Wait for it… 

Auf die Schnelle geht derzeit wenig. Durchhaltevermögen war auch in der Welt der Art Cars gefragt. Bereits im März enthüllte man den von Streetwear Designer Sean Wotherspoon gestalteten Porsche „Taycan 4 Cross Turismo“ auf dem South by Southwest Festival in Texas. Die extrovertierte Colorblocking Lackierung weckte sofort die Frage: Wie sieht der Wagen wohl von innen aus? Doch das bleib ein Geheimnis – bis jetzt! Die bunte Außenlackierung setzt sich im Interieur fort. Zum Einsatz kamen außerdem Wotherspoons Signature-Materialien Kork und eine Kordsamt-Verkleidung an Dachhimmel und Sonnenblenden. Die Krönung? Die Innenausstattung ist komplett vegan und Lederfrei.

Trostspender

Wie die Umarmung eines Teddys: So fühlt es sich an, auf dem Sessel „Nana“ von Hanne Wellmann zu sitzen, Die Berliner Designerin hatte 2021 für Freifrau schon einen Stuhl gleichen Namens entworfen. Seine gerundete Sitzfläche, Rücken – und Armlehnen sind von Wolken inspiriert- und genauso sitzt man auch darauf. Der Sessel, eine Couch und ein Pouf, die jetzt dazu gekommen sind, haben ähnliche Formen, doch statt des schwebend leichten Eindrucks steht jetzt das Weiche, fast Voluminöse im Vordergrund. Es verspricht Geborgenheit und weckt Kindheitserinnerungen – ein Trostmöbel, für alle, die sich gerade die Knie aufgeschlagen haben. Was will man mehr von einem Sessel? freifrau.com, hannewillmann.com

„Chant“ ausgestellt in Mailand
„Requiem Globe“
„Requiem“
Nahaufnahme der Lichtinstallation „Vesper“
„Panntheum“
„Hail“ ebenfalls in Mailand zu sehen

Erleuchtung garantiert  

Lee Broom spürte göttliche Inspiration und machte daraus Leuchten, die auch auf Erden gut aussehen.

Bevor Lee Broom einer der angesagtesten Möbel- und Interiordesigner Englands wurde, hat er eine Schauspielschule besucht, bei Vivienne Westwood gearbeitet und Mode studiert. Anders gesagt: Von Inszenierungen versteht er was. Mal baut er aus Leuchten einen zwei Geschosse hohen Weihnachtsbaum, mal präsentiert er seine Entwürfe auf einem schneeweißen Kinderkarussell – und auf den Modellen seiner Stuhlkollektion ließ er ein Streichorchester eine Haydn-Symphonie spielen, von Spots dramatisch beleuchtet. Im Mailand ging es jetzt göttlich zu.

„Divine Inspiration“ nannte er die Installation, in der er sechs neue Leuchtenkollektionen zeigt und dafür aus schnöden Galerie – Sakralräume machte, inklusive bunter Folie auf den Fenstern, als wäre man in der Kirche. Die Leuchten selbst sind, wie oft bei Brooms Entwürfen, eher schlicht, variieren auf subtile Art klare geometrische Formen – und könnten so auch in einer dieser leicht exzentrisch skulpturalen Kirchen hängen, die nach dem Krieg wie Pilze aus dem Boden schossen, in Deutschland zumindest. Dass dazu aber eher meditative Ambiance-Musik lief und sein Team weiße Gewänder trug wie das Personal eines Achtsamkeits-Retreats, wirkte dagegen seltsam unentschlossen. Aber die Leuchten, soviel ist klar, werden sich auch im Wohnzimmer oder in Hotelfoyers gut machen. Der Mann ist in jeder Hinsicht Profi. Gabriele Thiels

