Sylt gilt gemeinhin als sehr deutsche Insel. Reich und schön ist nur eine kleine Facette, aber weil über Ddie Saison gewissermaßen „Alle“ mal anreisen, ist es auch ein guter Ort für Luxusmarken, sich zu zeigen. Wir baten die Inselvertraute Martina Hüsgen um Illustrationen zum Shopping-Vergnügen
HAPPY SHOWING
Die gute Sylter Luft heißt nicht nur Champagnerluft, weil sie auf Haut, Lunge und Seele prickelt, sondern auch, weil man dort irgendwie mehr Alkohol verträgt (Jod macht es angeblich möglich). In diesem Reizklima liegt seit vielen Jahren aber noch ein anderer Reiz. Lange durchaus skeptisch betrachtet, wenn in Kampen Luxusgüter Lebensmittel ersetzten, hat sich die Konsumlaune als Freizeitbeschäftigung behauptet. Und gewissermaßen analog zu den Immobilienpreisen in den Inselorten haben sich die Highend-Marken niedergelassen. Häusergucken und Schaufensterbummeln sind die verträumten Geschwister des unbeschwerten Seins, das hier sein darf. Alltag ist jenseits des Damms. Verführung (nicht nur materiell) gehört zum Wesen dieser besonderen Orte. Luxus als Entertainment, seit 2002 ist der Unternehmer Michael Meyer in diesem Genre erfolgreich, ungefähr 26 ganz unterschiedliche Stores in Deutschland und Österreich, 200 Mitarbeiter, rund 120 Marken führt er. Quasi die ganze rechte Seite entlang im Strönwai reihen sich seine Geschäfte, abgesehen vom Kult-Restaurant „Rauchfang“, wo gern ausgeführt wird, was Meyer im teuren Sortiment hat. Oder gegenüber im „Pony“, „Odin“, „Go-gärtchen“, die wiederum gerahmt werden von Marken des schönen Lebens wie Wempe, Iris von Arnim, Schaffrath Juwelen, unter anderem.
Die neueste Spielart im Luxus, jedenfalls für Kampen, sind die Pop-up-Stores. Die heitere, vorübergehende Antwort auf Begehrlichkeiten, wie das Publikum es in den mondänen Bade- orten im Sommer (oder Skiorten im Winter) längst kennt. Es ist, als wenn die heutzutage auch visuell streng geführten großen Brands eine Ferienwohnung beziehen. Und Michael Meyer fungiert wie eine Art Airbnb. Natürlich wird auch die vorübergehende Fläche durchdekoriert, aber mit leichterer Hand. Als Louis Vuitton im vergangenen Sommer den Auftakt machte, war das ein so großer Erfolg, dass die Franzosen jetzt noch einmal drauflegen und zugleich viele Kollegen inspiriert haben, es ihnen gleichzutun. Womöglich üben sie in Paris, Madrid, Rom und Mailand tatsächlich, wie man Sylt ausspricht. Ihre Inga Griese
Lässig: blau-weiß gestreifter Seersucker- Anzug aus der „Mare Collection“ von Giorgio Armani. Der Pop-up-Store gastiert vom 7. Juli bis 6. August im Strönwai 3
Happy Sailor! Strickjacke, weiße Jeans, Tasche und Sandalen sind aus der Summer-dreams -Kollektion von Gucci, die in der Strönwai „Gallery“ auf der Seite Richtung Parkplatz (Achtung: jetzt mit Parkscheibe!) aufpoppen
Am Strönwai, aka Whisky-Meile, der legendären Gastro- und Shoppingmeile, wo eine Giraffe und ein Löwe aus Sandimitat den Dior-Pop-up-Store „bewachen“: Outfit aus der „Dioriviera“-Kollektion
Strickkleid, Tasche „Micro Speedy“ sowie Wedges sind von Louis Vuitton, die in diesem Sommer mit einem noch größeren Pop-up-Store am Strönwai 1 gastieren. Das Jeansoutfit und Sandalen und Bastkorb sind von Celine
Auf dem Weg zum kleinen Quermarkenfeuer: Kleid, geflochtene Mules, Tasche aus Frottier von Bottega Veneta
Kleine Pause am Treppenfuß der Uwe-Düne, dem Kampener „Berg“ mit 52 m Höhe: Kaschmirpulli, Hose und Sneaker von Brunello Cucinelli, der vor 15 Jahren mit Michael Meyer und in Kampen seinen ersten Store in Deutschland eröffnete, weil sein Stil perfekt hierher passt
Pullover „Vasca Degradé“ aus Kaschmir-Seide und Marlenehose von Iris von Arnim (Strönwai 14). Tasche und Sandalen sind von Hermès