Studiopepe
Hannes Peer
Eligo Studio
Marcante-Testa
Massimo Adario
Giuliano Andrea dell’Uva

Wie Design in einer perfekten Welt aussieht? Für die „Campo Base“ Ausstellung auf der Mailänder Designwoche haben sechs italienische Architektur- und Interieur-Büros (Studio Pepe, Hannes Peer…) diese Frage zu beantworten versucht. Entstanden sind verschiedene Welten, hypothetische Orte, in denen die Idee häuslicher Intimität verhandelt wird. Ein Stoff-Tunnel leitet den Weg durch die gemeinsame Szenerie, die mal Illusionen, mal metaphysische Ideen und auch die Leere offenbart. Kuratiert von Federica Sala. Bis zum 23. April.

Der größte Luxus, den sich die Luxusmode leistet, ist wohl der, handwerkliche Traditionen zu bewahren. Mit ihnen kommt eine Kreativität, die eine Maschine nicht leisten kann – schließlich erfordern die buntesten Ideen auch das größte Geschick. Für das „The Art of Craftmanship“ Projekt von Tod’s hat Modefotograf Tim Walker diese Symbiose neu betrachtet: In surrealen Szenen übernimmt gigantisches Werkzeug die Kontrolle über die winzigen Protagonisten – jene Handwerker von Brancadoro, die für die Herstellung der Klassiker des Hauses verantwortlich sind. Bilder und Videos erzählen mit einem Augenzwinkern die Geschichten der Di Bag und des Gommino Mokassins. Es zeigt sich: Nicht die Gerätschaft, sondern die Hände und das Wissen der Mitarbeiter sind der Schlüssel zu wahrer Handwerkskunst. 

 Das Projekt wird von einer Ausstellung begleitet, die noch bis zum 22. April im Mailänder Museo Nazionale della Scienza e della Tecnologia Leonardo Da Vinci zu sehen ist und anschließend um die Welt reist.

Erneut Carte Blanche für Altmeister Gaetano Pesce von Bottega Veneta. Seine Installation ‚Vieni a Vedere‘ (dt.: Komm und sieh)  erstreckt sich über den gesamten Store in der Via Montenapoleone in Mailand. Klar, eine Mini-Edition von Handtaschen hat er auch entworfen.

 

Fenster mit Meerblick?

Der Sommer ist ins Berliner KaDeWe eingezogen. Mitgebracht hat ihn das italienische Modehaus Prada. Fernweh kurieren können die Italiener nämlich. Einen kleinen Vorgeschmack auf die neue „Tropico“ Pop-up-Fläche, die im Herzen des Kaufhauses entstanden ist, geben bereits alle Schaufenster. Im Pop-Up zieht sich schließlich ein blau-weißes-Streifenmuster vom Boden bis zu den Wänden und führt gedanklich direkt ans Meer. Holzelemente greifen den Look der von Architekt Rem Koolhaas entworfenen Rolltreppe auf, die nicht nur das Design-Herzstück des Kaufhauses, sondern auch der Mittelpunkt des Prada-Pop-ups ist. Bis zum 17. Juni kann dort Urlaubsgarderobe geshoppt werden.

FOTOGRAF ARMIN ZOGBAUM
SET-STYLING LILO KLINKENBERG
FOTOASSISTENZ NIC OSWALD
REDAKTION GABRIELE THIELS

AUF EINER WELLE

Wie grandios es aussieht, wenn zwei vom gleichen Schlag einen Store für Louis Vuitton entwerfen, sehen Sie hier. Frank Gehry und Peter Marino taten es in Seoul. Gleichzeitig erinnert das Glassegel-­gleiche Dach an die Fondation Louis Vuitton in Paris, die ebenfalls von Gehry entworfen wurde. Weitere spektakuläre Bauten des Modehauses zeigt der Bildband „Louis Vuitton Skin: Architecture of Luxury“ ( Assouline) mit Texten von Pulitzer­Preisträger Paul Goldberger.

ITALIAN HIGH TEA

Alles Banane? Nö, Pistacchio! Im ikonischen Grün bringt Prada italienisches Flair und Gebäck ins Londoner Harrods. So akkurat orchestriert die Auslage auch erscheinen mag, im temporären „Prada Caffè“ ist alles essbar – gern auf einem der samtenen Sofas vom blass blauen Porzellan. Das einzig englische? Beim Espresso darf man sich hier getrost Zeit zum Genießen lassen. Bis 7. Januar

Wie nachhaltig kann Luxustourismus sein? Unter welchen Umständen hat er einen positiven Einfluss auf den Ozean und die Umwelt? Ein Reise entlang der Ostküste Afrikas, die die Möglichkeiten und Herausforderungen für eine bessere Zukunft auslotet.

 

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An der Brezel rechts raus

Keine Sorge, hier landet niemand unverhofft im Kaninchenbau. Dieses kleine Wunderland wurde als „Oudolf Garten“ vom niederländischen Designer Piet Oudolf für den Vitra Campus geschaffen. In der Ausstellung „Garden Futures: Designing with Nature“ thematisiert er neben vielen anderen Grünflächen ihre Bedeutung für Auge und Seele. Bis 3. Oktober, Vitra Design Museum, Weil am Rhein

© Vitra, Foto: Dejan Jovanovic

Reims, Berlin, Cheers! 

