Ausgezeichnete Experimente: Zwei junger Gestalter erhalten die QLOCKTWO AWARDs für Design und für Materialität. ICONs Designexpertin Gabriele Thiels saß in der Jury.
Die Zeit steckt in der Form
Designwettbewerbe sind im Idealfall Ideenlabore. Sie bieten Gestaltern Gelegenheit, frei von den Zwängen des Marktes und der Produktion Ideen auszuprobieren, und oft machen sie gerade so überraschende Entdeckungen. Zwei davon sind gerade von einer Fachjury mit dem QLOCKTWO AWARD ausgezeichnet worden. Den Preis richtet das gleichnamige Unternehmen aus Schwäbisch Gmünd zusammen mit dem Deutschen Hochschulverband aus, er wird in den Kategorien „Materialität“ und „Design“ vergeben und ist mit jeweils 5000 Euro dotiert.
Qlocktwo wurde international bekannt mit Zeitobjekten, die auf einer quadratischen Scheibe die Zeit mit einer Wortmatrix anzeigen (z.B. „Es ist halb drei“) und die mit „Uhr“ unzureichend beschrieben wären. Vielmehr sind sie, in unzähligen Sprachen erhältlich, eher Wandkunst und Experimentierfeld für besondere Oberflächen. Das zeigt der Beitrag des Preisträgers für Materialität, Moritz Heimburger, der mit Bismut arbeitete. Bismut ist ein rötlich-weißes Metall mit niedriger Schmelztemperatur und einer besonderen Kristallstruktur. Sie lässt sich in Größe, Schichtung und Farbe nach dem Abkühlen vielfältig beeinflussen. So entstehen bizarre Reliefs, die in allen Farben des Regenbogens schillern und eine ganz eigene Magie entfalten. Heimburger, Student der Produktgestaltung an der Fachhochschule Schwäbisch Gmud, macht sie in einem geradezu alchimistischen Prozeß erfahrbar – und zugleich ihre Eignung für QLOCKTWO deutlich.
Nelly Singer, Preisträgerin „Design“, entwickelte „Living Beings“, fragil wirkende Gespinste aus Holzfasern, die sie in Wasser einweicht, in Maschen „strickt“ und daraus so stabile, aber leicht wirkende Raumskupturen schaffen kann. Befeuchtet man sie erneut, versuchen die Fäden ihre Ausgangsform zurück zu gewinnen und bewegen sich: Sie werden lebendig. „Der Moment beeinflusst das Produkt“, nannte die Jury die Verbindung von Material und Form, die sich im Beitrag der Textil- und Flächendesignerin an der Weissensee Kunsthochschule Berlin offenbart. Man könnte auch sagen: Die Zeit steckt im Design. Wie bei QLOCKTWO.