Premiere

Erste Reihe

Mit Louis Vuitton betreibt in diesem Jahr erstmals eine Luxusmarke einen Pop-up in Kampen. Das klärt womöglich die Frage, in welcher Sommer-Liga der Ort spielt.

Es war eine Entscheidung, die alles enthielt, was Luxusfirmen heute aus- und erfolgreich macht. Nämlich eine radikale Markenpolitik. Die Covid-Jahre haben zwar zu neuem Respekt dem regionalen Konsumenten gegenüber geführt, weil sich wie in jeder Krise seit dem Beginn der Luxus-Zeitrechnung Mitte der 90er-Jahre erneut zeigte, dass gerade auf die Deutschen Verlass ist. In jede Richtung quasi. Hier wird nicht geshoppt, dass es quietscht, Paris und London sind ganz andere Player im internationalen Megareichtum, aber in Deutschland wird auch schöner Umsatz gemacht, wenn gar keine Touristen im Land sind. Doch als die Konzernzentrale beschloss, im Oktober 2015 den Louis Vuitton Store in Kampen zu schließen, waren die Vorgaben klar und global. Es galt, keine „Boutiquen“ mehr zu führen, sondern Kunst und Kommerz in anspruchsvollen Dimensionen anzubieten. Zum größten Luxus der Welt gehören in dem Konzept Platz und Ruhe, vor allem an Platz mangelte es unter Reet im Strönwai – und so wurde trotz bester Quadratmeter-Umsätze das Geschäft geschlossen. Richtig oder gar nicht lautete die konsequente Strategie aus dem Headquarter. Seither kam fast so oft wie die Frage, „wo geht es denn zur, Kupferkanne‘?“, die, wo man denn jetzt Louis Vuitton Produkte kaufen könne auf der Insel. Die Antwort lautete schlicht: nirgends.

Am Strönwai 7, gegenüber vom Parkplatz, wird in diesem Sommer Louis Vuitton gastieren

Sicher gehört Sylt nicht zu den Standorten, über die bei Meetings in Paris begeistert diskutiert wird. Eher öffnet sich in Forte dei Marmi ein Reißverschluss, als dass Kampen dort zum internationalen Hotspot wird. Aber muss es ja auch nicht. Im Headquarter in München haben sie längst verstanden, worum es hier geht. Und weil auch in der Gemeinde erkannt wurde, dass ein Pop-up-Store nicht das Ende der kostbaren Ortsgestaltungssatzung sein muss, sondern lediglich eine heitere, vorübergehende Antwort auf vertretbare Begehrlichkeiten des Publikums ist, wird es in diesem Sommer also eine Premiere geben, die Genehmigung ist erteilt. Weil wiederum Marken strategisch so ein „Resort-Pop-up“ flexibler ausgestattet sein darf, als es der Konzern wie alle großen Player üblicherweise für seine Geschäfte festlegt, sind die begrenzten räumlichen Gegebenheiten akzeptiert. Gezeitenwechsel. Und so wird also am Strönwai für ein paar Wochen eine eigens dafür gestalteter Louis-Vuitton-„Yacht“ vor Anker gehen. Ahoi.

Leider limitiert: die Sylt-Tasche

Text
Inga Griese