Juergen Teller für Chanel
Juergen Teller für Chanel
Licht an!
Lampen mit warmem Licht im Fenster. Zwei gleiche ruhig, die Hamburger Art. Kränze an der Tür. Ein kleines Strahlen im Dunkel hoher Hecken. Tanne und funkelnde Ketten an den Balkonen. Nicht zu viel, aber auch bitte nicht zu wenig. Grüße vom wohligen Drinnen ans kalte Draußen, die Spaziergänge in Hamburg so erfreulich machen. Gefühle statt hochkochender Emotionen. Jetzt beginnt die Adventszeit. Sie kommt nicht wie gewohnt daher. Was also machen wir? Zu viel oder zu wenig? Oder machen wir es uns und anderen einfach anders schön? Für diese Stilisten Ausgabe sind wir auf Anregung von Designerin Sibilla Pavenstedt nach Worpswede gefahren, sie hatte dort ihren „Europaschal“ präsentiert, wir folgten den Spuren von Paula Modersohn-Becker, deren Leben nicht einfach, viel zu kurz und doch so besonders war. Wir fanden Ruhe und Inspiration. Eine große Freude am kleinen Augenblick, das wünschen wir auch Ihnen von Herzen. Möge es Ihnen viel gut ergehen! Inga Griese
Die Stilisten. Unser norddeutsches Stilmagazin. Hier können Sie das aktuelle Heft als PDF herunterladen.
Aus alt mach Fendi
Nicht alles gewinnt an Wert, nur weil man ein Logo drauf klatscht. Aber wenn die Künstlerin und Designerin Sarah Coleman eine Flasche Putzmittel mit den Logo-bedruckten Stoffen eines Luxushauses bezieht, wird daraus sofort ein Sammlerstück. Coleman, die in New York lebt und ihre Designkarriere als Assistentin im Team des Innenarchitekten Peter Marino begann, kam durch bloße Lust am Experimentieren darauf, banale Möbel und Alltagsgegenstände – Klappstühle, Milchkartons, Streichholzschachteln – mit Designermaterialien zu beziehen. Dafür dekonstruiert sie Vintage-Taschen oder Reisegepäck, von Marken wie Louis Vuitton oder Fendi. Letzteres Label war von ihrem Stil so begeistert, dass es die Amerikanerin für ein Projekt anlässlich der Designmesse DesignMiami/ als Kooperationspartnerin anfragte.
Für die Miami-Boutique des Labels hat Coleman einzigartige Stühle kreiert, die die Designsprache von Fendi auf Sarah-Coleman-typische Art verkörpern – dank Collagen aus Fendi-Archivfotos oder Polsterungen mit FF-Logo. Die Stühle werden, ebenso wie eine Nachbildung aus Canvas, Gips und Acryl der ikonischen Peekaboo -Tasche der Künstlerin, im Fendi-Store in Miami ausgestellt sein. Kaufen kann man sie nicht – die drei limitierten Peekaboo-Taschen, die Silvia Venturini Fendi anlässlich der Messe entworfen hat, allerdings schon.
His Royal Highness: „Es ist überaus erfreulich zu sehen, dass die Partnerschaft zwischen meiner Stiftung und dem Fashion Council Germany weiter wächst – zwei Organisationen, die gemeinsam an die grundlegende Bedeutung einer nachhaltigen und verantwortungsvollen Modebranche glauben.“
Das Uhrenmagazin. Out today. Illustration Luna Simic.
Das Uhrenmagazin. Heute.
Nie war es so aussichtslos wie jetzt, das Offensichtliche zu leugnen: Seit Corona über die Welt kam, befindet sich die Uhrenindustrie in einer schweren Krise. Der Produktionsstopp war dabei noch das geringste Problem. Eine Pandemie ist eine schlechte Zeit für Statussymbole, und sie raubt Uhren die Funktion, sich mit ihnen in der Öffentlichkeit stilistisch auszudrücken: Wer zu Hause im Homeoffice bleibt, hat also weniger Gründe, sich ein feines Modell zuzulegen. Es wäre also nur zu verständlich, wenn die Verantwortlichen sich in düsteren Szenarien verlören. Aber davon ist nichts zu merken.
Ich muss derzeit häufiger an den Late-Talker David Letterman denken. Der sollte 2001 schon wenige Tage nach dem 11. September wieder eine Show machen. Er wollte nicht, aber ihm war klar: Wenn die Terroristen uns so weit haben, dass wir nicht mehr senden, haben sie gewonnen. Im Studio hatte er Tränen in den Augen. Bis er sich mit den Worten fing: „Alle sagen mir: ,Dave, du musst mutig sein!‘ Ich bin nicht mutig. Aber ich tue, als ob ich es wäre. Und manchmal ist so zu tun, als ob man Mut habe, genauso gut wie echter Mut.“ Für mich war das eine großartige Bemerkung. Sie spendet selbst dann Zuversicht, wenn man sich schwach fühlt. Bezogen auf die Uhrenbranche bedeutet sie: Der Optimismus, den viele Verantwortliche ausstrahlen, hat das Zeug zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung. Hinzu kommt eine persönliche Erfahrung, die ich mit vielen Menschen teile: Gerade Dinge, die nicht nur einen schnöden Zweck haben, sind derzeit wichtiger denn je. Philip Cassier
Mood: We want to entertain you.
