Ein Auto, das die Mühen des Parkens abnimmt? Der Genesis GV 70 schafft das. Wir testeten unter Extremverhältnissen in München:
Mut zur Lücke
DoP, Edit & Grading: Tim Dehring
1st AC: Andreas Thomas
Location: Kubicki Motors
Wie funktioniert denn nun der Autokauf in der Zukunft? Legen wir uns alle auf die Psycho-Couch, in diesem Fall würde sich die Rücksitzbank anbieten. Jeder redet sich seinen Fahrfrust von der Seele und dabei wird der Neuwagen imaginär konfiguriert und nervenschonend personifiziert. Das PSychogramm als PS-Leistung von morgen. Zugegeben, auch ich leide mitunter an Mobilitätsmigräne. Allerdings immer vor der Fahrt. Genau genommen, wenn ich gar nicht erst wegfahren kann, weil jemand wieder mal mein Auto zugeparkt hat. Stoßstange an Kühlergrill ist dabei ja immer noch eine Option. Nichts, was sich mit Mut und dauerpiependen Assistenzsystemen nicht lösen ließe. Aber seitliches Zuparken – das ist wie Schachmatt. Tür an Tür, bis man am Ende jämmerlich den Bauch einzuziehen versucht, um sich irgendwie doch noch durch diesen schmalen Spalt ins Fahrzeug zu quetschen wie bei „Twister“, wo man Arme und Beine auf bunte Felder verrenken muss, ohne dabei umzukippen. Mit dem Unterschied, dass dabei nur Freunde oder Familie lachen und nicht die halbe Stadt zusieht. Vorzugsweise passiert mir das bei wichtigen Terminen. Murphys Gesetz: Was schiefgehen kann, geht schief. Matschspritzer vom Auto kleben wie selbstverständlich im Anzug. Die nächste Fahrt also, klar, zur Reinigung. Ich erinnere mich an Red-Carpet-Events, wo ich im Smoking durch den Kofferraum kriechen musste, weil alle Türen zugestellt waren und ich zehn Minuten brauchte, um es auf den Fahrersitz zu schaffen, ohne dass Nähte reißen. Slim-fit-Fashion und enge Parkplätze vertragen sich eben nicht. Als wäre das Jammern erhört worden, gibt es jetzt eine Lösung. Eine Innovation, die bisher nur in obersten Preissegmenten zu finden war. Das Zauberwort: „Remote Smart Park“-Assistent. Der neue Genesis GV 70 (ab 49.900 Euro) parkt damit autonom ein und aus.
Fahrer? Nicht mehr nötig.
Heißt ja auch Fahrer und nicht Parker.
Der ICON-Test-Drive in München. Straßen-Alltag: Paketboten versperren Zufahrten, Baustellen, kaum Parkplätze. Die 360-Grad-Kameras im GV 70 scannen die Lücken. Displays im Armaturenbrett verwandeln sich in Bildschirme. Eine Lenkbewegung und aus dem Tacho oder Drehzahlmesser wird ein Kamerabild, das projiziert, was hinter und neben dem Auto passiert. Endlich, eine Parklücke! Passt die? Soll der Wagen selbst entscheiden. „Smart Parking“ aktivieren, Hände vom Lenkrad. Kein hektisches Hin-und-her-Kurbeln. Alles wie von Geisterhand. Passt.
Und ausparken? Die Tiefgarage an der Oper. 1964 gebaut, nie ausgelegt auf immer breiter werdende Autos. Jeder Zentimeter vermietet. Ich stehe wie ein Kind vor seinem ferngesteuerten Spielzeugauto, tippe auf den Smart Key, der Motor springt an, der Wagen rollt vor, bremst automatisch ab. Ich steige ein, der GV 70 erkennt mein Profil, der Sitz fährt zurück, das Lenkrad senkt sich, ein Welcome-Sound erklingt. Drei-Stufen-Massage? Warum nicht? Beim Aussteigen in Bogenhausen fragt ein Nachbar:
„Das ist doch ein …?“
– „Nein!“
„Dann ist es ein …?“
-„Auch nicht, er sieht nur so teuer aus!“
Es ist die Handschrift von Genesis-Chefdesigner Luc Donckerwolke. Belgischer Diplomatensohn, geboren in Peru, aufgewachsen in Afrika, spricht sieben Sprachen. Er war 13 Jahre bei VW, hat den Audi R8 Le Mans gestaltet, war Designdirektor bei Lamborghini und Bentley. Einer, der Luxus zeichnen kann. Die Philosophie von Genesis, der Premium-Division der koreanischen Hyundai Motor Group: Kunden sind Gäste. Keine Autohäuser, dafür Showrooms mit Teezeremonie, Bibliothek oder Sterne-Restaurant. Der GV 70 steuert sich in die nächste Lücke. Ich schaue vom Gehweg aus zu. Remote arbeiten, remote fahren. Und die Psycho-Couch? Nur noch für die Nachbarn.