Freunde fürs Leben 

Auf Basics im Kleiderschrank sollte immer Verlass sein. Zeitlos, langlebig, nachhaltig. Wohingegen sich manche Modeketten oft schönfärberisch mit „Conscious“-Labels rühmen, steckt beim Independent-Label Phyne echtes Umweltbewusstsein dahinter. Bei ihrer Produktion mit Bio-Baumwolle wird weniger Wasser verwendet, weniger CO2 ausgestoßen und auch keine toxischen Chemikalien eingesetzt. Und die Schnitte? Sind ebenfalls wirklich fein. Das zeigt sich auch bei der neuen Sommerkollektion „Endless Summer“, die mit ihren Claims auf die Erderwärmung aufmerksam macht.

AIN’T NO TRASH

Bei ihrem Umzug von Berlin nach Hamburg wurde Linda Käckermann bewusst, dass sie fast ausschließlich Secondhand- und Vintage-Möbel besitzt. „Mit ,Ain’t no trash‘ möchte ich meinen Instinkt für individuelle Design-Möbelfunde zugänglich machen und zeigen, wie eine nachhaltige Einrichtung aussehen kann“, so die 30-Jährige, die mittlerweile quer durchs Land fährt, um Einzelstücke aus Designepochen wie Bauhaus oder Space-Age-Ära aufzuspüren; verkauft werden zum Beispiel Objekte wie den „Flying Carpet“ von Simon Desanta für Rosenthal. Und wer nach einer besonderen Location sucht: Das Niendorfer Studio lässt sich mieten.

Yves Saint Laurents Kleid ist ein Hommage an Piet Mondrian (Herbst/Winter 1965, das sich auf Mondrians Komposition in Rot, Blau und Weiß II, 1937 bezieht) Fotograf: Yves Saint Laurent @ Nicolas Mathéus Yves Saint Laurent/Nicolas Mathéus/Centre Pompidou, MNAM-CCI, Dist. RMN-Grand Palais / Jacques Faujour
Yves Saint Laurent, fotografiert von Jeanloup Sieff i 1971. Credit: Estate of Jeanloup Sieff/Centre Pompidou, MNAM-CCI, Dist.
Eine YSL-Jacke aus der Herbst/Winter-Kollektion 1979, inspiriert von Pablo Picassos Porträt von Nusch Éluard (1937). Foto: Succession Picasso – Gestion droits d’auteur/YVES SAINT LAURENT AUX MUSÉES
YSL-Jacke aus der Frühjahr/Sommer-Kollektion 1971, inspiriert von Martial Raysse’s Made in Japan-La Grande Odalisque (1964). Credit: YVES SAINT LAURENT AUX MUSÉES
Der französische Industrielle und Mäzen Pierre Berge war Mitbegründer des Modehauses Yves Saint Laurent Couture und Lebenspartner von Yves Saint Laurent. Hier wird er hinter der Bühne des Hotel Meurice fotografiert, als er die Show inszeniert, während Yves Saint Laurent ein Kleidungsstück des Models zurechtrückt. Foto: Derek Hudson/Getty Images

Auf nach Paris!

60 Jahre ist es her, dass Yves Saint Laurent seine erste Modekollektion in Paris zeigte und sein Werdegang zum einflussreichsten Couturier des 20. Jahrhunderts begann. Zu diesem Jubiläum huldigen nun sechs Pariser Museen sein Schaffen unter der Gruppenausstellung „YSL aux Musées“, die vom 29. Januar bis zum 15. Mai 2022 zu sehen ist.

Wie Saint Laurent die Malerei auf den Laufsteg brachte, den Smoking für Frauen erfand und als erster Designer nicht nur mit weißen Models arbeitete, sind nur einige der sehenswerten Details der Ausstellungen, die im Centre Pompidou, Musée d’Art Moderne de Paris, im Louvre, im Musée d’Orsay, im Musée National Picasso-Paris und natürlich im Musée Yves Saint Laurent zu sehen. Letzteres zeigt außerdem zum ersten Mal einen Teil der größtenteils unveröffentlichten Archive des Modehauses.

