Fünf Highlights aus der Modewoche im Big Apple: Der ICON-Rückblick auf die HERBST/Winter 2022 Kollektionen.
DIE NEW YORKER FASHION WEEK
2022

Khaite








Credit: Hanna Tveite
Kostbare Lässigkeit
Das Label Khaite steht wie kaum ein anderes für das „New York Cool Girl“: eine lässige, viel beschäftigte Frau, deren Kaschmir-Pullover und Wildleder-Trenchcoats dabei unbekümmert lässig aussehen. Khaite fokussiert sich auf solche Basics, und interpretiert sie mal auf romantische, mal auf minimalistische Weise, und trifft dabei immer einen Look, der die Energie der Großstadt verkörpert. In Khaites neuster Kollektion vermischte sich dieser mit ästhetischen Elementen der 80er-Jahre, Blazern mit weiten Power-Schultern, knappe Röcke zu Beinen in Nylonstrümpfen, bauchfreie Partytops mit XL-Volants. Schmale Silhouetten wurden mit dicken Daunenjacken aufgebrochen, Cocktailkleider mit Swarovski-Kristallen verziert. Designerin Catherine Holstein lässt sich bei ihrer Arbeit von ihrem Instinkt und ganz persönlichen Geschmack inspirieren und liegt mit ihrem Gespür immer richtig. Wie gut Frauen in ihren Entwürfen aussehen, zeigt sich nicht zuletzt bei den Gästen ihrer Modenschauen, die von Streetstyle-Fotografen besonders gern aufgenommen werden. Nächste Saison, wenn sie alle die neue Kollektion tragen, wird das nicht anders sein.
Tory Burch
Rotes Licht in der Nacht
Tory Burch liebt New York – und New York liebt Tory. Das zumindest war am Abend ihrer jüngsten Show im Big Apple auf dem ikonischen roten “New Yorker”-Schriftzug auf dem Dach des gleichnamigen Hotels in Midtown zu lesen. Burch, die die Restaurierung der berühmten roten Buchstaben mitfinanziert hat, ließ eigens für den Abend ihrer Show unter dem Namen des Hotels die Zeichen “❤️ Tory” aufleuchten. Ihre Gäste, die sich in der Showlocation auf dem 24. Stock eines unweit gelegenen Hochhauses befanden, hatten beste Sicht auf das New Yorker-Logo, dessen rosenrote Farbe am Valentinstag noch eine ganz andere Bedeutung annahm. All jenen New Yorkern, die an diesem Tag keinen Partner an ihrer Seite hatten, diente die Geste als Erinnerung: New York ist für dich da. Und Tory Burch will für die New Yorkerin da sein, und alle Frauen, die sich mit mit ihr identifizieren. Im kommenden Herbst und Winter trägt sie sportliche Zipper-Sweatshirts zu Bügelfaltenhosen, gemusterte Blusen und breite schwarze Taillengürtel, Kleider mit breitflächigen geometrischen Motiven. Die neueste Kollektion spielt mit den Kontrasten zwischen figurbetonten Schnitten und Oversize-Silhouetten und den Mut zu Form und Farbe, wie man ihn von der Mode der 80er-Jahre kennt. Dazu passt auch der Soundtrack, mit Songs von Grace Jones und Blondie.
PETER DO







Zurück auf Anfang
Mit kleinen intimen Präsentationen fing es an, wie so oft bei jungen, aufstrebenden Labels. Peter Do war bald kein Geheimtipp mehr sondern wurde zum Nachwuchsstar von New York. Diese Saison zeigte das Label seine zweite Show auf der New York Fashion Week. Man könnte meinen, dafür ist es vielleicht noch etwas zu früh, um sich auf seine „Klassiker“ zu besinnen. Aber Peter Do, der unter anderem bei Celine gearbeitet hat, weiß, dass eben diese persönlichen Klassiker so wichtig sind wie nie – erst durch sie sticht man aus der Masse an immer wechselnden Trends, die letztlich auch nichts Neues hervorbringen, heraus. Und so setzte sich Peter Do in einer sehr schönen Schau mit seinen „Essentials“ auseinander: Strenges Tailoring, Westen, Capes, großzügig geschnittene Mäntel und eine selektive Farbpalette aus Naturtönen sowie Schwarz und Weiß.
MICHAEL KORS
Michaels neue Muse
Der größte Überraschungsgast bei Michael Kors waren nicht Brooke Shields oder Blake Lively, die beide in der ersten Reihe saßen. Sondern New Yorks frisch gewählter Bürgermeister Eric Adams. Adams muss dafür sorgen, dass New Yorks wichtigste Eigenschaft die Stadt weiterhin durch die Herausforderungen der Gegenwart leiten wird: Resilienz. Von diesem Gefühl ließ sich Michael Kors für seine Kollektion inspirieren, die darauf setzt, dass die Menschen mehr denn je ausgehen und feiern wollen. „Im Pizzarestaurant bei mir um die Ecke bekommt man ohne Reservierung nicht mal mehr einen Platz“, sagt Kors auf einer Zoom-Konferenz vor der Schau. Die Abende müssen eben besser geplant werden und dazu gehört auch der richtige Look. Kors wählt dabei das klassische Glamour-Rezept: funkelnde enge Kleider zu dicken Faux-Fur-Mänteln, Overknees und nackte Schultern.
Gabriela Hearst












Für sie, für ihn, für alle
Gabriela Hearst ist keine Designerin, die man gemeinhin mit genderneutraler Mode verbindet. Das dürfte sich nach dieser Show ändern. Das Thema Unisex und die LGBTQ-Bewegung standen im Mittelpunkt der neuen Kollektion, die sich dementsprechend um schlichtere Teile drehte, die weder zu sehr ins feminine noch ins maskuline abdrifteten. Hearsts Liebe zum Handwerk blieb trotzdem sichtbar, und zeigte sich in langen Häkelkleidern und bestickten Trenchcoats.
COACH








Teenie-Traum
Was wollen Teenager? Diese Frage umtreibt Marketing-Manager, die mit TikTok-Strategien und Gen-Z-Influencer eine immer wichtiger werdende Zielgruppe erreichen wollen. Stuart Vevers, Chefdesigner von Coach, glaubt die Antwort für seine Branche gefunden zu haben: Dicke Lammfelljacken, weite Print-T-Shirts, ultrakurze Spitzenkleidchen. Eben die zeigte er auf seiner neuen Show und dass vieles an der Kollektion an bereits gesehene Vintage-Looks erinnerte, machte auch irgendwie Sinn: Gen-Z liebt Second-Hand und alte Coach-Taschen sind auf dem Markt begehrt wie lange nicht. Zur Nostalgie passte das Setdesign: Eine Kulisse, die an einen verschlafenen, aber voller dunkler Geheimnisse steckenden amerikanischen Vorort erinnerte – und an die Serie „Stranger Things“.