„Lächeln scheint mir die Antwort auf das Leben“
Etwas, das nur oberflächlich glänzt, will heute niemand mehr, davon ist Schauspielerin Julia Roberts überzeugt. Das gilt für Juwelen wie für Menschen.

Julia Roberts wearing Chopard Haute Joaillerie earrings_portrait©Picture by Alasdair McLellan for Chopard.
Tolle Brille! Wo kommt die her?“ So eröffnet Julia Roberts das Gespräch. Schlagartig sind alle Bedenken aufgelöst, die die strengen Fragen nach den Fragen im Vorfeld, die Zeitansage von nur 15 Minuten für’s Gespräch erzeugt hatten. Weder die Vorlage der Fragen noch die Zeit halten wir ein. Julia Roberts ist genauso, wie man sie sich vorstellt, wenn man ihre Filme gesehen, ihre Auftritte beobachtet, ihre Stimme gehört hat. Nur zierlicher ist sie, als es auf der Leinwand erscheint. Die roten Haare ein Traum, die Gesichtszüge echt und das Lächeln wirklich eine Superkraft. Sie hat die Aura eines wahren Stars und ist dabei der Typ Frau, der Kaffee auf den Küchentisch stellt: Lass mal quatschen. Und dann irgendwann den Wein rausholt.
Sie hat einen Werbevertrag mit der Uhren- und Schmuckfirma Chopard. Der Wert von tatsächlicher Freundschaft zur Eigentümerfamilie Scheufele zählt extra. Auf der Uhrenmesse Watches & Wonders in Genf hat sie mit dem Geschwisterpaar Caroline und Karl-Friedrich Scheufele deren neue Nachhaltigkeitsinitiative vorgestellt, den Einsatz von recyceltem Stahl für Uhren. Vorbildlich für die Branche. Für Julia Roberts echtes Bonusmaterial im Ansehen ihrer Kinder.







Behind the Scenes pictures by Greg Williams
Lassen Sie uns über Freude sprechen. Wie wichtig ist Lächeln?
Es hat eine große Bedeutung! Es erscheint als Antwort auf das Leben. Ich habe vieles, worüber ich lächeln kann. Aber ich weiß, es gibt viel Kummer und Existenzkämpfe, und ich denke, ein Teil unserer Verantwortung liegt darin, einander zu helfen. Manchmal hilft schon eine Umarmung, ein Lächeln oder einfach mal jemand Unbekannten auf der Straße nett zu grüßen.
Das Große in den kleinen Gesten?
Ja. Kürzlich war ich auf einer Konferenz mit brillanten Köpfen und großen Namen der Industrie. Einer sagte: „Wichtig sind die großen Ideen und groß zu denken.“ Ich antwortete: „Bei allem Respekt, warum muss es groß sein? Warum kann es nichts Kleines sein?“ Wie so ein Gespräch zwischen uns beiden hier, wir haben doch eine tolle Zeit. Im Großen verlieren sich Möglichkeiten.
Keiner hat wohl ein so zauberhaftes Lächeln wie Sie. Ist es Ihnen schon mal passiert, dass jemand skeptisch reagiert hat?
Tatsächlich gibt es viel Angst und Misstrauen in der Welt, und ja, man muss unmittelbar um sich herum den guten Willen fördern.
Erhebungen zeigen, dass sehr viele junge Menschen Ängste haben, ein globales Phänomen. Wie können wir glückliche Menschen großziehen?
Oh, ich wünschte, ich hätte eine Antwort darauf. Es ist einfach herzzerreißend. Die Statistiken über die psychische Gesundheit, Selbstmordraten, Waffengewalt sind schwer zu begreifen. Es gibt das Buch einer wunderbaren Schriftstellerin, Anne Lamott, es heißt „Bird by Bird“, und daran denke ich, wenn ich versuche, ein Problem zu lösen oder beim Arbeiten. Stück für Stück, so versuche ich die Dinge anzugehen. Und das fängt tatsächlich damit an, dass man seine Nachbarn anlächelt.
Weil kleine Gesten glücklich machen?
Zum Beispiel der Mann vom Lieferdienst, der zu uns kommt, er nennt mich Frau M. – Moder ist mein Nachname –, und jedes Mal freue ich mich, es ist so lieb gemeint. Auch wenn das jetzt vielleicht etwas übertrieben klingt.
Das Miteinander in der Gesellschaft hat seinen Wert verloren. Wann fing das an?
Es kommt schleichend. Wenn zum Beispiel Freunde länger nicht bei uns waren, sagen sie zu den Kindern: „Oh, mein Gott, ihr seid so gewachsen, ihr seht ja so erwachsen aus!“ Ich sehe das natürlich auch, aber nicht auf die abrupte Art. Und so ist es auch in der Welt, wenn sich etwas ändert.