31 / 01 / 2022

Back to the roots

„FRANKFURT BLEIBT THEORIE“

 Als Anita Tillmann und ihr Partner Jörg Arntz im Spätsommer 2020 verkündeten, die Premium Exhibitions GmbH würde Berlin verlassen und zukünftig mit der Messe Frankfurt kooperieren, war das mehr als nur eine strategische Entscheidung der wohl wichtigsten Player im deutschen Modemesse-Business. Es war eine Ansage und eine Absage an die Hauptstadt, die sich gern als Modemetropole sieht, aber ideologisch im Weg steht. Die Begeisterung und Finanzkraft Frankfurts war für Anita Tillmann der Energiepool, den sie, die nach der Wende überhaupt erst die Modeagenda Berlin aufgebaut hatte, in ihrer „Seelenstadt“ vermisste. Viel Enttäuschung war, zu Recht, im Spiel.

 Doch statt des großen Aufschlags in Frankfurt wurde die Messe zwangsweise digital und damit unspektakulär. Gerade wieder. Gleichzeitig hat Berlin eine neue Regierung und mit Stephan Schwarz einen Wirtschaftssenator, der die Wirtschaftskraft von Mode versteht. Und so verkündete die Unternehmerin heute Vormittag: „Frankfurt bleibt Theorie.“ Und ja, es war Erleichterung dabei. Berlin ist längst Heimat für die gebürtige Düsseldorferin mit Migrationshintergrund, wie sie es gern sagt. Kreativität, Konzepte, das ist ihr Ding, das ist Berlin. Frankfurt war dann eben doch auch mehr Männer in Anzügen. Aber: „Keiner hat etwas falsch gemacht, doch man kann so eine Idee nicht zwei Jahre lebendig halten.“

 Binnen neun Tagen, auch das typisch Tillmann, ratz fatz, haben sie nun also entschieden, dass die Premium nach Berlin zurückkehrt. Im Sommer wird dann endlich wirklich gefeiert. Und das können sie allemal am besten in der Hauptstadt. Inga Griese

Auf ein Neues

Sich in dieselbe Richtung zu entwickeln, gehört zu den Grundvoraussetzungen solider Partnerschaften. Dies gilt auch für jene geschäftlicher Natur. Etwa im Falle der Zusammenarbeit von Prada und Adidas: 2019 lancierten man den Prada for Adidas Sneaker. Jetzt folgt eine Adidas for Prada Kollektion, die unter dem Credo der Nachhaltigkeit steht. Sie umfasst neben Schuhen mit Prada-typischen Microbags auch Accessoires und Ready-to-wear Mode. Dabei treffen typische Adidas Silhouetten auf die schlichte Eleganz Pradas und handwerklichem Know-how. Alle Teile werden aus dem von den Italienern entwickelten Re-Nylon Stoff gefertigt, der durch das Recycling von Plastikmüll und Textilfaserabfällen gewonnen und beliebig oft wiederverwendet werden kann.

Courtesy MAGNIN-A Gallery, Paris. (c) Omar Victor Diop
CRAIG GREEN SS21, photography by Amy Gwatkin
Gucci Pre-Fall 2019 Men’s Tailoring Campaign. Courtesy of Gucci
Harris Reed Fluid Romanticism 001. Photographer Giovanni Corabi
Charles Coote, 1773-1774. Photo _ National Gallery of Ireland
Wales Bonner Spring Summer 2015 Afrique. Photo Dexter Lander

Was Mann trägt

Es gibt nicht viele Jobs, in denen Männer selbst bei einer erfolgreichen Karriere, selten an Erfolg und Gehalt ihrer Kolleginnen anknüpfen können. Der des Models ist so einer. Um mit diesem Schema zu brechen, nimmt das Victoria & Albert Museum für Kunst und Design nun Männermoden ins Visier. In der Ausstellung „Fashioning Masculinities: The Art of Menswear“ wird die Entwicklung der Männermode von der Renaissance bis in die Gegenwart thematisiert. Damit einher geht die Frage nach dem Wandel von Maskulinität. Präsentiert werden 100 Looks, etwa von Harris Reed oder Billy Porter, sowie 100 Kunstwerke. Ab 19. März in London.

