die gerade gezeigt wurden, wecken Erinnerungen an durchtanzte Nächte, an Freiluft-Raves und betrunkene Sonnenaufgänge.

Loewe
Loewe Menswear Spring Summer 2022 Kollek
Aus der Louis Vuitton Menswear Spring Summer 2022 Kollektion
Jil Sander Menswear Spring Summer 2022
Burberry Menswear Spring Summer 2022
Dries Van Noten Menswear Spring Summer 2022 Kollektion

Das alles fehlt, vielleicht nicht jedem, aber ganz eindeutig Designern wie Jonathan Anderson von Loewe, Riccardo Tisci von Burberry oder Vigil Abloh von Louis Vuitton, die alle den Look von Subkulturen aus dem Techno-, Rave- oder Trance-Bereich zitieren. Rick Owens hat seine wilden Zeiten nach eigenen Angaben hinter sich, doch die Faszination für den Exzess des Nachtlebens bleibt, und inspirierte ihn dazu, seine Models (die seine Kollektion am Lido von Venedig vorführten), mit tragbaren Nebelmaschinen auszustatten.

 

 

Was die Zukunft bringen wird lässt sich eben noch nicht ganz durchblicken, aber die Mode hofft auf das Beste, sogar auf ein wenig Hedonismus. Passt das mit anderen aktuellen und wichtigen Themen wie Nachhaltigkeit zusammen? Vielleicht schon: Was braucht eine gute Party mehr als Menschen, Musik und dünne Tanktops, die man in den Kollektion zuhauf sieht? Am liebsten in Neonfarben, mit sehr tiefen Ausschnitten oder in Kombination mit transparenten Netztops. Die Männer werden nackter im nächsten Sommer, zeigen Bauch, Brust und Taille, tragen Satin-Kleider mit Cut-Outs von Loewe oder bauchfreie Wickeltops von GmbH. Klar, da scheint Feminität durch aber auch schlicht Freiheitsliebe, die sich ein Ventil sucht.

Das kann sich auch in Farben ausdrücken, die alle Nuancen des Discolichts abdecken, in ironischen Accessoires wie die fluoreszierenden neongrünen Logo-Hüte von Dior Homme, wie gemacht dafür, damit man im Club von allen gesehen wird. Die Rave-Kultur dämmert noch vor sich hin aber sie lebt, in New York stehen die Menschen vor den Clubs schon wieder Schlange und illegale Partys gab es durch alle Lockdowns hinweg. Das mag man kritisieren. Ignorieren, so finden die Designer, kann man es nicht.

 

 

Text
Silvia Ihring