Reflexionen
Seit Jahrzehnten ist Van Cleef & Arpels eng dem Tanztheater verbunden – kennt und schätzt weit mehr als bloßes Schwanensee-Idyll. Nach drei Jahren Vorbereitung präsentiert das Haus die erste Auflage seines mit über 20 Produktionen sehr ambitionierten „Dance Reflections“-Festivals für zeitgenössiche Choreographie: in London und in Zusammenarbeit mit der Royal Opera, Sadler’s Wells und der Tate Modern. Ola Maciejewska rekonstruiert Loïe Fullers Schleier-Tänze, die den Beginn der Moderne markieren.
Lucinda Childs inszeniert mit dem Lyon Opera Ballett ihren Klassiker „Dance“ von 1979, für den Philip Glass die Musik schrieb. Rauf Yasit und Brigel Gjoka verschränken in ihrer „Neighbours“-Performance zur Musik von Ruslan Filiztek orientalische und westliche Kultur, klassisches Ballett und Urban Dance. Van Cleef und Arpels ist ein wenig stolz darauf, eine feine Nischenmarke zu sein, setzt mit dem Ballett-Engagement kaum auf größere Sichtbarkeit des Hauses. Aber das Tanztheater will VC&A sehr wohl bekannter machen.
Und dessen Relevanz wird in London überdeutlich: Kaum irgendwo sintert die Darstellung von Leben, Begegnung und Leid so schnell zu politischen Diskussionen und neuen Einsichten wie in den Foyers der blau-gelb angestrahlten Londoner Tanztheater.
Text: Jan Lehmhaus, Bilder: Martin-Argyroglo