Gut Damp ist ein Anwesen wie aus dem Märchen – und das Elternhaus von Alexander Graf zu Reventlow. Er führt es behutsam in die Wirklichkeit
In der heilen Welt
Es war, als wäre der Tag in einen Honigtopf gefallen: Der Himmel blau, das Licht golden, die Luft warm – und das Anfang November. Für unser Mode-Shooting hätte es keine besseren Bedingungen geben können. Vor allem an diesem Ort: Gut Damp, das historische Anwesen, das sich nordöstlich von Eckernförde wohlproportioniert in die sanfte Wald- und Ackerlandschaft zwischen Schlei und Ostsee fügt, wirkt verwunschen wie aus dem Märchen.
„Maklerwetter“, sagt der Hausherr, Alexander Graf zu Reventlow, dazu trocken und grinst. Dabei will er nichts weniger als verkaufen, im Gegenteil: Ihm geht es ums Behalten, Bewahren, In-die-Zukunft-führen. Gut Damp ist sein Elternhaus und ein Baudenkmal, dessen Ursprünge bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts zurückreichen. Es umfasst mehr als vierhundert Jahre Baugeschichte und ist seit 1890 im Besitz seines Zweigs der Familie.
„Ich habe hier eine super Kindheit verbracht“, sagt er, und man glaubt es ihm sofort.
Da sind die Wassergräben, die die Anlage umgeben, das Torhaus mit seinem Glockentürmchen über der schmalen Einfahrt, die mächtigen, reetgedeckten Fachwerkscheunen und -stallungen des Wirtschaftshofs. Und dahinter schließlich, am Kopf der ganzen Anlage, das Herrenhaus aus der Renaissance – Westflügel, Ostflügel, ein Mittelbau mit kleiner Freitreppe –, das im Spätbarock mit üppigen Stuckdecken und kostbaren Interieurs versehen wurde und in der zentralen Halle sogar eine Orgel erhielt. Alles ist gepflegt, aber nichts in Perfektion erstarrt. Das schafft Raum für Ideen und setzt Fantasie frei: Es ist die perfekte Kulisse zum Spielen.
Aber es ist auch viel Verantwortung. Alexander Graf zu Reventlow, geboren 1985 als erster von zwei Söhnen, war sich früh bewusst, dass er das Gut einmal übernehmen würde, mit allen Aufgaben: die historische Substanz zu erhalten, die Landwirtschaft (konventioneller Ackerbau) und den eigenen Forst- und Jagdbetrieb zeitgemäß weiterzuführen und das Anwesen behutsam für den Tourismus zu öffnen. Er hat Agrarwirtschaft und Management in der Nähe von Chicago studiert und sechs Jahre dort gelebt, dann in Hamburg gewohnt und gearbeitet. Als sein Vater 2013 verstarb, zog er zurück ins Herrenhaus und führte nahtlos die Strategie fort, die seine Eltern zuvor gemeinsam entwickelt hatten.
Sie fußt auf Weitblick, Eigenregie und auf der Überzeugung, dass man ein altes Gemäuer jung hält, indem man es mit Leben füllt.
Unser Mode-Shooting für Die Stilisten
Im vergangenen Jahr hat er geheiratet, klar wollen er und seine Frau Kinder haben, aber das Gut soll auch anderen offen stehen (nur das Herrenhaus bleibt privat). „Ich mag es, wenn hier viele Menschen sind.“
Vor zwei Jahren hat er das Restaurant „Kuhhaus“ im einstigen Kuhstall eröffnet, ein Landgasthof der lässigen Art, mit 75 Plätzen, einer Bar, regional-saisonaler Küche, offenen Kaminen und einem Mobiliar, das komplett aus den Generationen alter Bestände des Gutes rekrutiert und neu zusammengestellt wurde. „Hier wurde nie etwas weggeworfen“, sagt der Graf, und dank so viel gelebter Nachhaltigkeit lässt sich nun eine Atmosphäre schaffen, die authentisch und zeitgemäß zugleich ist. Nebenan, in einer der beiden großen Scheunen, sind kürzlich die 14 Apartments fertig geworden, er hat sie unter das riesige Reetdach bauen lassen. Luftige, lichtdurchflutete Räume, der Blick aus den großen Dachfenstern geht in hohe, alte Bäume und weit über Wiesen und Äcker bis zur Ostsee, auf die Geschichte verweisen alte Stiche an den Wänden aus den Archiven des Gutes.
„Wir machen alles selbst“, sagt er. Auch das Restaurant führt eine eigene Mannschaft, dazu sechs Leute, die das Anwesen rund ums Jahr in Schuss halten. Die Apartments hat ein befreundeter Architekt aus Hamburg geplant, Handwerksbetriebe aus der Umgebung haben die Entwürfe umgesetzt, die Betriebsleiterin des Gutes, Tourismusexpertin Jana Blümel, kam aus Hamburg dazu – aber eigentlich stammt auch sie aus Damp und kehrte zurück: „So eine Chance lässt man sich nicht entgehen.“