Ende November wurde bekannt, dass Alessandro Michele Gucci verlassen hat. Seitdem rätselt die Modewelt, wie der Look der Marke in Zukunft aussehen wird. Weiterhin so verhuscht und überdreht wie in den knapp acht vergangenen Jahren? Wird’s wieder so minimalistisch und sexy wie unter Tom Ford? Oder mal ganz anders? Vorübergehend ist noch das Designteam für alle Entwürfe verantwortlich. Dessen Frauenkollektion für den kommenden Herbst will sich nicht auf eine Stilrichtung festlegen, und das soll auch gleich von Showbeginn an klar sein. Der erste Look ein Duett aus hüftschmalem Rock und glitzerndem Micro-Bikini-Oberteil (erinnert an das Gucci von Tom Ford). Ein Trio aus weiter Hose, Cropped-Strickpullover und einem darunter hervorblitzenden Hemd (erinnert an das Gucci von Alessandro Michele). Und ein grauer Mantel, so dünn wie ein Baumwollkleid und mit doppelreihiger Knopfleiste (kennt man so von Gucci nicht). Es gibt weite Jeans und Hüfthosen aus Samt mit Schlag, klassische Trenchcoats und ausladende Pelze, Lederjacken und halbtransparente Glitzerkleider, spitze Pumps und schwere Sneakers. Man kann das alles etwas zu beliebig finden, oder aber, dass es genau die richtige Basis für die Person schafft, die über Gucci schon bald ganz allein entscheiden wird. Im September zeigt Sabato De Sarno seine erste Kollektion.

gucci

Ein strahlendes Lächeln auf dem Laufsteg? Gibt es nur selten zu sehen. Umso erfreulicher, dass bei der Emporio-Armani-Show ein Model gar über den ganzen Laufsteg lächelte. Als Hintergrund wurde ein überdimensionales Porträtfoto von Naomi Ditzler angebracht, das 1994 in einem Armani-Magazin abgedruckt wurde. Nun saß Ditzler auch als Gast im Publikum. Botschaft: Nahbarkeit zählt mehr als Coolness und superiority. Dazu passt Giorgio Armanis nächste Kollektion, die beeinflusst ist vom Elisabethanischen Theater, also einer Bühne für das Alltägliche. Knöchellange Mäntel, Bermuda-Shorts, Kurzjacken und Longblazer für tagsüber. Abends dann Samtanzüge, Minikleider mit XL-Pailetten und seidig glänzende Hosen. Alles locker und fließend geschnitten. Nicht zugeschnürt, sondern unbeschwert.

TOD’S

Backstage nach der Show erklärte Walter Chiapponi die neue Tod’s-Kollektion so: „Ich habe mit klassischen Stücken der Männergarderobe gespielt, sie manipuliert und aufgebrochen.“ Er hat die Knöpfe von Peacoats mit Leder überzogen, Bomberjacken aus Napa erdacht, bodenlange Mäntel mit Schulterpolstern und einer schmalen Taille versehen und Boyfriend-Blazer mit asymmetrischen Knopfleisten versehen. Dem gegenüber hat er ein paar wenige (und für Tod’s neue!) ultrafeminine Kleider gestellt; sie kunstvoll drapiert, mit glitzernden Stickereien versehen und kurz unterm Knie enden lassen. Macht unterm Strich: „Eine Garderobe für Frauen, die stark und sexy sind“, so Chiapponi.

So lässt es sich den ganzen Tag im Bett bleiben?! Der Gedanke ist beim Anblick der weißen Tops und Röcke durchaus erwünscht. Wattiert und gesteppt sind sie wie dicke Daunendecken. Das Cocooning-Thema, also der Rückzug in die Privatsphäre, hat für Miuccia Prada und Raf Simons bereits im Januar bei der Show zur Herrenkollektion eine wichtige Rolle gespielt. Bei den Frauen wird es nun noch einmal vertieft. Der Titel der Kollektion: „Taking Care“. Neben den gepolsterten „Pillow Pieces“ zeigen Prada und Simons deshalb auch schwere Wollmäntel, Lederblazer und -kostüme. So viel zur schützenden Funktion von Mode. Es gibt aber ja auch noch eine emotionale Funktion, dank der man besser durchs Leben kommt. Für gute Laune wollen Prada und Simons im kommenden Herbst mit Bleistifthosen und schmalen Office-Kleidern in Pastellfarben sorgen. Wem das nicht reicht, kann sich über applizierte Blumen auf Röcken freuen, die wiederum so seidig und strahlend weiß sind, dass man bei ihrem Anblick schnell ans Heiraten denken muss. Auch das ist erwünscht. „Das tägliche Leben verdient schöne Dinge. Denn jeder Tag im Leben zählt“, sagt Miuccia Prada. 

PRADA

Die Max Mara-Inspiration für den kommenden Herbst: Émilie du Châtelet. Émilie, who? Und genau darum geht’s: Das Modehaus ehrt mit seinen Kollektionen häufiger mal Frauen, deren Werke auf keinen Fall in Vergessenheit geraten sollten. Ohne Vergangenheit bekanntlich keine Gegenwart, also aufgepasst! Émile du Châtelet lebte im 18. Jahrhundert und war Mathematikerin und Physikerin. Sie verschaffte sich Zugang zu Clubs, in denen eigentlich nur Männer zugelassen waren, indem sie sich als Mann verkleidete. Sie übersetzte die wichtigsten Werke von Isaac Newton aus dem Englischen, trieb die Aufklärung voran und forderte die Teilhabe von Frauen an allen Menschenrechten (ihr Lover war übrigens Voltaire).