Fotografiert von Luke Hayes und Arthur Woodcroft

Seit Jahren ein Must See: die Werke, die in der Nilufar Galerie gezeigt werden, kuratiert von Nina Yashar. Sie verbindet Generation, Stile und Nationen, etablierte Namen neben Avantgarde Talenten. Eine große Designshow. Im Bild die Kollektion von Martino Gamper.
Fast deutsch: Möbel im Camp-Stil sind Design für Fortgeschrittene. Sie sind kitschig und genau deshalb keine Massenprodukte. Dabei liegt Maximalismus im Trend. Donatella Versace beherrscht ihn schon immer. Die neue Outdoor-Serie „ La Vacanza“ kommt jedoch geradezu schüchtern daher.
Neues von Nathalie Du Pasquier: Das ehemalige Mitglied der Memphis Bewegung schaffte eine Kollektion aus traditionell handgefertigter Keramik – ausgestellt im Szenenbild aus Elementen von Mattonelle Margherita. Foto Delfino Sisto Legnani
Andersons Gespür für Tradition: Unter dem Titel „Loewe Weave, Restore, Renew (dt.: weben, restaurieren, erneuern) zeigt  Loewes Kreativdirektor Jonathan Anderson bereits zum 7. Mal im Rahmen des Salone del Mobile. Das Projekt haucht vergessenen und weggeworfenen Dingen neues Leben ein und verwandelt sie durch handwerkliche Reparaturen wie das Lederweben oder die galizische Strohtradition in neue Stücke. Ebenso wurden 240 Körbe an spanische Kunsthandwerker übergeben; diese Mini-Kunstwerke spiegeln Andersons Passion für exklusives Handwerk wider.
Pulpo. Erstmalig zeigen sie ihre Entwürfe in der Innenstadt und verwandeln eine ehemalige Bank in einen Super-Showroom. Im Tresorraum Tische von Julia Chiaramonti
Zeitlose Ergänzung der Kollektionen; gefertigt mit fast nordischer Präzision. Foster & Partners für B&B Italia.
It`s a match! Foodartist Laila Gohar und Superdesigner Muller van Severen und ihr gemeinsam entworfener „Pigeon Table“. 7 Oberflächen, 7 Farben und 7 Möglichkeiten, Essen zu kredenzen.  
Lieblings-Skyline: Mit dem Paravent „Tramonto a New York“ feiert der italienische Designer Gaetano Pesce den Sonnenuntergang in seiner Wahlheimat. Und ein Material: Die Trennwand wird Lage für Lage aus Kunstharz gegossen, den der italienische Designer dem Glas seit je vorzieht: „viel heller, transparenter und weit weniger zerbrechlich“. Von Cassina
Humor, Trendgespür und Sinnlichkeit: „Derrière“ von Lara Bohinc für ihr gleinamiges Studio.    
UniFor, ein Unternehmen der Molteni Gruppe, ist spezialisiert auf Lösungen für die Einrichtung von Arbeitsplätzen. „PRINCIPLES“ entstand in Zusammenarbeit mit dem internationalen Architekturbüro OMA.
Das Designer-Duo um Dimore Studio entwirft Märchen ohne Kitsch – hip und historisch zugleich. Hier für Fendi.
Großes Kino: Das visuelle Storytelling beherrschte Filmregisseur Luca Guadagnino schon vor der Gründung seines Design-Studios im Jahr 2017. Highlight? Der „Fireplace“ (Kamin 🙂 in Pastellfarben.  
Metamorfosi Zoide
Paola Lenti und Humberto Campana
Metamorfosi Chromodor
Metamorfosi Chromodor
MetamorfosiCentopeia

Nachhaltigkeit kann Spaß, Komfort und Poesie sein! Bestes Beispiel? Federico und Humberto Campana. Zusammen mit Paola Lenti haben die brasilianischen Designer „Metamorfosi“ entworfen – große, gepolsterte und bunte Inseln zum Sitzen und Liegen. Sie erinnern an seltsame Kreaturen und sind alle von Hand aus den Resten der „Rope“-Schnüre gefertigt, aus denen viele der schönen Outdoor-Möbel des Unternehmens hergestellt werden. Oder, wie Paola Lenti es ausdrückt: Was für eine Verschwendung!

