„Rosen sind nicht immer rot“ stand auf einem Longsleeve geschrieben. Darunter leuchtete ein riesiges Rosenmotiv in eisigem Blau, mit Blüten, die zu zerschmelzen schienen. Wenn eine „English Rose“ nicht immer dem Klischee entsprechen muss, dann muss auch „Britishness“ sich nicht den Erwartungen anpassen, die von Geschichten über Königshäusern, schlechtem Wetter, vornehme Reserviertheit und Pub-Kultur geprägt wurden. „Britishness“ kann auch heißen, sich mit diesen Erwartungen auseinanderzusetzen und ihnen eine extreme, unerwartete Interpretation all dieser Dinge entgegenzusetzen. Eben das hat Daniel Lee bei Burberry getan.
Rosen aus London



So aufgeregt hat man in London im Vorhinein einer Show schon lange nicht über ihren möglichen Effekt geschnattert. Das Set sah vielversprechend aber nicht dramatisch aufwendig aus: Karierte Decken und Wärmflaschen lagen auf den Sitzen. Manche Decken waren in einem intensiven Blau getaucht, das gleiche Blau, das Lee nun für die Wiederbelebung des berühmten Prorsum-Logos gewählt hat. Auch in der Kollektion tauchte es auf, an Mänteln und einem von Kopf bis Fuß karierten Look aus Hemd und Hose. Lee ist alles andere als zimperlich mit dem Karo umgegangen. Es bedeckt teilweise jeden Schal, Strumpfhose oder Pullover im XL-Formal. Wie aufgeblasen wirkten auch die Fellhüte und ebenso haarige Schnürschuhe.
Wo es ging, integrierte Lee Details, die in irgendeiner Weise mit Großbritannien zu tun haben: Rosenmotive, Entenprints, Quasten, die von königlichen Uniformen inspiriert sind. Dass das feine Burberry offizieller Lieferant des britischen Königshauses ist, erkennt Lee an, aber er zollt auch einem anderen Teil der britischen Gesellschaft Tribut: den Fußball- und Rugby-Spielern, den Westwood-inspirierten Freaks und Punks. Lee selbst ist nicht in den poshen Londoner Stadtvierteln oder Vororten aufgewachsen, sondern in einer Stadt namens Bradford in Yorkshire. Er hat ein breites Bild von „Britishness“ und wofür sie steht. Jetzt muss er es nur noch verkaufen.












