Von Leichtigkeit ist an dem grauen Januartag im Fotostudio in einem ehemaligen Fabrikgebäude in Berlin Neukölln wenig zu spüren. Und es liegt ausnahmsweise mal nicht am Wetter, oder daran, dass hier sechs sendungsbewusste Frauen in knapp bemessener Zeit zu einem Gruppenfoto arrangiert werden müssen. Eigentlich geht es um alles andere. Um die ganz großen Themen wie Leben und Tod, Kampf und Hingabe, und darum, was es unter Umständen bedeuten kann, in der heutigen Zeit für Frauenrechte einzustehen.
Vor knapp einem halben Jahr wurde Mahsa Amini von der iranischen Sittenpolizei ermordet, weil ihre Kopfbedeckung nicht deren Vorstellungen entsprach. Daraufhin erhoben sich die Frauen im Iran, um gegen ein Regime zu protestieren, das ihnen die Freiheit abspricht, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, was sich schon in banalen Dingen wie Kleidung äußert. Seitdem reißen die Proteste nicht ab und die iranischen Männer haben sich an die Seite der Frauen gestellt. Auf der ganzen Welt, auch in Deutschland, hallte der Ruf „Woman. Life. Freedom“ nach. Für die Modedesignerin Leyla Piedayesh, die Filmproduzentin Minu Barati Fischer sowie die Schauspielerinnen Sarah Sandeh, Pegah Ferydoni, Jasmin Tabatabai und Melika Foroutan haben die Ereignisse dort zusätzlich eine persönliche Qualität: Sie und ihre Familien gehören zur iranischen Diaspora. Die meisten von ihnen wurden im Iran geboren und kamen als Kinder im Zuge der Revolution von 1979 nach Deutschland. Was ihre Familien nicht zurückließen, war die Hoffnung und auch die Verzweiflung über die Zustände in ihrer Heimat. Regelmäßig gab es dort Proteste, die bald wieder verebbten. Nun, so scheint es, haben die Demonstrationen eine neue Qualität erreicht. Der Funke ist übergesprungen, und auch diese deutschiranischen Frauen versuchen mit ihren Mitteln, das Feuer nicht verglühen zu lassen. Ihre Geschichten und Einschätzungen teilten sie im Gespräch, das sich hier in Auszügen findet.