Karl-Friedrich und Caroline Scheufele und Julia Roberts auf der Watches & Wonders
Warum arbeiten Sie mit Chopard?
Ich mag die Scheufeles einfach, sie sind sehr nette Leute, und mein Kompass ist auf Familie ausgerichtet, so bin ich aufgewachsen, so habe ich bisher gelebt, meine Eltern haben mich so erzogen, so leben mein Mann und ich unser Leben – die Familie ist einfach das Zentrum. Für eine große, global bekannte Firma zu arbeiten klingt für mich furchterregend. Aber hier steht eine tolle Familie dahinter, es gibt ein familiäres Klima, auch mit den Menschen, mit denen ich arbeite und die nicht mit der Familie verwandt sind. Das ist mir sehr wichtig.
Ist Nachhaltigkeit die richtige Definition von Luxus?
Das macht es großartig: Luxus, der zugleich stärkt und ermutigt! Nur Glitzer will doch keiner mehr. Ich bin beeindruckt, wenn ein Unternehmen freiwillig den richtigen Weg geht. Denn es braucht viel Zeit und Geld, viel Recherche, viel „Trial and Error“ und, wissen Sie, Stahl ist etwas, mit dem ich mich in meinem Leben nicht gerade viel auseinandergesetzt habe. Aber jetzt genieße ich die Beschäftigung mit dem Thema. Weil ich mich darüber mit meinen Kindern beim Abendessen unterhalten kann. Sie wissen so gut Bescheid über Nachhaltigkeit! Ich meine, junge Leute sind heute so viel besser informiert als früher, als ich jung war. Jedenfalls kann ich durch Chopard nun mitreden. Und die Trommel schlagen. Das macht mir Freude.
Wir sind hier umgeben von Preziosen, wir müssen einfach über „Pretty Woman“ reden …
… die Szene mit der Kette.
Ja. Mit dem kostbaren Collier – und eleganter Abendrobe – wird aus der „Bordsteinschwalbe“ Vivian eine bewunderte Frau. Empowerment de luxe, quasi. Geht es Ihnen selbst manchmal ähnlich?
Oh, ja! Heute Morgen etwa dachte ich, ich möchte 20 von diesen Armbändern anlegen, die sie mir zeigten! Sie antworteten leider klug: „Das reicht so“… das Funkelnde, sich in Schale zu werfen, ich mochte das immer. Schon als ich früher den Modeschmuck meiner Mutter anzog und mich so chic fand.
Schmuck triggert ja selbst bei sonst eher nüchternen Leuten ungeahnte Emotionen.
Weil Schmuck eine Form von Kunst ist, besonders ist. Ich habe Glück, ich habe zwei Söhne, die ich vergöttere, aber ich habe auch eine Tochter, und es ist wirklich interessant zu sehen, wovon sie angezogen wird. Funkeln übt eine magische Sogwirkung aus.

Julia Roberts und Inga Griese
Wie halten Sie es damit im Alltag?
Ich neige zu „alles oder nichts“, entweder ich habe nur meinen Ehering und meine Uhr oder zehn Ketten. Je nach Stimmung. Und der Zeit, die ich morgens habe, um mich fertig zu machen.
Hat sich Ihr Geschmack verändert?
In meinen Zwanzigern habe ich viel Silber und Türkis getragen. Ich trug solche Armreifen (sie spannt die Hand über ihren Unterarm), ich habe sie heute noch, aber sie sind so schwer, und ich denke mir: „Meine Güte, wie konnte ich so was tragen!?“ Heute finde ich filigranere Sachen besser.
Sind Sie eine glückliche Person?
Das bin ich!
(Sie hält inne, beugt sich mit ihrem Strahleblick über den Tisch, als hätten wir gerade einen Pakt geschlossen.)
Sie scheinen mir auch eine glückliche Person zu sein.
Weil ich sehr dankbar bin für all die Möglichkeiten, so als Frau im Westen.
Wenn einem bewusst ist, welche Probleme man schon mal nicht hat!

Julia Roberts in Chopard ©Greg Williams
„Wenn man jemandem in die Augen schaut und lächelt, ist es ansteckend.“

Als berühmte Frau, wie nutzen Sie Ihre Stimme, wie unterstützen Sie andere Frauen?
Das ist knifflig, weil der Radius so groß ist. Ich würde lieber mit einer Person zusammensitzen und hören, was ihre Probleme und die Herausforderungen sind. Ich würde versuchen, sie dazu zu bringen, nach vorn zu schauen oder aus einer Situation herauszukommen. Das wäre wohl meine zweite Karriere, die einer Therapeutin ohne Lizenz.
Apropos, wie gehen Sie mit dem Älterwerden um?
So weit, so gut. Nur – als wir damals unser Haus bauten, sagte ich zu meinem Mann, mach das Licht doch so, dass ich in keinem Raum älter als 30 aussehe. Na ja, inzwischen hätten meine Augen es schon gern heller.
Und da ist es wieder, das ansteckende, gurgelnde Lachen.