Zwischenstopp in Venedig

Die Stadt des Löwen war immer eine große Inspirationsquelle und ein Sehnsuchtsort von Coco Chanel – nicht nur, weil Venedig ihr Sternkreiszeichen als Wappentier trägt. In dieser Haute-Joaillerie-Kollektion verneigt sich Patrice Leguéreau, der künstlerische Direktor der Chanel-Schmuckateliers, vor der Schwimmenden Stadt und feiert sie in all ihren Facetten: In den 70 Unikaten wird nicht nur der architektonische Reichtum der Stadt nachempfunden, die geometrischen Muster der Fassaden, die vielfarbigen Marmorböden der Kirchen, sondern auch verspielte Details wie die Schleifen der Hüte der Gondolieri und natürlich immer wieder der Löwe.

 Das monochromatische Collier „Lion Secret“ zeigt das Profil zweier Tiere, die mit Diamanten besetzt sind und über einen birnenförmigen Diamanten von 15,55 Karat wachen. Wie ein Flachrelief erscheint dieses einzigartige Duo auf einem geschmeidigen Armband aus Diamantgliedern. Das Set „Sérénissime“ reflektiert die byzantinischen Mosaike in der goldenen Basilika – wie das Plastron, eine breite Halskette aus Onyx- und Diamantquadraten, das aus rosa, gelben und orangefarbenen Saphiren sowie Spessartin-Granaten und einem ovalen Mandarin-Saphir von 27,09 Karat besteht. Silke Bender

„Poetry in Motion“ von Donald Robertson. Gegen eine freiwillige Spende an die High School for the Performing and Visual Arts Washington hier runterzuladen.

When day comes, we ask ourselves,

where can we find light in this never-ending shade?

The loss we carry,

a sea we must wade.

We’ve braved the belly of the beast.

We’ve learned that quiet isn’t always peace.

And the norms and notions

of what just is, isn’t always just-ice.

And yet the dawn is ours

before we knew it.

Somehow we do it.

Somehow we’ve weathered and witnessed

a nation that isn’t broken,

but simply unfinished.

Ein Auszug aus dem Gedicht „The Hill We Climb“ von der 22-jährigen Lyrikerin Amanda Gorman. Ein emotionaler Höhepunkt bei der Amtseinführung Bidens. Jetzt wurde bekannt, dass sie auch beim Super Bowl auftreten wird.

Valextra

Fendi Couture

Freund der Familie  

Mit seiner ersten Kollektion für Fendi durfte der neue Chefdesigner Kim Jones gleich mehrere Debüts geben: Zum ersten Mal entwirft er für Frauen, zum ersten Mal Haute Couture. Klingt nach Druck, aber Jones hält dem Stand. Männermode für Louis Vuitton und Dior Homme zu entwerfen hat ihn schließlich hierher gebracht. Dass sich seine erste Fendi-Kollektion um die Geschichte der Bloomsbury Group drehte, der freien, auf Konventionen pfeifenden Künstler-Clique rund um Virginia Woolf, kann man aber wohl auch als Handkuss an seine britische Heimat verstehen. Das Charleston House in Sussex, Heimat der Bloomsburys, liegt schließlich nicht weit entfernt von dem Ort, an dem Jones aufwuchs.

Die Kollektion, vorgeführt von so fantastischen Frauen wie Demi Moore oder Kate Moss, vereinte die Symbolik aus dem Umfeld und dem Werk der Bloomsbury Group – allem voran Woolfs “Orlando” – mit typisch römischen Insignien. Der Marmor aus der Galleria Borghese inspirierte die Muster auf Jacquards und Seide, Woolfs Bücher inspirierten die Handtaschen, Malereien aus Charleston House die Stickereien auf den Abendkleidern. Die fielen vor allem durch kunstvoll geschnittene Schulterpartien auf, verschmolzen mit halben Blazern zu Jacke-und-Kleid-Hybriden. Die oft speziellen Formen, das Spiel mit dramatischen Capes, Ausschnitten und Motiven zeigt, dass Jones Freude daran hat, sich neu auszudrücken. Sicher auch, weil er nun von so tollen Frauen umgeben ist: Die Töchter von Silvia Fendi Delfina Delettrez und Leonetta Fendi liefen als Models in der Show. Jones feiert mit dieser Kollektion nicht nur seinen neuen Job, sondern auch seine neue Familie. Silvia Ihring 

“Vain trifles as they seem,
clothes have, they say,
more important offices than
to merely keep us warm.
They change our view
of the world and
the world’s view of us.”

 Virginia Woolf, Orlando

Der Valentino-Code

Haute Couture ist ein komplexes Handwerk. Umso mehr beeindruckt es, wenn eine Kollektion so einfach aussieht, dass die Kunst und der Aufwand dahinter erst beim näheren Hinsehen auffallen. Die Werte bleiben die gleichen, aber wie sie interpretiert werden entwickelt sich weiter. So könnte man Pierpaolo Picciolis neue Kollektion „Code Temporal“ für Valentino zusammenfassen. Selten sah Haute Couture so lebensnah und dabei so wertvoll aus.