Der glitzernde Handschuh von Michael Jackson  
Porträt von Dita von Teese, Plexiglas mit 84.000 Swarovski Kristallen
Elton Johns Outfit bei „Rocket Man“  
Katy Perrys Kronleuchter-Look  
Korsett, Schuhe und Hut mit Swarovski Kristall aus dem Film Moulin Rouge (2001) mit Nicole Kidman Courtesy of The Walt Disney Company
Detailaufnahme der Elton John-Jacke  
BJÖRKs Kleid mit 25.000 Swarovski Neonperlen und Swarovski Kristallen, 2018
Chers Original-Eröffnungskostüm mit golden Flügeln, Kopfschmuck,  getragen während ihrer Shows im Caesar’s Palace / Las Vegas, 2008
Marilyn Monroe, Replika des „Happy Birthday Mr. Kennedy“ Dress/ Replica of the ‚Happy Birthday Mr. President‘ Kennedy Dress, 2016

Stars, Sternchen, Swarovski

Mit der neuen Ausstellung zeigt Swarovski, wie ihre Kristalle den berühmtesten Bühnenauftritten des vergangenen Jahrhunderts den letzten Schliff verliehen haben. Wie zum Beispiel mit Elton Johns Jacke aus „Rocket Man“, in der er mit einer glitzernden Rakete auf dem Rücken fliegend am Piano spielte. Oder Michael Jacksons funkelnder Handschuh, den er 1984 während seiner „Victory“-Tour trug und der ihm den Spitznamen „Glove“ einbrachte.

Ebenso unvergessen ist Marilyn Monroes legendäres, mit Kristallen besetztes Kleid, mit dem sie im Mai 1962 am Geburtstagsdinner von John F. Kennedy „Happy Birthday, Mr. President“ sang. Auch wenn es von diesem Kleid in der Ausstellung lediglich eine Nachbildung zu sehen gibt (so wie von Marlene Dietrichs weißfunkelndem Dreiteiler aus dem Film „Blonde Venus“, mit dem Swarovski 1932 seine Premiere auf der Kinoleinwand feierte), sind die meisten der ausgestellten Stücke die Originale, die Cher, Dita von Teese, Lady Gaga, Katy Perry oder Beyoncé auf ihren Tourneen getragen haben. „The Art of Performance“, zu besuchen in Swarovskis Kristallwelten im Hauptquartier in Wattens, Österreich. GvB

Marie Sophie Wilson, Maria Carla Boscono, Kristen McMenamy und Designer Pierpaolo Piccioli Credit: Valentino
Credit: Valentino
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Credit: Valentino
Credit: Valentino
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Lynne Koester Credit: Valent
Credit: Valentino
Credit: Valentino
Credit: Valentino
Credit: Valentino
Credit: Valentino

Uneingeschränkte Schönheit

Es gibt niemanden, der die „Anatomy of Couture“-Show von Valentino so eröffnet wie Kristen McMenamy, das 57-jährige Supermodel. Nach vielen Luftküssen in einem schwarzen Minikleid folgte ihr eine Schar an Models, bei deren Besetzung Chefdesigner Piccioli erneut über die Grenzen des Gewohnten hinausging. Denn McMenamy war nicht das einzige grauhaarige Model; Marie Sophie Wilson und weitere altbekannte Namen wie Lynne Koester und Hannelore Knuts stiegen aus der Versenkung der 90er-Jahre auf.

