Wie schaffst du das alles ohne Verletzungen? Hast du einen Hochleistungskörper, der dich schützt?
Ich habe als Junge viele verschiedene Sportarten trainiert, das kam vor allem durch meinen Vater als Sportlehrer. Ich wollte natürlich nur Fußball spielen, aber mein Vater erklärte: Du brauchst einen flexiblen Körper, auch mental. Mir war damals noch nicht klar, wie sehr sich dies auf mein Fußballspiel ausgewirkt hat. So profitiere ich heute zum Beispiel vom damaligen Gymnastiktraining, das mich viel beweglicher macht. Aber auch die Ernährung und Fitness ist schon lange ein sehr wichtiger Aspekt, um mehr Kraft zu haben und mehr trainieren zu können.
Gab es einen Moment, der dein Spiel für immer verändert hat?
Ein Moment war es nicht, aber ich habe viel in meiner Anfangszeit in Dortmund gelernt, auch von Jürgen Klopp. Rückwirkend hat mich gerade die Position 10 in meiner Entwicklung einen großen Schritt nach vorn gebracht und mich zu einem besseren Spieler werden lassen, obwohl ich darüber am Anfang nicht ganz glücklich war. Beim Wechsel zu Bayern habe ich dadurch vieles aus einer anderen Perspektive gesehen und konnte so besser agieren.
Wie kannst du dem Druck standhalten, in Millisekunden entscheiden zu müssen?
Das ist ein Automatismus, der durch jahrelanges tägliches Training antrainiert wurde. Körper und Geist sind eine Einheit, man denkt nicht drüber nach „Schieße ich links oder rechts?“ – man entscheidet völlig unterbewusst. Man muss alles ausblenden, für die Analyse ist danach Zeit.
Kannst du mehr Information verarbeiten als andere?
Man muss nicht nur die Technik trainieren, sondern auch seine mentale Stärke. Fußball ist auch eine Kopfsache, wie man auf Einflüsse von außen reagiert. Denkst du während einer neuen Chance an die zwei verpassten zuvor, ist das das Schlimmste, das dir passieren kann. Mentales Training passiert auf dem Platz wie auch außerhalb und macht dich zu einem besseren Fußballer. Da unterstützt mich vor allem auch meine Frau, die sich zu diesen Themen mit verschiedenen Experten und Coaches austauscht.
Du bist im sportlichen Olymp angekommen. Für viele Spieler kommt in diesem Moment nur Stille. Wie hast du empfunden, als dein Traum wahr wurde.
Sehr euphorisch, und dann denkt man jedoch an den nächsten Traum. Zum Beispiel, den Pokal zu holen mit Zuschauern.
Wie ist es ohne Fans im Stadion?
Die ersten Spiele ohne Zuschauer waren hart. Das ist eine völlig neue Situation, auf die man sich einstellen muss, man spielt seit zwölf Jahren fast dreimal die Woche vor 50.000 oder manchmal 80.000 Menschen, und dann kommt da auf einmal kein Input mehr. Ich habe ungefähr vier Spiele gebraucht, um mich umzustellen und ohne die Motivation, die du durch die Zuschauer erhältst, die volle Leistung zu bringen.
Wie lange spielst du noch?
Das kann ich nicht beantworten. Wichtig ist es, fit zu sein, körperlich und mental. Alles, was ich dafür tue, hat natürlich das Ziel, länger Fußball zu spielen. Nach vielen Jahren im Profisport ist die mentale Stärke die große Herausforderung.
Es gibt dieses Bild, wie Du nach dem Gewinn der Champions League mit dem Pokal im Hotelbett liegst. Wie sieht der nächste Morgen aus: Fährst du nach Hause, schließt die Haustür auf und sagst: ‚Schatz, Kinder – Daddy ist da?‘
Das Finale war in Portugal, da wird natürlich danach auch gefeiert und der Erfolg genossen, das war das letzte Spiel der Saison. Am nächsten Tag geht es aber wieder um die nächste Aufgabe.
Cristiano Ronaldo und Lionel Messi zum Dinner nach Hause einladen – oder Elon Musk und Jeff Bezos: Wen würdest du nehmen?
Ich würde zwei Treffen vereinbaren, da ich mich gerne über Fußball unterhalte, ein Essen mit Elon Musk und Jeff Bezos aber auch sehr interessant wäre. Zwei absolute Pioniere, deren Werdegang mich beeindruckt. Ihre Visionen haben die Welt verändert. Mit ihnen über Inspiration und Umsetzung zu diskutieren wäre sehr interessant. Und auch, wie sie mit Kritikern und Misserfolgen umgehen.
Du wirst selbst verehrt, gibt es etwas, für das du die Tech-Milliardäre bewunderst?
Ja, für ihre Vision und Kreativität, aber auch ihre Ausdauer und den Mut, diese zu verwirklichen. Ich denke, da gibt es viele Gemeinsamkeiten.