Zwischen den VIP Plätzen parkte ein riesiger gelber Straßenkreuzer. Dahinter, oder davor, ja nach Sichtachse im großen Rund der Männerschau von Louis Vuitton war der Bungalow einer offenbar kinderfreundlichen Familie aufgebaut. Zimmer an Zimmer wurde geradezu liebevoll verspielt und bis ins kleinste Detail dekoriert die Metharmorphose vom Kleinkind bis zum Teenager.

Was für ein Setting wieder in der eigens errichteten „Box“ im Innenhof des Louvre! Ein Haus der Zeitalter, eingerichtet von den französischen Filmemachern Michel Gondry und Olivier Gondry. Raum für Raum spielten sich die prägenden Momente des Aufwachsens ab – vom großen Augenblick bis zum Alltäglichen – durchdrungen von Erinnerungen an die eigene Kindheit der Gondry-Brüder: das Schlafzimmer, das sie als Kinder teilten, die Aufregung, es einzurichten, und die Tapete, die sie vollkrizelten, die Musik, das Flätzen auf dem Bett. Eine Hommage an das innere Kind, dem im besten Fall der Erwachsene treu bleibt.

So wie Virgil Abloh einer war, der geniale Designer, der vor mehr als einem Jahr gestorben ist und nicht von Louis Vuitton ersetzt wurde. Es ist das Kollektiv, das vertraute, familiäre Team, das weitergemacht hat in Ablohs Sinne, der Fundus an Ideen und Inspiration, den er hinterließ, ist riesig. Sein Augenzwinkern war auch dieses Mal präsent, gleichwohl war dies keine redundante Show, sondern Fortsetzung, Variation, in der Dekoration und in den Looks. Die vom Louis Vuitton Studio Prêt-à-Porter Homme entworfene Kollektion wurde eingebettet in die Ideen und Konzepte des amerikanischen Gast-Designers Colm Dillane. Fantasie und Ausstattung sind grenzenlos wie die Protagonisten international.

Die Models sowieso, der sierra-leonische Stylist Ibrahim Kamara oder die ukrainische Kreativdirektorin Lina Kutsovskaya, die spanische Sängerin Rosalía als musikalische Kuratorin und Life-Act. Kreativität, Handwerkskunst und Showmanship sind das Rezept von Louis Vuitton, die neue Kollektion so unterhaltsam wie konsumierbar. Das große Thema Genderfluid auf der Metaebene kindlicher Entwicklung und Pubertät: Wer bin ich, wie bin ich, wenn ich groß bin? Der Louis Vuitton Mann ist jedenfalls äußerlich schon mal ziemlich cool. Die Gäste mochten gar nicht gehen, tummelten sich nach der Show in allen Räumen, fotografierten sich und andere. Der eine, die andere schien bei aller Aufgeregtheit ,Teil eines solchen Events zu sein, dann auch versonnen für einen Moment.

Die spanische Sängerin Rosalía
TEXT
Inga Griese
LAYOUT
Donnya Torkaman