Als hätten ein Hummer, eine Corvette und eine Limousine gemeinsam Nachwuchs bekommen: Nach der G-Klasse designte der kürzlich verstorbene Virgil Abloh ein fast sechs Meter langes Offroad-Coupé.
Project Maybach
by Virgil Abloh
Lass mal was sein. Da draußen in der Wildnis, wo man vielleicht mal eine Axt braucht: Und deswegen ist so ein Werkzeug gut sichtbar im Rahmen der Autotür platziert.
Es war dann ganz anderes, als von Mercedes-Benz in Miami geplant. Völlig überraschend war der Designer Virgil Abloh am Sonntag gestorben, die eigentlich am darauffolgenden Mittwoch gedachte große Sause wurde zur stillen Präsentation des Maybach Concept Cars, den Abloh gemeinsam mit Mercedes-Designchef Gorden Wagener zum 100. Geburtstag von Maybach entwickelt hat, ihr zweites Projekt dieser Art nach der G-Klasse 2019.
In einer offiziellen Erklärung von Mercedes Benz heißt es: „Die Strahlkraft von Ablohs Arbeit liegt nicht nur im Produktdesign, sondern auch in den explorativen Gesprächen, die seine Arbeit angeregt hat. Während das Project Maybach Showcar davon inspiriert war, wie man mit Maybach die Natur in einem einzigartigen Luxuskontext erkunden kann, danken die Teams bei Mercedes-Benz Virgil Abloh für die Inspiration, jeden Tag in der Kraft eines branchenübergreifenden Dialogs zu erkunden – für eine bessere und aufgeschlossenere Zukunft.“
Stille und Andacht herrschte am Mittag in der Halle des Rubell-Museums gleich gegenüber den Ausstellungshallen von Blue Miami, auf dem Fußballtor-großen Dashboard am Eingang hatten bereits erste Gäste einen Gruß verewigt, am Abend des nächsten Tages war kein Fleckchen mehr frei. Nicht nur Designstudenten und Journalisten waren gekommen, auch so viele von Ablohs Mitarbeitern, Freunden, Wegbegleitern. Auf einer Videotafel mit Bergpanorama vom Himmel aus gesehen, stand die kurze Erklärung: „Projekt Maybach ist inspiriert von den großen Landschaften und bringt eine traditionelle städtische Marke in den Kontext mit einer typischen Off-Road-Umgebung. Den Status Quo in Frage zu stellen, war Design- und Herzensbotschaft des mit nur 41 Jahren an Krebs verstorbenen Designers. Der andere, aufgeschlossene, kreative Blick, Design neu gedacht – nicht nur, wenn’s um Autos geht.
Und dann stand man andächtig vor dem Auto, wegen der Situation an sich, aber noch verstärkt von der Wucht des Eindrucks. Was für eine fantastische Karre da im schwarzen Sand! Man kann es kaum anders formulieren. Als hätten ein Hummer, eine Corvette und eine Limousine gemeinsam Nachwuchs bekommen. Ein riesiges Fahrzeug, sechs Meter lang, kantig und elegant, stark und fein und faszinierend.
Der Mythos Maybach im Kontext des Zeitgeistes. Wagener und Abloh haben die Luxus-Funktionalität der Marke übersetzt, inspiriert durch die freie Natur, kombiniert das zweisitzige, batterieelektrische Offroad-Coupé eindrucksvolle Gran Turismo-Proportionen, große Offroad-Räder und markante Anbauteile. Der Dachgepäckträger. Die Axt! Die kantigen Sitze, superhightech – mit englischem Karowollstoff an den Kopfstützen. Stil, Zitat und Augenzwinkern. Der kernige „Kühlergrill“ mit den freundlichen LED-Augen, die Solarzellen unter der transparenten Haube, das ovale Lenkrad, das sandige Gelb, die Alu-Pedale…
Verantwortungsvolles Zukunftsdesign war den Gestaltern wichtig. Losgelöst von jeglichen Produktionsanforderungen und mit absoluter kreativer Freiheit haben die Designteams eine Vision vom luxuriösen Reisen im Zeitalter elektrischen Fahrens entwickelt.
„Sophisticated Luxury trifft Outdoor-Adventure“. Im Hintergrund liefen Videos mit schönen Menschen und vor allem großartigen Landschaftsbildern, der kostbaren freien Natur. Da wär man gern. Mit diesem Showcar. Und mitten in der Wildnis würde man aussteigen und in den Himmel grüßen. Virgil was here, wie kleine leuchtende Drohnen es bei Louis Vuitton am Tag als Vermächtnis im Firmament formuliert hatten.