Aber Piccioli mischte nicht nur verschiedene Altersgruppen. Plus-Size-Models wie Jill Kortleve und Männermodels wie Jon Kortajarenas – unüblich für eine Couture-Show. Mit dem gleichen eleganten Understatement, das für gewöhnlich seine Kleider auszeichnet, bemerkte Designer Pierpaolo Piccioli nach der Show, „Zeit für Veränderung“. Sein Ziel? „Eine Idee von Schönheit zu fördern, die uneingeschränkt ist.“ Gloria von Bronewski

Jean Paul Gaultier x Glenn Martens Haute Couture

Credit: Jean Paul Gauk
Credit: Jean Paul Gaultier
Credit: Jean Paul Gaultier
Credit: Jean Paul Gaultier
Credit: Jean Paul Gaultier
Credit: Jean Paul Gaultier

Ein pompöser Seitensprung

„Ich bin der Frau treu geblieben, die Jean Paul in der Vergangenheit kreiert hat – die reine Göttin, die Schönheit, die Hüften, was auch immer, all das Drama, das er liebte“, sagt Designer Glenn Martens über seine Kreationen für Jean Paul Gaultiers Haute Couture-Linie. Nur für eine Saison will er das Zepter übernehmen. Leider, denn kaum eine Kollektion war so inspirierend und voller Zeitgeist, wie die des Y/Project- und Diesel-Designers.

Angeführt wird die Kollektion von einem bretonischen Marinekleid mit handbestickten Details, im typischen Gaultier-Stil, das aber à la Martens mit durchsichtigem Stoff die Silhouette offenbart. In echter Martens-Manier tauchen immer wieder Y-förmige Formen auf, die dann mit Korsett-Looks und üppigen Chiffonkleidern unverkennbar auf den Gaultier der 90er-Jahre verweisen. „Ich erfinde diese ikonischen Momente auf meine eigene Weise neu“, sagt Martens. Und wie wir uns still wünschen, hoffentlich nicht zum letzten Mal.

Credit: Alaïa
Credit: Alaïa
Credit: Alaïa
Credit: Alaïa
Credit: Alaïa
Credit: Alaïa
Credit: Alaïa

Wenn Picasso heute Mode machen würde

„Es hat eine raue, magische Schönheit. Wie ultimative Göttinnen“, sagte Pieter Mulier über den Höhepunkt seiner Show für Alaïa: Die Strickkleider, die in enger Zusammenarbeit mit der Picasso-Stiftung entstanden sind. Gründer Azzedine Alaïa war ein Sammler und enger Freund des Künstlers.

Glänzende Greta-Garbo-Mäntel aus Lackleder, durchsichtige Spitzenkleidern und spanisch anmutenden Volantschlaghosen, die besonders die junge Generation auf Social Media verzückt haben. Die Strickkleider sind Kunstwerke. Ihre detailgetreue Stickereien zeichnen die Optiken von Picasso-Keramiken nach, die der Künstler in den 1940er-Jahren geschaffen hat.

Chanel Haute Couture

Spring Summer 2022

Chanel Haute Couture SS22

Im Schiaparelli-Himmel

Letztlich gehe es ihm nicht um Likes oder Celebrities, schreibt Daniel Roseberry in den Notizen zu seiner neuesten Haute-Couture-Kollektion für Schiaparelli. Das sind große Worte von einem Designer, der im vergangenen Jahr mit einigen ikonischen Celebrity-Auftritten Hunderttausende von Likes generiert hat – man denke nur an Bella Hadid und ihr „Bronchien-Kleid“ in Cannes im vergangenen Jahr. Nun weiß Roseberry aber: Solche Auftritte bringen nicht viel, wenn sie nicht irgendeine Art von Emotion hervorrufen.

Für seine erste Live-Show seit Beginn der Pandemie wollte Roseberry Emotionen mit einem möglichst einfachen Rezept wecken: Gold, schwarz, weiß. Das Ergebnis ist alles andere als einfach, sondern abgehoben, im wahrsten und besten Sinne des Wortes. Haarschmuck erinnert an Sonnen und ein Hut an einen Heiligenschein, ein goldener Ring umkreist ein Bustier wie bei einem Planeten, und aus einem schwarzen Kleid wachsen goldene Tentakel, verwandeln eine Haute-Couture-Robe in ein wundersames Fantasiekleid für einen Science-Fiction-Film. Die zugespitzten Brustpartien, für die Roseberrys Arbeit inzwischen bekannt ist, tauchen ebenso auf wie Schiaparelli-typische Hummer-Motive. Roseberry beschreibt den Himmel „als einen Ort, an den wir vor dem Chaos auf unserem Planeten hin fliehen können.“ Ganz abheben lassen möchte man ihn aber nicht. Wer sonst soll die Menschen auf Erden so schön zum Träumen bringen? Silvia Ihring