 

Product-Photos by Sergio Chimenti.  In Progress: Stefano Pavesi

„Wir wollen den heutigen Zeitgeist repräsentieren, bei dem es kaum noch um Einzelentscheidungen geht, sondern eher um Fülle, Heterogenität, Medleys, das Aufeinandertreffen von Gegensätzen, Vermischung und Dialog. Der Zeitgeschmack definiert sich nicht durch einen exklusiven Stil, sondern durch die Wertschätzung der visuellen Kultur als Ganzes, die den Reichtum an Reizen, den die Welt bietet, akzeptiert und will.“

 Nina Yashar, Gründerin Nilufar Galerie

Hermès präsentiert vier skulpturale Figuren aus Holz und Papierbögen. Inspiriert von Wassertürmen, erinnern die lichtdurchfluteten Installationen jedoch eher an Lampions und sollen so Monumentalität und Leichtigkeit vereinen. Unbeschwert gehts im Inneren weiter: Leichte Materialien und simple Formen bestimmen auch das Design der neuen Home-Kollektion mit Möbeln, Accessoires und Textilien.

Zurück in die Zukunft

Mut und Innovationsgeist gehören zu Alessi wie die bekannte „Juicy Salif“ Zitronenpresse. Passend also, das 100-jährige Bestehen der Designfabrik nicht nur mit einer Retrospektive, sondern auch mit einem Blick in die Zukunft zu feiern. Auf der Milan Design Week wurde dafür die Wanderausstellung „Alessi 100-001“ eröffnet. Der erste Teil – die 100 des Titels – erforscht die Vergangenheit und veranschaulicht in zwölf kreativen Räumen die Unternehmensphilosophie. Der zweite Teil der Ausstellung – die 001 – offenbart das erste Projekt im neuen Jahrhundert: In Zusammenarbeit mit dem verstorbenen Designer Virgil Abloh entstand ein durch Karabiner verbundenes Besteck-Set, präsentiert in einer Installation, die von der geometrischen Natur in Computerspielen inspiriert ist. Ein Instagram-Filter ermöglicht dank Green-Screen-Technologie, digital in die Installation einzutauchen und stimmt auf die Zukunft ein. 

Sie führen das Unternehmen, indem sie dem Bauchgefühl vertrauen statt Richtlinien und Trends, Designern Carte blanche geben statt Vorgaben zu machen: Pulpo. Erstmalig zeigen sie ihre Entwürfe in der Innenstadt und verwandeln eine ehemalige Bank in einen Super-Showroom. Die Pulpo L.O.V.E. Bank noch bis Sonntag in der Via S. Vittore Al Teatro, 5, Milan

 

Ein Garten in Mailand

Flexform eröffnet seinen ersten Showroom in der Designmetropole Mailand. Der Duft von Olivenbäumen, Rosmarin und ein Hauch von Strandhafer liegt in der Luft, der Raum ist weit, hoch und hell und die Sofas sind zeitlos schön, weich und wirken auf elegante Art entspannt: Flexform ist in Mailand vor Anker gegangen. Die Marke aus dem nahen Meda hat mitten in Zentrum, im Designviertel Brera, einen Showroom eröffnet; mit 800 Quadratmeter Fläche und extragroßen Fenstern, durch die Stadt hinein- und sie teilhaben lassen an dem üppigen mediterranen Grün, das hier in XL-Kübeln den Raum strukturiert. Es ist, als blickte man in einen der vielen privaten Parks und Gärten, die sich in Mailand sonst meist hinter hohen Toren verborgen halten.

Die Innenarchitektur – ein einziger großer Raum, in dessen Mitte eine Galerie eingestellt wurde entwarf ACPV ARCHITECTS, das Antonio Citterio mit Patricia Viel führt. Der Architekt und Designer prägt die Flexform-Kollektion seit fast 50 Jahren, und Neuheiten und Klassiker, Outdoor- und Indoormöbel werden hier, zu lockeren Gruppen arrangiert, zusammen präsentiert: das ultra lässige Sofa „Ambroeus“ etwa, bei dem große Kissen in ein lederbezogenes Stahlgestell gesteckt werden,  oder die neue Outrdoorfamilie „Carmargue“, deren Metallgestell einen Hauch Retrostimmung verströmt und eine Paravent mit einem Geflecht aus Seegrasschnur, das nach Urlaub duftet: Drinnen und draußen verschmelzen. Man fühlt sich wie in der Sommerfrische. Gabriele Thiels

