Hermès Interieur

Morrison und die Mönche

Ein Klassiker wird weltlich: Hermès bringt den Stuhl neu heraus, den Jasper Morrison einst für das Kloster La Tourette entwarf.

In der Designszene gibt es unzählige Preise, aber die wichtigsten Auszeichungen sind oft die inoffiziellen: Wie die Anfrage, die die Mönche des Dominikanerkonvents La Tourette an Jasper Morrison stellten. Sie baten den britischen Designer 1997, ein neues Stuhlmodell zu entwerfen für ihr Haus nahe Lyon. Das Gebäude zählt zu wichtigsten in der Geschichte der modernen Baukunst: Ersonnen 1960 von Le Corbusier, Schlüsselwerk des Brutalismus, Weltkulturerbe, Pilgerstätte für Architekten aus aller Welt.

La Tourette von Le Corbusier:

Der Stuhl, den Morrison damals entwickelte, hat Hermès jetzt wieder aufgelegt. Er ist, wie alle seine Entwürfe, reduziert auf das Wesentliche, und obwohl er auf den ersten Blick nur aus ein paar Stäben und Brettern aus massivem Eichenholz besteht, ist er auf den zweiten ein kleines Wunder an Proportion und Konzentration. Das Rückteil neigt sich leicht nach hinten, Lehne und Sitz sind etwas gebogen, die Kufen des Gestelles ragen weiter zurück, damit er nicht umfallen kann. Letzteres ist von den Bänken in der Klosterkapelle inspiriert und wirkt, als würde der Stuhl selbst im Gebet knien. Und allein ein Detail wie der Übergang der Kufenform von der kantigen Aussen- zur weichen Innenseite lässt die Unerbittlichkeit der Perfektion ahnen.

Der Entwurf „erfordert das höchste Niveau der Holzverarbeitung“, sagt der Designer, und Hermès sei „wohl das einzige Unternehmen, das dazu fähig ist“. Zusammen mit Morrison wurde der Stuhl überarbeitet, stabiler und komfortabler – durch Lederpolster, die auf jeder Planke der Sitzfläche aufgenäht sind. Ergänzt um eine Version mit Armlehnen und einen Tisch „haben wir eine Essgruppe von höchster Qualität, die lange Gültigkeit haben wird“, erklärt der Designer, der sonst so gar nicht zu Superlativen neigt.

Foto MaximeTetard und Maxime Verret, ©Hermès 2020

Die freilich treffen auch auf die anderen Interieur-Neuheiten von Hermès Maison zu: Den minimalistischen Couchtisch des französischen Designer-Duos Normal Studio,  für den Eiche mit Zaumleder kombiniert wurde, und der so, wie auch durch seine ovale Form und den Namen „Hippodrom“, auf den Reitsport und die Wurzeln von Hermes anspielt.

Gianpaolo Pagni wiederum, italienischer Illustrator und Buchkünstler mit Atelier in Paris, entwickelte zusammen mit Studio Hermès“ drei Teppiche, mit farbigen grafischen Mustern, die mit einer feinen Baumwollkordel gestickt sind. Es ist eine seltene, anspruchsvolle Technik, die heute rar ist, aber bei Hermes immer noch praktiziert wird. So bekommt man mit allen Neuheiten zusammen fast eine ganze Wohnungseinrichtung zusammen, deren Luxus nicht nur im Material, sondern vor allem in der handwerklichen Könnerschaft steckt.

Typisch Hermès.

„Manège“ Centerpieces and change trays, Design Studio Hermès
„Cordélie“ Teppiche, Design  Gianpaolo Pagni and Studio Hermès
„Clamp Dye“ Plaids, 150×200 cm, Design: Studio Hermès
„Clamp Dye“ Plaids, 150×200 cm, Design: Studio Hermès
„Gazette“ Organizer an der Wand, Design Studio Hermès
„Théorème H Casaque“Boxes
„Les Trotteuses d’Hermès“, Design Studio Hermès