DIOR HAUTE COUTURE

SPRING SUMMER 2022

Dior Haute Couture SS 22

Spekulationsobjekte

„Was könnte in Zukunft normal sein?“, fragt der Designer Konstantin Grcic in seiner Soloschau „New Normals“ im Berliner Haus am Waldsee. Smartphones, E-Cars, Masken? Vor ein paar Jahren oder auch nur Monaten hatten wir keine große Vorstellung von diesen Dingen. Heute sind sie selbstverständliche  Bestandteile unseres Alltags. „New Normals“ nennt sie Konstantin Grcic, weil in ihnen die Zukunft schon Form angenommen hat. Das interessiert den weltbekannten Designer, denn „Design ist immer eine Projektion nach vorn“.

Und weil man die Zukunft nicht wissen, wohl aber gestalten kann, hat er sich jetzt für seine große Soloausstellung im Berliner Haus am Waldsee einige seiner berühmtesten Entwürfe vorgenommen, sie verändert und umgedeutet. Seinen „Bell Chair“ (2020 für Magis) hat er mit einem Fahrradschloss an einen Rammschutzbügel aus Stahl gekettet, seine ohnehin schon spacigen Drehhocker und -stühle  „360“ (2009, für Magis) zu einem Karussell vereint und die mobile Leuchte „Mayday“ (1999 für Flos) unter jeder Decke fixiert wie einen Rauchmelder. Noch wirken die Objekte vielleicht fremd, „Aber plötzlich könnten sie überall sein und werden uns dann als ganz selbstverständlich erscheinen“, spekuliert er. Denn die Installationen, so hintersinnig und humorvoll sie auch sind, sind nur als Vorschläge gedacht. „Zukunft, die vorgibt, eindeutig zu sein, ist Kulisse“, sagt Grcic. „Die echte Zukunft ist unvollendet“. Gabriele Thiels

 

Konstantin Grcic, New Normals (Detail), 2021, Foto: Florian Böhm

Pharrell x Tiffany & Co.

„Tiffany und ich sind verlobt“, sagte Musiker Pharrell Williams mit einem großen Lächeln unter seiner auffällig funkelnden Sonnenbrille, als er  auf der Paris Fashion Week seine neue Kooperation mit der legendären Schmuckmarke bekannt gab.

Williams betonte aber sogleich, dass es mehr eine Partnerschaft als eine Kooperation sei, denn es ginge darum, „die Dinge anders zu sehen“. Die Sonnenbrille mit 61 runden Brillanten, 18 Karat Gold und zwei Smaragden im Smaragdschliff sei nur das erste Stück der gemeinsamen Kollektion.

Sänger und Designer Kanye West mit Schauspielerin Julia Fox in Paris. Credit: dpa/Picture Alliance
Chefedesigner Nigo auf dem Laufsteg bei Kenzo. Credit: Getty Images/Kenzo Paris

Big in Japan (and Paris)

„Streetstyle war eine Rebellion, das vergessen viele. Eine Rebellion gegen die Luxuswelt“, sagt Kreativdirektor Nigo über diese ambivalente Verschmelzung, die er mit seinem Debüt nun gekonnt an die Tagesordnung bei Kenzo setzt. Der 51-Jährige, der ursprünglich mit Streetstyle-Marken wie Bathing Ape berühmt wurde, ist der erste japanische Designer an der Spitze der Marke seit Mr. Kenzo und gehört zu einem von nur zwei asiatischen Kreativdirektoren in europäischen Luxushäusern.

