Wo, wenn nicht in Sorrent hätte die Party stattfinden können. Die Amalfiküste bietet das perfekte Setting für alles, was Edgardo Osorio mit seiner Marke Aquazzura seit nunmehr zehn Jahren darstellt: Leichtigkeit, modernes Dolce Vita, Flair, Handwerkerehre. Seine High Heels zieren die Füße von Prinzessinnen, Hollywoodstars und ebenso Unternehmerinnen. Traumschuhe für ein reales Leben.
Der perfekte Gastgeber
Osorio, der in Kolumbien geboren wurde, absolvierte eine Ausbildung am Central Saint Martins College in London, lernte unter anderem bei Salvatore Ferragamo und Roberto Cavalli, wie man Schuhe fertigt. Und er wusste auch, dass Frauen für Schönheit bereitwillig leiden, war aber der Ansicht, dass dies nicht nötig sein sollte. Er integriert in seine High Heels daher einen speziellen Memoryschaum, der den Druck abmildern soll, sodass es sich auch auf 10 Zentimetern noch ganz leichtfüßig laufen lässt. Gemeinsam mit seinem Partner Ricardo D’Almeida Figueiredo, mit dem er die Marke von Florenz aus startete, war ihm allerdings klar, dass er irgendwann mehr als „nur“ Schuhe kreieren will. Zehn Jahre später stehen die beiden im weißen Dinner Jacket neben einer mehr als üppig gedeckten, gefühlt 200 Meter langen Tafel hoch über dem Golf von Sorrent. Überladen mit Blumenarrangements in Pink und Rosa, Gläsern, Vasen, Porzellan, Servietten – alles aus der neuen „Casa“-Kollektion, die Edgardo Mitte Mai erstmals präsentierte, als der Onlinehändler Mytheresa.com die Jubiläumsparty ausrichtete. Wir sprachen mit ihm darüber, wie er darauf kam, was einen guten Gastgeber und Abend ausmacht und was er als Gastgeschenk mitbringt.
Edgardo, als Sie vor zehn Jahren Aquazzura als Schuhmarke gründeten – was war ihr Traum?
Ich wollte immer eine Lifestyle-Marke haben. Angefangen habe ich natürlich mit Schuhen, weil ich wusste, dass ich das am besten kann. Ich habe Aquazzura auch bewusst nicht meinen eigenen Namen gegeben, weil ich wollte, dass daraus eine Lifestyle-Marke wird. Der Name steht für den Geist Italiens, für die neue Art von Dolce Vita, für Sommer, Ferien – und für so viele andere Dinge als nur Schuhe.
Die „Casa“-Kollektion umfasst hauptsächlich Porzellan und Textilien. Woher kommt Ihre Begeisterung für schön gedeckte Tische?
Meine Mutter ist Innenarchitektin. Ihre Leidenschaft hat sich wohl auf mich übertragen. Ich habe schon immer gern Innenräume gestaltet, wie meine Boutiquen, und liebe es Gastgeber sein zu dürfen.
Veranstalten Sie viele Partys oder Abendessen?
Ja, besonders gern und oft in meinem Haus in Venedig, ein umgebauter Palazzo. Ich veranstalte aber auch viele Events beruflicher Natur. Vielleicht war die Pandemie insofern ein Learning für uns alle, dass es viel schöner ist, Freunde und Gäste zu Hause zu bewirten und eine intime Atmosphäre zu schaffen. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich liebe es, in Restaurants zu gehen. Aber es ist doch viel schöner, wenn man Freunde bei sich zu Hause empfängt, die richtige Musik auswählt, die Gäste, die man um sich haben möchte, das Ambiente. Du stellst die Blumen auf, suchst das Essen aus. Das ist eine Menge Arbeit, klar. Aber es ist eine besondere Wertschätzung, die man dadurch zeigen kann. Es kommt zu intimeren Gesprächen, tieferen Verbindungen.
Wonach entscheiden Sie, wie Sie den Tisch dekorieren?
Das hängt natürlich davon ab, wie viele Gäste kommen und was der Anlass ist. Ob ich etwa einen mexikanischen Abend veranstalte, einen Farbcode habe oder einfach nur ein intimes Dinner organisiere. Ich gehe gern selbst auf den Markt, um die Blumen zu kaufen, ich liebe das. Die Dekoration erfordert zwar ein wenig Organisation im Voraus, aber lohnt sich. Ich habe auch ein paar Playlists vorbereitet, die ich abspielen kann. Je nach Stimmung. Aber alles startet mit dem Essen. Und erst dann entscheide ich, wie ich dekoriere. Für jemanden, der Mode liebt, ist das Schmücken eines Tisches wie das Schmücken seiner selbst. Man zeigt dadurch seine Persönlichkeit, sein Flair, man kann maximal oder minimalistisch sein. Je nach Stimmung.
Was macht einen guten Gastgeber aus?
Das Wichtigste ist, die Gäste so auszuwählen, dass sie sich gut miteinander verstehen. Und dafür zu sorgen, dass sie sich wie zu Hause fühlen. Das kann man auch mit guter Beleuchtung erreichen, zum Beispiel mit vielen Kerzen, niemals mit direkter Beleuchtung. Mein Tipp: Je weniger Falten man sehen kann, umso besser (lacht). Gute Musik ist immer hilfreich und dass es ausreichend es zu trinken gibt. Du kannst das einfachste Essen servieren, solange es viel zu trinken gibt, dann werden die Leute das Essen vergessen.
Und was bringen Sie als Geschenk mit, wenn Sie eingeladen sind?
Klassiker sind Blumen, Duftkerzen oder eine Flasche des Lieblingsgetränks. Aber ich mag es, ein wenig kreativer zu sein. Etwas mitzubringen, das zeigt, dass man länger als fünf Minuten an den Gastgeber gedacht hat. Das können Kleinigkeiten sein, die nicht mehr kosten als eine Flasche Champagner oder ein Blumenstrauß. Es geht letztendlich darum, dass der Gastgeber erkennen kann, dass man sich Mühe gegeben hat. Vielleicht etwas für die Tischdeko, eine kleine Schale für Schlüssel oder einen Aschenbecher.
Wenn ich mir Ihre Boutiquen anschaue, gibt es eine Gemeinsamkeit. Sie sehen alle unterschiedlich aus, lassen aber dennoch erkennen, dass man bei Aquazzura ist.
So soll das sein. Ich selbst war immer gelangweilt von den Geschäften der großen Firmen, die im Grunde alle gleich aussehen. Überall. Meiner Meinung nach muss ein Laden eine Verbindung zu dem Ort haben, in dem er sich befindet. Und wenn er sich außerhalb Italiens befindet, muss er auch etwas Italienisches versprühen. Außerdem soll man sich in meinen Stores zwischen Capri, Paris und New York so fühlen, als wäre man in meinem Wohnzimmer… Es geht nicht nur um das Produkt, das dort verkauft wird, sondern auch darum, eine Erinnerung zu schaffen. Und deswegen eröffnen wir im Herbst einen eigenen „Aquazzura Casa“-Flagship Store in Florenz.