  Alles schön und gut, aber wie übersetzt man das in eine Kollektion? „Nicht zu pompös, immer mit einem frischen Auge“, sagt Max Maras Kreativdirektor Ian Griffith. Aus der Zeit von damals sind deshalb nur Details, wie zum Beispiel an Kleidern und Mänteln weich fallende Rückenfalten; im Fachjargon Watteau-Falten genannt. Korsagen sind durch breite Hüftgürtel angedeutet. Die Highlights der Kollektion sind jene Looks, die Dinge aus der (vermeintlichen) Männer- und Frauengarderobe miteinander mischen. Hemden unter Tube-Tops, geschlitzte Röcke zu klobigen Stiefeln. „Cosy, und tragbar!“

MAX MARA

Schon Marco de Vincenzos Debüt-Kollektion vor sechs Monaten war eine ziemliche Ansage: Mit ultrakurzen Röcken, Bralets und Baggy-Pants hatte er Etro auf Jugendlichkeit getrimmt, um die Marke für neue Zielgruppen zu öffnen. Die für das Haus so typischen Boho-Kleider und das Paisley-Muster waren kaum zu sehen. Über seiner zweiten Kollektion schwebt nun ganz offiziell der Begriff „radikal“. „Er kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Wurzeln“, sagte de Vincenzo. „Aber ich bin nicht hier, um etwas zu zerstören, sondern um es zu bewahren.“ Passend dazu hat er die Show-Location, den Innenhof vom Palazzo Senato, mit Absperrbändern und Schutzvlies zur Baustelle umdekorieren lassen. Weniger Abriss, mehr Sanierung. Das Paisley-Muster ist jetzt wieder präsenter. Die Boho-Kleider ziehen sich wie ein roter Faden durch die Kollektion, kombiniert zu Tartan-Wolldecken und schweren Cardigans. Dazwischen taucht immer wieder ein Piece auf, das aktuell zum Riesentrend bei der Generation Z avanciert: das Poloshirt-Kleid. De Vincenzo präsentiert es in einer gestrickten Version und mit Fransen am Saum. Alles drin im Bild: Was Etro in der Vergangenheit war und in der Zukunft sein soll. 

ETRO

Dear Instagram, this is not Jennifer Coolidge. This is the world’s best transformation artist Alexis Stone.

“Sex positivity is something amazing. We like to play at Diesel, and we are serious about it. Have fun, respect each other, be safe. For Sucsexful Living!” Glenn Martens, creative director of Diesel.

DIE NEUE AUSGABE

Wir wollten mal etwas ausprobieren, wir nennen es ICON°Motion. Eine Reportage in Film und Wort von einem Happy Place. Eine kleine, glückliche Auszeit. Also fuhren wir zum Saisonauftakt nach St. Moritz. 

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FOTOS: NICOLAS KAWOHL
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Zum Saisonstart sind viele der Modeleute da. Armani Lud zur Schmuck- und Uhrenpräsentation im „Kulm“ und zur „Trunk Show“ in einem Freiluft-Unterstand im Badrutts Park vor dem alten Stadion. Dort fanden einst die olympischen Wettkämpfe im Eisschnelllauf, Eishockey und Eiskunstlauf statt. MEHR HIER

Fotos Nico Kawohl

Stylist Jenke Ahmed Tailly vor dem Pullman Dakar

Sie nennen Dakar manchmal das Los Angeles von Afrika. Wegen seiner Weitläufigkeit am Meer, aber vor allem wegen der Kreativität, die hier Raum und Ausdruck findet. Auf dem „Soumbedione Market“ wird tatsächlich traditionelle Handwerkskunst verkauft, der Blick in die „Fabrik“ ist erlaubt. Dem TÜV würde schwindelig. Hier finden Sie mehr aus unserem Dakar Diary.

FOTOS STEFAN DOTTER

Guccis Game

Wie sehr das italienische Modehaus Gucci dem Spielerischen verfallen ist, offenbart schon ein Blick auf aktuelle und vergangene Kollektionen. Gemeinsam mit der ESL FACEIT Group, einem Unternehmen für Online-Games und E-Sports, will man auch digital ganz oben mitspielen. Nachdem 2022 die Gucci Gaming Academy eröffnet hat, die aufstrebende Gamer beim Karrierestart unterstützt, folgt mit GG Legends nun eine Serie von Dokumentarfilmen, die die Höhen und Tiefen der Branchen-Stars auf dem Weg an die Spitze zeigen. Den Auftakt macht Jorien „Sheever“ van der Heijden, E-Sports Moderatorin und Pionierin für Frauen im Gaming-Bereich. Sie versteht sich als Kämpferin – egal, ob es um ihr Durchsetzungsvermögen im von Männern dominierten Gaming oder dem Kampf gegen ihre Brustkrebserkrankung geht. Ihr Antrieb? Der unbedingte Wille, zu gewinnen.