Menswear Spring Summer 2022

Von „Skorts“ bis bauchfreien Sakkos

– so sieht die neue Männermode aus

In Mailand wurden die neuen Herrenkollektionen für den nächsten Frühling vorgestellt. Wer sich traut, darf viel Bauch und Beine zeigen. Und auch die Schuhe sind eher was für Mutige.

Nur drei physische Modenschauen fanden auf der Mailänder Männermodewoche statt. Der Rest der Kollektionen wurde digital vorgestellt. Doch für den kommenden Frühling hoffen die Designer, dass Männer sich wieder an Orten aufhalten werden, an denen man sieht und gesehen wird. Dafür haben sie die passenden Looks entworfen. Hier sind sechs Trends und Ideen, die man sich vormerken sollte.

Prada SS 2022

Mini oder Short? Beides!

Pradas neue Kollektion ist erfrischend tragbar, doch an einem Teil werden sich die Geister scheiden: Dem „Skort“, einem Hybrid aus „Skirt“ und „Short“. Wie das aussieht: Knappe Shorts lugen unter einem kurzen Rock hervor. Das Ganze sitzt eng und knapp und ist in der Prada-Variante oft mit einem geometrischen Muster bedruckt. Im Film zur Kollektion tragen die Models ihre „Skorts“ am Strand von Sardinien. Wem so viel nacktes Bein zu viel ist, kann einen andere Styling-Trick von Prada anwenden: Eine tief sitzende lange Hose tragen und nur den Bund herausschauen lassen. Dann bleibt der wirklich aufregende Teil allerdings verborgen.

Dolce & Gabbana SS 22

Funkelnde Füße

Nicht alle Frauen mögen den Anblick von Flip Flops an Männerfüßen, aber vielleicht können sie dieser Variante von Dolce & Gabbana etwas abgewinnen. Die neuen Zehensandalen des Labels sind mit dicken bunten Kristallen besetzt, die den Fuß einwickeln wie eine weihnachtliche Lichterkette. Inspiriert sind diese von den „Luminarie“, Lichtdekorationen, wie sie im Süden Italiens zu Straßenfesten zum Einsatz kommen. Und damit ist auch schon gesagt, wo man diese Zehensandalen unbedingt tragen sollte.

Fendi SS 22

Bauchfreie Sicht

Ganz und gar „Dadbod“-untauglich ist die neue Kollektion von Fendi. Die Models tragen messerscharf geschnittene Sakkos, Jacken und Hemden, die gerade mal die Brust bedecken. Das sieht ein wenig so aus, als habe sich jemand mit Lineal und Schere bewaffnet und einem Kleidungsstück sorgfältig die untere Hälfte abgeschnitten. In Verbindung mit den schlanken, straffen Körpern der Models ergibt das eine sehr grafische Silhouette, die mit Shorts oder langen Hosen kombiniert werden kann. Oder, auch wie bei Fendi, sogar mit Bauchkettchen.

Tod’s und Armani SS22

Breites Bein

Ob bei Armani, Zegna, oder Tod’s: Hosen sind wieder so weit wie lange nicht mehr, erreichen Baggy-Schnitte oder erinnern, wie im Fall von Tod’s, an karottenförmige Herrenhosen der 80er-Jahre. Chefdesigner Walter Chiapponi hatte beim Entwerfen den Fotografen und Abenteurer Peter Beard im Sinn. Seine Hosen kombiniert er zu ausgebeulten Freizeit-Jacken, Gürteln mit breiter Logo-Schnalle und großväterlichen Loafers mit Raffungen an der Sohle.

Diesel SS22

Zerstört und zerfetzt

Die Modewelt hat sich wieder in die Nuller-Jahre verliebt und das sieht man nun auch an den Jeans: Bei Dolce & Gabbana (oben) sind sie plötzlich wieder im „Destroyed“-Look erhältlich, also so von Löchern zerfressen, dass sich der Stoff wie eine Kraterlandschaft über das Bein ausbreitet. Der Designer Glenn Martens, der in Mailand seine erste Kollektion für Diesel vorstellte, experimentierte ebenfalls mit den Schnitten und Waschungen der Dekade und entwirft sogar ganze Mäntel aus zerfranstem Denim-Stoff.

Etro SS22

Läuft so

Für Jogger ist das Leggings-unter-Shorts-Ensemble nichts Ungewöhnliches. Bei Etro wird aus der wärmenden Sportler-Uniform ein Outfit für Modeliebhaber, die Spaß daran haben, Bermuda-Hosen oder Shorts und Leggings gezielt so zu kombinieren, dass sie eine Einheit bilden. Die gleichen Farben und ethnischen Muster finden sich auf beiden Teilen wieder. Das Ergebnis erinnert nur noch entfernt an Sportswear und dafür umso mehr an Fernreisen, die man hoffentlich bald wieder unternehmen darf. Den richtigen Look dafür hat man ja schon.

Text
Silvia Ihring