Nigos Ansatz bei Kenzo zeigt sich aber radikal anders, als man es von einer Streetwear-Ikone erwarten würde. Der Designer bewahrt die Geschichte des Hauses, in dem er sich vor allem auf die 70er-Jahre konzentrierte, statt auf die Wiege der Streetwear-Mode, der späten 80er- oder frühen 90er-Jahre. In der Pariser Galerie Vivienne präsentierte Nigo in denselben Arkaden seine erste Kollektion für Kenzo, wo auch Kenzo Takada vor 51 Jahren sein Debüt gab.

Seine Reminiszenzen zeigen sich neben dem Signature-Tigerlogo auch durch Retro-Blumenröcke und japanische Workwear-Latzhosen, denen er gleichzeitig etwas Rebellisches gibt, indem er Streetstyle-Elemente wie dunkelblaues Raw Denim verwendet und die Looks zu übergroßen Berets und hochgetürmten Wollmützen kombiniert, die stark an die Hüte seines einstigen Business Partners Pharrell Williams erinnern. Dieser nickte in der Front Row zu den Hip-Hop-Beats der Laufsteg-Show, neben weiteren Gästen wie Kanye West, Pusha T und Tyler the Creator.

Ein gutes Vorzeichen? Das astrologische Tier des Jahres 2022 ist der Tiger. Seit Anbeginn das Wappentier des Hauses Kenzo. Gloria von Bronewski

Nichts ist, wie es scheint

Hat uns die Matrix längst erreicht? Ist alles um uns herum nicht mehr eine optische Täuschung? Die Welt liefert derzeit genug Gründe, warum man sich solche Fragen nicht nur zum Spaß stellen sollte. Das beunruhigt die einen und fasziniert die anderen, die in einer virtuellen Pseudo-Utopie namens „Metaverse“ das nächste große Geschäft wittern und das Wort großzügig in ihre Pressemitteilungen streuen. Auch Loewe-Chefdesigner Jonathan Anderson ist gegen solche Trends nicht immun aber seine Reaktion fällt skeptischer aus: Hinterfragen anstatt hinterherrennen.

Seine neueste Loewe-Kollektion spielte auf eine Welt an, die uns Fakes als Realität verkaufen will und keine Grenzen mehr zwischen Wahrheit und Verzerrung zieht. Verzerrt waren manche Teile im wahrsten Sinne des Wortes, die T-Shirts nach einer Seite und die Shorts zur anderen. Models trugen ihre eigenen Selfies auf ihren T-Shirts, Longsleeves mit aufgedruckten nackten Oberkörpern schauten aus Jeans heraus und ein mit Lammfell gefütterter Mantel sah aus, als habe man zwei Mäntel übereinandergelegt. Die Beziehung zwischen Mode und Surrealismus hat eine lange Tradition, aber für Jonathan Anderson geht es nicht nur um Ästhetik. Sondern um die Frage, ob wir uns wirklich so bereitwillig einer Illusion hingeben sollten. Auch, wenn sie noch so schön ist. Silvia Ihring

Winter-Uniformen von Hermès

„Ich mache Bekleidung, keine Mode“ sagte Chefdesignerin Veronique Nichian einmal über die schnörkellose Schönheit und Praktikabilität ihrer Männerdesigns. Seit über 34 Jahren entwirft sie für Hermès. Gemäß diesem Credo zeigte sie nun in Paris ihre zeitlose Interpretation des in der Modewelt Einzug haltenden Outdoor-Trends. Mit Schlechtwetter-Jacken im Used-Look, schwarzen Leder-Komplettlooks oder Fischerhüten zu leuchtend blau gefütterten Fellmänteln überraschte Hermès auf dem Laufsteg. Dabei die Hermès-DNA vernachlässigen? Keine Option. Nicht nur der legendäre Orangeton der Marke bleibt omnipräsent, auch Birkin-Bags und zum Kragen geknotete Seiden-Foulards bleiben nicht mehr nur der Frauenwelt vorbehalten, wie diese Kollektion für Winter 2022 final manifestierte. Gloria von Bronewski

A play of rebel glam, smoky eyes, glitter, decadence: Bowie, Kurt Cobain, Basquiat, Marc Bolan. No convention, androgyny amplified: What’s men? What’s women? Dries Van Noten Menswear 22-23