Hermès Men´s Summer 22

Die tragbare Leichtigkeit des Seins

Einen Vorteil haben digitale Schauen jedenfalls: Im Internet regnet es nicht. Hermès gehört neben Dior und Officine Générale zu den wenigen Häusern, die für die Männerkollektionen Frühjahr/Sommer 2022 in Paris wieder auf Live-Defilees setzten. Und es goss in Strömen, so dass die Gäste gehüllt in schwarze Regencapes das Open-Air-Spektakel verfolgen mussten. Schauplatz war der Innenhof der Mobilier National, eine Institution, wie es sie wohl nur in Frankreich gibt: Seit 1936 ist sie allein dafür zuständig, die Amtssitze von Präsidenten und Regierung mit hochwertigen Möbeln und Teppichen aus französischer Produktion auszustatten.

Handwerk ist auch die DNA von Hermès. Und so zeigt die Kreativdirektorin Véronique Nichanian eine Kollektion, in der neue und alte Materialtechniken kombiniert und in der die stilistischen Begriffe „formal“ und „casual“ aufgehoben werden.

 

Leichte Wendeparkas mit ohne oder Kapuze, locker geschnittene Blazer mit Reißverschlüssen – Hybride zwischen Windjacke und Jackett, die mit weiten, knöchelkurzen Hosen und breitem Aufschlag getragen werden. Verschiedene Materialien wie Leder und Strick werden kombiniert mit gecrashter Baumwollpopeline, wasserabweisendem Canvas oder einem neuartigen Techno-Papier-Stoff. Luftige, schwerelos wirkende Kleidungshybriden, die sowohl ins Büro als in die Freizeit passen und die in harmonischen Mischfarben daherkommen: Von Seladon-Grün über Alge, Rohseide, Hanf, Cremegelb und Schokolade. Das Männer-Accessoire der Saison: Ein großer Cityshopper namens „Bolide Skate“ aus Kalbsleder, dessen farbiger Boden an ein Skateboard erinnert.

„Ich wollte einige der historischen Druckserien des Hauses wieder aufgreifen, neu interpretiert mit innovativen Techniken, zum Beispiel mit Lochmustern“, sagt Nichanian in den Produktionsnotizen. „Die Kollektion ist ein Ausdruck von Anmut, Fluidität und der sich verändernden Natur unseres Lebens. Sie erinnert auch an den Geist des Segelns, an unser Bedürfnis, wegzukommen. Sie soll die Menschen dazu ermutigen, rauszugehen in die Welt.“ Da sind wir doch gern dabei.

Text
Silke Bender