Die kreative Verantwortung im Zuge einer Carte Blanche abzugeben, bedeutet in der Kunst- und Kulturwelt immer, neue künstlerische Höhepunkte zu erreichen. Das Champagnerhaus Ruinart veranschaulicht dieses Prinzip jährlich, wenn es Künstler beauftragt, ihre Vision von der Maison zu visualisieren. In diesem Jahr zeigt die französische Bildhauerin Eva Jospin für das Projekte „Promenade[s]“ mit Stickereien, Zeichnungen und einer skulpturalen Landschaft aus Karton und Wellpappe ihren Blick auf die kleine Stadt Reims in der Champagne, aus der das Unternehmen stammt. Die Arbeiten sind vom 27. April bis 2. Mai im Berliner Pop-up „Ruinart Maison 1729 – From Reims to Berlin“ zu sehen, bevor sie für die Art Basel und die Frieze Art Fair um die Welt gehen. Amtsalon (Kantstraße 79, Berlin), täglich von 12 bis 20 Uhr geöffnet.

Fifty & Fabulous 

Mit dem 50. Geburtstag geht nicht nur erfahrungsbedingte Weisheit einher, sondern häufig auch der Wunsch, sich in Zukunft neu zu erfinden. Deswegen besinnt sich Timberland für das 50-jährige Bestehen seines Bestsellers – dem „Original 6 Inch Boot“ – gleichermaßen auf Vergangenes und Künftiges: Für das Projekt „Future73“ gestalten sechs Visionäre eine von der Zukunft inspirierte Version des Klassikers. Die Handwerkskunst wurde perfektioniert und ein Modell entwickelt, das nach ausgiebigem Tragen zerlegt und vollständig recycelt werden kann. Den gestalterischen Auftakt macht Schauspieler und Designer Edison Chen mit einem Schuh, der sich auf die chinesische Kultur und die buddhistische Achtsamkeits-Lehre stützt. Alle weiteren Capsule Collections von Nina Chanel Abney, Samuel Ross, Suzanne Oude Hengel, Humberto Leon und Christopher Raeburn werden im Laufe des Jahres lanciert und sind online sowie in ausgewählten Stores erhältlich.

WELT AM SONNTAG IM NORDEN

Es war der Traum zu dieser Welt. Dreißig Jahre ist es her, dass Maria Grazia Chiuri, die Kreativdirektorin bei Dior Woman, mit den Chanakya Ateliers in Mumbai eine Adresse fand, an der ihr ausgeprägtes Faible für Stickerei-Kunst umgesetzt und perfektioniert wurde, während in ihrer Heimat Italien diese Kunstfertigkeiten eher in den Hintergrund trat. Seither sind die Bande eng. Am Donnerstagabend wurde der Höhepunkt dieser langen Freundschaft mit einer in Indien noch nie dagewesenen Show zelebriert.

 Und das vor dem „Gateway of India“, im vergangenen Jahrhundert zu Ehren von König George und Queen Mary direkt am Arabischen Meer gebaut, ein steinerner, riesiger Willkommensbogen. An diesem Abend stand davor noch ein Tor, ein indischer Toran, die typischen, ganz individuellen Türvorhänge, mit denen Gäste willkommen geheißen werden. Dieser war handgefertigt von der Chanakya School, eine Liebeserklärung an Dior, dadurch schritten 100 Models mit Maria Grazia Chiuris Antwort: Einer Prefall-Kollektion, die das Handwerk ehrte, das Land, die Kultur und die Strecke Indien Frankreich, Paris-Mumbai hin und zurück legte. Eine ihrer schönsten je. Kultureller Austausch in seiner wahren, kostbaren Form. #moretocome

DIE NEUE AUSGABE

 IN WELT AM SONNTAG

Jeremy Scott verlässt Moschino

Ein bisschen Spaß muss sein, auch in der Mode. Kein Designer der Gegenwart versteht das so gut wie Jeremy Scott. Seine erste Moschino-Show war ein Big Bang: Zu Beginn Kostüme und Kleider im Rot und Gelb von McDonald’s, dazu Taschen mit einem geschwungenen „M“, das ans Logo der Fast-Food-Kette erinnerte. In der Mitte Spongebob-Strick und zum Schluss Kleider mit Chipstüten-Print. Was Jeremy Scott für den Herbst und Winter im Jahr 2014 erdachte, war eine Hommage an den schnellen Konsum. Nicht jeder in der Modewelt fand es lustig. Darf Luxus so etwa nicht aussehen? Dass er es darf, hat der Amerikaner allen Kritikern bewiesen, indem er beständig und überaus erfolgreich weitermachte mit seiner Mode. Die pinken Barbie-Kleider, die Minikleider mit „Sale“-Aufdruck im XL-Format und die Jackie-Kennedy-From-Outer-Space-Roben rissen ihm die Kundinnen aus den Händen. Mode als Performancekunst – perfekt inszeniert für die Instagram-Zeitalter. Nach zehn Jahren tritt Jeremy Scott nun von seinem Posten zurück. „Ich bin stolz auf das Erbe, das ich hinterlasse“, sagt er. Kann er auch. Über sein Moschino konnte man nicht nur lachen, man wollte darüber nachdenken. Ein Nachfolger wurde noch nicht bekannt gegeben.