Am Tag, an dem Deutschland runterfuhr, waren wir noch schnell auf der Reeperbahn in Hamburg für ein Shooting. Ein fast surreales Erlebnis mit Model Jaleesa Del Casteletto, Fotograf Alex Waltl und Stylistin Silja Lange.
Melancholie hat die legendäre Amüsiermeile längst erwischt, der Zeitenwandel hat die alte Dame der leichten Muse und leichten Mädchen gezeichnet. Bei aller Härte des Daseins hatte es auf dem Kiez immer auch einen ganz eigenen Anstand und Stolz gegeben, der ist auch noch da, aber die Kommerzialisierung und neue Strukturen sind mächtig. Gleichwohl gibt es die kleinen und größeren typischen Orte noch, dort wollten wir hin.
Unbedingt auch zu Frank Krabbenhöft, dem Tätowierer. Auch so eine Legende. Dass bei ihm schon alles für Desinfektion bereit war, hatte mit Corona nichts zu tun. Das ist immer so in seinem Studio „Endless Pain“, das eigentlich ein Wunderland ist. Als wir das Shooting planten, war noch der einzige Tag, an dem wir etwa ins Schmidts Tivoli konnten, der Sonntag, der Ruhetag. Ein magischer Ort. Aber es hatte etwas Beklemmendes, dass ab Montag dann eh erst mal alles zu war. Das Schild am Personaleingang „Bitte Tür schließen! Klima!“ schien auf einmal aus einer ganz anderen Zeit. Das Team arbeitete, als wär nix. Und bis die letzte Bar hinter ihm schloss. Denn allen war klar: Es würde wieder weitergehen. Es muss irgendwann weitergehen. Nun geht es weiter.