Burtons McQueen

Im Herzen bleibt die mcqueen ein punk

Es kommt nicht oft vor, dass man die Location einer Modenschau betritt und als Erstes den Duft wahrnimmt: Erdig, rauchig, feucht, und auch ein wenig süß. In der Lagerhalle in Brooklyn, die das Label Alexander McQueen als Ort für seine jüngste Modenschau gewählt hatte, türmten sich Hügel aus Mulch, Vogelgezwitscher erklang aus den Lautsprechern. Das Myzel, also die Struktur aus fadenförmigen Zellen, die die Gesamtheit eines Pilzes ausmachen, diente als Inspiration für die Kollektion, die Idee von Verbundenheit und Gemeinschaft, und wie in der Natur und im Leben alles mit allem zusammenhängt. Auch zwischen Alexander McQueen und New York gibt es eine Verbindung: Das Label hat hier zweimal in seiner Geschichte Modenschauen veranstaltet, 1996 und 1999, unter der Leitung von McQueen persönlich. Die jetzige Kreativdirektorin Sarah Burton war damals schon dabei. 

Ihre Kollektion beinhaltet zwar kein Pilzleder – die vegane Alternative zu Echtleder ist der Grund, warum Myzel seit einigen Jahren in der Mode in aller Munde ist – aber sie setzt auf Upcycling-Prozesse. Und natürlich Pilzmotive, die in Form von ausgefransten Stickereien Kleider und Pullover schmückten. Glitzernde Myzel-Strukturen funkelten auf der Rückseite eines Blazers oder auf dem Tüll eines Kleides. Burtons McQueen ist weniger extrem und provokant als die Kollektionen des Gründers, sie strebt Balance zwischen Romantik und Strenge an, zwischen opulenten Volantskleidern und mit Cut-outs, Prints und Spitzeneinsatz verfremdeten Anzügen. Die McQueen schätzt einen weit ausgestellten Rock oder einen makellos geschnittenen Blazer, aber im Herzen bleibt sie ein Punk.

Text
Silvia Ihring