Im Palazzo Colonna in Rom führten Models Looks vor, die aus simplen Einzelteilen zusammengestellt waren: Capes, Rollkragenpullover, Bermudas, Mäntel Hemden oder Röcke. Wirklich simpel war an ihnen in Wahrheit nichts: 250 Kaschmirrosen hatte man auf einen Mantel gestickt, 24 Kilo Pailletten funkelten am finalen Abendkleid. Darüber hinaus besteht die Kollektion aus etwas, das man „Haute Couture-Basics“ nennen könnte: Schlichte Wollhosen, ein Rollkragentop aus Seide, ein Hemd aus Popeline, getragen von Frauen wie Männern, Beispiele dafür, wie die Haute Couture der Zukunft auszusehen hat: persönlich, menschlich, zeitlos. Silvia Ihring

Backstage Images: Details, accessories and first looks :André Lucat

Mein Mailand

„Omaggio a Milano“ – als eine Hommage an Mailand bezeichnet Giorgio Armani seine neueste Haute Couture-Kollektion. Zum ersten Mal veranstaltete der Designer die Schau von Armani Privé nicht in Paris, sondern in seiner Heimatstadt, im Palazzo Orsini, wo die Kollektionen traditionell gefertigt werden. Das Glück der Heimkehr muss Armani vorerst ohne Pubikum genießen – die Schau fand nur virtuell statt.

Vor verschlossenen Türen, aber vor einer nicht minder pompösen Kulisse, führten die Models die Kollektion vor. Die Linie ist schmal und durch spitze Jackenschultern oder Fellelemente akzentuiert. Mit Blumen bestickte Chiffonblusen werden offen zu schimmernden Jumpsuits getragen, und zarte Bustierkleider sind mit trasparenten Tüllcapes umhüllt. Klassische Abendroben mit ausladenden Röcken in typischem Armani-Blau und auffälligem rot beschließen diese Liebeserklärung an die italienische Stadt der Mode.

Giorgio Armani Privé 

Mr. Armani said: “Couture is rooted in fashion history. It represents the pinnacle of creativity and sartorial skill, but is a world available only to very few. Today, through the democracy of the internet, we are able to offer a front row seat to everyone.”

GIORGIO ARMANI PRIVÉ

Chanel Haute Couture. Fotografiert von Anton Corbijn.

Hochzeitstag

Charlotte Casiraghi, Vanessa Paradis, Penelope Cruz, Lily Rose Depp: Die berühmten Gäste bei der Chanel Haute Couture-Show waren auch die einzigen Gäste diese Saison. Für sie (und für das Publikum vor den Bildschirmen) hatte das Haus den Grand Palais im Stil einer südfranzösischen Hochzeit auf dem Land dekoriert. Chanel sei eine Familie, wird Chefdesignerin Virginie Viard in der Pressemitteilung zur Kollektion zitiert, und so habe sie bei der Planung der Schau an ein Familienfest gedacht. Mit Blumen umwickelte Bögen standen im Zentrum und wurden von Lichterketten umrahmt. Die Models trugen Blumenkränze in den Haaren, dazu Tweedwesten mit passenden Hosen, klassische Chanel-Jacken in zartem rosa oder grau, Petticoats und aus Chiffon bestehende, teilweise transparente Abendroben. Die Braut ritt zum Finale auf einem weißen Pferd über den Laufsteg. Chanel hielt sich zurück mit den „Special Effects“, für die seine Schauen sonst bekannt sind. Umso mehr lag der Fokus auf der Kollektion: schlichte, detailreich verzierte Silhouetten, in denen man gerne bald wieder Feste feiern würde. Die passenden Porträts zum Familienfest gibt es übrigens auch: Fotograf Anton Corbijn, der zudem die Teaser gedreht hat, fotografierte die Models in den Haute-Couture-Salons auf der Rue Cambon 31, die kürzlich neu gestaltet wurden. Silvia Ihring

Bestes Tüll-Theater

Irgendwo auf der Welt werden wieder grandiose Feste gefeiert, für die Frauen grandiose Ballkleider benötigen. Für eben diese Frauen entwirft Giambattista Valli. Seine neuen Haute-Couture-Entwürfe suggerieren, dass es durchaus weiterhin Nachfrage gibt nach extravaganter Mode für besondere Anlässe. Die potenziellen Kundinnen müssen das Angebot jedoch anstatt am Rande eines Laufstegs am Bildschirm sichten. Auch da macht Vallis Kollektion viel her: Voluminöse Roben aus mehreren Tüllschichten, Ärmel, aus denen Straußenfedern wie kleine Sträuße hervorsprießen, Minikleider, die von bodenlangen Umhängen begleitet werden. Die Farben sind rot, rosa, gelb oder elegantes schwarz und weiß, im Film zur Kollektion werden die skulpturalen Silhouetten Gebäuden aus Sevilla gegenübergestellt. Die Idee: Auch diese Kleider sind ein Stück architektonische Kunst. Man beneidet jene, die sie derzeit ausführen dürfen.

„The word „magic“ is often used when discussing couture. And it is magical. But behind the magic is a human hand and a human dedication. This collection is a tribute to both the work behind the magic—and the magic itself.“

Daniel Roseberry for Schiaparelli.  

Haute Couture Spring-Summer 21.

Collage to Go

Wenn Modedesigner sich von Künstlern inspirieren lassen bedienen sie sich meist an Farben, Motiven oder Mustern. Jonathan Anderson schaute für seine neue Loewe-Herrenkollektion auch auf die Methode seines Vorbilds: Die Collage. Der Künstler und Schriftsteller Joe Brainard, der 1994 verstarb, experimentierte zu Lebzeiten mit allen möglichen Medien, Comics, Grafiken, kleinen Handarbeiten – ein Buch, das die Loewe-Kollektion begleitet, dokumentiert eben diese.

Seine Collagen zitiert Jonathan Anderson mit Pullovern, die sich selbst zu vervielfältigen scheinen, mit Prints von Brainard-Kunstwerken, die wie zufällig auf Blazern auftauchen. Ebenso vielfältig ist der eklektische Mix aus subkukturellen Einflüssen in der Kollektion: Punk-Lederhosen, Grunge-Strick, Hippie-Blumen – alles vereint sich zu einem bunten Allerlei, in dem dennoch eine Vision deutlich wird.

Happiness is nothing more than a state of mind.

LOEWE F / W 2021