Huhuu!
Es war Anfang der 1960er-Jahre, als Thomas Hoepker die Frau fotografierte, die fröhlich aus einem Kartenhäuschen in Las Vegas winkt. Wenn wir ehrlich sind, könnte es auch kürzlich gewesen sein. Den Typus gibt es immer noch. Den Lippenstift auch. Wir haben das Foto ausgesucht, weil auch wir ein bisschen schwergängig sind in dieser diffusen Zeit und jedes Lächeln umgehend genommen wird. Hoepker, Jahrgang 1936, in München geboren, Magnum-Fotograf, hat den deutschen Bildjournalismus seit den Sechzigern geprägt wie kaum ein anderer, in einer Ära, als Magazine die Reporter gut ausgestattet und mit Zeit losschickten, damit sie in aller Ruhe gucken. So war es auch bei dieser Reise durch Amerika, das Buch zum Bild hat er „The Way It Was. Road Trips USA“ genannt. Erschienen bei Steidl. In der möglichen Übersetzung „So war es halt“, klingt es resigniert. Doch versteht man es als das, „was es war“, nämlich die aufmerksame, emphatische Dokumentation eines Zeitzeugen, dann entfaltet sich die große Welt im Kleinen.
Siehe auch die schöne Ausstellung „Thomas Hoepker – Bilderfabrikant“ im Ernst Leitz Museum in Wetzlar. In den 1960ern war der American Way of Life das Vorbild, die Hoffnung, die Sehnsucht. Heutzutage sind wir nüchterner, ernüchterterauch. Und doch, als ich das Bild sah, musste ich an das Gefühl denken, das meine Generation so unendlich geliebt hat: die Freiheit. Der unbedingte Glaube an das Mögliche. Auf der langen Friedens- und Wohlstandsstrecke unseres westlichen Daseins ist uns das Kribbeln dieser Liebe so abhanden gekommen, wie Vertrauen zur wohligen Gewissheit in einer langen Ehe wird. Nun zeigen uns die Menschen in der Ukraine, was für einen Schatz wir hüten. Ihre Schmerzen sind unsere Verpflichtung. The way it was. Lassen Sie uns alle darauf achten, dass wieder bunte Erinnerungen wie das Bild oben dafür stehen. Dieses ist unsere Design-Ausgabe. Sie ist nicht stringent. Wir wollten mal schauen. Inga Griese