ICON Sonntag
Treiben lassen, sich einlassen, gucken, was kommt. Das scheint mir eine hilfreiche Haltung dieser Tage. Bei aller gebotenen Vorsicht, versteht sich. Aber mit Zuversicht. Deswegen haben wir ganz bewusst eine Ausgabe voller Lebensfreude gestaltet. Party wie immer geht nicht, aber Party für zwei ist doch schon mal ein Anfang vom Ende der bleiernen Zeit. Ich halte mich gern an die Einstellung von Karl, einer Figur aus dem wunderbaren Roman „Altes Land“ von Dörte Hansen. Der will nicht getröstet werden. Der sagt: „Nach dem Winter kommt Frühling.“ Jo. In drei Wochen werden die Tage wieder länger. Doch nun kommen Sie erst mal rein, wir freuen uns auf Sie! Inga Griese
Sommerhaus jetzt
Die französische Riviera mag sich für die meisten gerade weit weg anfühlen, doch bei Chanel kann man dank der neuesten Cruise-2021-Kollektion nun Modeteile und Accessoires kaufen, die einen zumindest gedanklich dorthin entführen. Lily Rose-Depp führt sie in der neuen Cruise-Kampagne des Hauses vor: Bikini-Tops, Bauchketten und Flip Flops, kombiniert zu Tweed-Jacken, Schlaghosen und auffälligem Logo-Schmuck. Im Making-of-Video zur Kampagne sieht man Lily Rose-Depp beim Shooting in einer Villa in Südfrankreich, wo sie genau so entspannt wirkt, wie es der Kollektionstitel „Balade en Méditerranée“ suggeriert. Was man auf den ersten Blick nicht sieht: 14 Looks aus der Kollektion bestehen aus nachhaltiger Seide und GOTS-zertifizierter Baumwolle, viele Stoffe und Knöpfe stammen zudem aus früheren Saisons. Denn auch bei Chanel steht eine Kollektion nicht mehr nur für sich: Sie steht im Austausch mit ihren Vorgängern, zehrt von bereits bestehenden Ideen und Ressourcen, und vereint so Innovation mit Nachhaltigkeit. In diesem Jahr hat man sich dieses Prinzip noch mehr zu Herzen genommen und die Cruise-Linie so konzipiert, dass sie die Frühling-Sommer-Kollektion, die wegen des Lockdowns teilweise noch erhältlich ist, perfekt ergänzt.
100 Jahre Helmut Newton, 70 Jahre Wolford, eine Jubiläums-Kollektion. Die legendären Aufnahmen, die Helmut Newton während seiner Zusammenarbeit mit Wolford in den späten 1990er Jahren machte, zieren nun T-Shirts.
Jil Sander fotografiert von Peter Lindbergh
„Qualität, Schnitt, Tayloring, das geht auch in dieser Preisklasse. Und für mich sind zwei Punkte essenziell: Langlebigkeit und Beständigkeit.“ Und natürlich die Energie, eines ihrer Lieblingswörter. Es hat wieder geklappt, das in Stoffskulpturen zu übersetzen. Diesmal für Uniqlo. „Das Material ist doch irre zu dem Preis!“ Ist es, liebe Jil Sander.
Sneakers gegen Stillstand
Eine „Geisterstadt“ nannte Donald Trump New York bei der zweiten TV-Debatte im Rahmen des Wahlkampfes gegen Joe Biden vor einigen Wochen. Die Einwohner dieser „Geisterstadt“ würden ihm heftigst widersprechen – jetzt, da die Wahl gegen ihn entschieden wurde, umso mehr. Ausgelassen und voller Energie tanzten und feierten die Menschen am vergangenen Wochenende auf den Straßen New Yorks, überglücklich über die Aussicht auf einen vernünftigen und anständigen Präsidenten und einen Neubeginn für ihr Land.
Ein vom Regisseur Jim Dylan gedrehtes Kampagnenvideo, dass das italienische Label Tod’s zum Launch seines neuen Sneakers veröffentlicht hat, versprüht ähnlich gute Stimmung. In einem „Liebesbrief an New York“ spazieren die Musikerin Gabriella Bechtel und die Schauspieler Levi Dylan und Taylor Rosen durch die Metropole und treffen auf dem Dach eines Hochhauses auf Tänzer der Tisch School of the Arts. Sie alle tragen den neuen Unisex-Sneakers aus der aktuellen Herbst-Kollektion von Tod’s – und beweisen, dass es sich auch damit ziemlich gut in die Zukunft tanzen lässt. „In Our Shoes, Kapitel 1: New York City“. Silvia Ihring aus NY
Das Stilmagazin.
Mode, Design, Style & Menschen.