Rad, und ab

Es braucht nicht viel, um bei schönem Wetter draußen glücklich zu sein. Wobei: So ein Tod’s-Fahrrad wäre schon nicht schlecht. Diese Woche wird das „Tod’s T Bike“, das in Zusammenarbeit mit dem italienischen Fahrradspezialisten Colnago entstanden ist, auf dem Salone del Mobile in Mailand ausgestellt, ab dem 13.6. kann man es vorbestellen. Wer eines besitzen möchte, sollte, sinnbildlich gesprochen, hart in die Pedale treten: Das grüne Bike mit orangefarbenen Ledereinsätzen ist auf 70 Stück limitiert. Von den neuen limitierten Editionen der bekannten Tod’s-Tab-Sneaker und des Windbreakers, die ebenfalls auf der Messe vorgestellt werden, wird es aber mehr geben. Und die sehen garantiert auch auf anderen Fahrrädern gut aus.

 

Warm ums Herz

Zwei Leidenschaften sind besser als eine. Das beweist zumindest Tom Daley, der britische Profi-Schwimmer, der während seiner Teilnahme bei den Olympischen Spielen im Jahr 2021 nicht nur mit sportlichen Erfolgen auffiel. Wenn Daley mal nicht trainierte oder an Wettkämpfen teilnahm, strickte er. Das kuriose Hobby hat ihn zum Publikumsliebling und zum Mode-Unternehmer gemacht – Tom Daley verkauft seine Strickteile auf einer eigenen Website.

Nun kooperiert er anlässlich des Pride Month mit dem Pariser Männermodelabel Ami. Für die Marke hat er zwei Pullover gestrickt: Der Ami de Coeur Rainbow Jumper kann noch bis zum 14.6. auf Drouot.com ersteigert werden, während der Cropped Cable Jumper am 18.6. als NFT ersteigert werden kann. 100 Prozent der Erlöse gehen an die Wohltätigkeitsorganisation Kaleidoscope Trust, die sich für die Belange der LGBTQIA+-Community einsetzt. Eine Mission, die die zwei Entwürfe mit ihren Regenbogenfarben stolz repräsentieren. Silvia Ihring

Isabell Werth x Range Rover x ICON

Ricky Saward x Range Rover x ICON

EIN TAG IN SEOUL

„Es ist die lebhafteste Stadt, in der ich je gewesen bin“, sagt Rap-Artist Swervy über die Hauptstadt. Für uns legt das südkoreanische Talent eine kurze Pause vom Songwriting für die erfolgreichsten Netflixserien des Landes schreiben ein – und taucht voll und ganz in das Treiben der neuen Trendmetropole ein. „Es geht mir darum, neue Leute zu treffen, die ganze Stadt ist wie ein Vergnügungspark“,  schwärmt der Rising-Star und nimmt uns im Video mit zu dem Vinylplatten-Shop Gimbab Records, dem coolsten Tätowierer Bad Hands und Department-Stores, wie etwa Jandariro Store in Seoul. Und selbstverständlich: Bei keinem Besuch in Südkorea darf der obligatorische Besuch im BBQ-Restaurant fehlen.

Um das Phänomen der K-Culture komplett zu verstehen, braucht man durchaus mehr als 24 Stunden in Seoul. Aber Swervy weiß – in typischer Manier der nächsten Generation kreativer Südkoreaner – dass man auch in kurzer Zeit viel verändern kann: „Ich will, dass die Stadt sich an mich erinnert“. Wie Swervy das schaffen möchte, verrät der Blick in die Seoul-Tour.

„In Korea ist das Zusammenspiel aus einem Haus und der Natur, die es umgibt, extrem wichtig. Es besteht immer eine Verbindung zwischen innen und außen. Man kann immer rausblicken.“

– CHOI WOOK