Robert Lewandowski

„Weil ich es will, nicht weil ich es muss“

Robert, was bewunderst du an Anna – und was hast du von ihr gelernt?

Ihre mentale Stärke und ihre Einstellung, egal, was passiert: Du musst nach vorne denken. Gelernt habe ich von ihr viel über Ernährung und gesunden Lifestyle, da ist sie die absolute Expertin.

Dein Bild wurde bei der Ehrung zum Weltfußballer auf den 830 Meter hohen Burj Khalifa projiziert und strahlte über ganz Dubai. Kannst du danach schlafen – oder stehst du die ganze Nacht am Hotelfenster und schaust dir dein XL-Ich an?

Man ist einfach happy in diesem Moment, sieht auf dieses Bild, und es fühlt sich surreal an. Es dauert, bis einem bewusst wird, was für eine Ehre das ist. Ich habe mit fünf Jahren mit Fußball begonnen, viel Kraft und Zeit investiert. Dass ich so weit gekommen bin, macht mich dankbar und bedeutet mir sehr viel. Alles, was gerade in meinem Leben passiert, ist ein großes Verdienst meiner Eltern, meiner Frau und meiner Töchter.

Wie fühlt es sich an, mit 32 alles erreicht zu haben, was man erreichen kann?

Sollte ich je in die Situation kommen, dass ich darüber zu viel nachdenke, ist es vermutlich der richtige Zeitpunkt aufzuhören. Ich sehe den nächsten Schritt als Herausforderung. Ich möchte immer sagen können:

Egal, was ich erreicht oder geschafft habe, ich habe es versucht. Solange du es versuchst, kannst du auch gewinnen.

Ich bin sicher nicht der Typ, der alles tragen kann, probiere aber auch gerne aus.“ Hose: Jitrois. Sandalen: Valentino. Brille: Christian Roth Flügel: Theaterkunst Berlin

Einige Musikstars brauchen Drogen, weil sie nicht aus dem Rausch eines tollen Konzerts finden. Wie kommst du nach den Erfolgen runter?

Ich versuche immer, auf dem Boden zu bleiben, es ist wichtig, zu wissen, wer man ist, egal was du erreicht hast. Ich höre darauf, was mein Herz sagt, lasse mich nicht von Euphorie forttreiben.

Du hast mal gesagt: „Egal, wie viele Titel ich gewinne, ich will immer mehr.“ Wie kannst du das Motivationslevel verlässlich oben halten?

Ich denke nicht zu viel darüber nach, dafür ist nach der Karriere Zeit. Ich habe immer das nächste Spiel, das beste Spiel im Auge, ich bin hungrig. Wenn die Euphorie die Oberhand gewinnt, kann man sich schwer auf das nächste Ziel fokussieren.

Du bist dir auf dem Platz für keinen Laufweg zu schade, scheinst völlig frei von Allüren.

Wir sind ein Team, ein Stürmer profitiert immer von der Mannschaft, und die funktioniert nicht ohne Stürmer, das ist eine Synergie. Ich sehe mich aber auch als Universalspieler und möchte jede taktische Situation nutzen und umsetzen.

Robert, wie viel sind deine Beine wert? „Ich weiß gar nicht“, sagt er und grinst. Kaschmirmantel von Dior Men

Wie schaffst du es physisch, mehr zu laufen als alle anderen Stürmer?

Weil ich es will – nicht, weil ich muss.

Wie schaffst du das alles ohne Verletzungen? Hast du einen Hochleistungskörper, der dich schützt?

Ich habe als Junge viele verschiedene Sportarten trainiert, das kam vor allem durch meinen Vater als Sportlehrer. Ich wollte natürlich nur Fußball spielen, aber mein Vater erklärte: Du brauchst einen flexiblen Körper, auch mental. Mir war damals noch nicht klar, wie sehr sich dies auf mein Fußballspiel ausgewirkt hat. So profitiere ich heute zum Beispiel vom damaligen Gymnastiktraining, das mich viel beweglicher macht. Aber auch die Ernährung und Fitness ist schon lange ein sehr wichtiger Aspekt, um mehr Kraft zu haben und mehr trainieren zu können.

Gab es einen Moment, der dein Spiel für immer verändert hat?

Ein Moment war es nicht, aber ich habe viel in meiner Anfangszeit in Dortmund gelernt, auch von Jürgen Klopp. Rückwirkend hat mich gerade die Position 10 in meiner Entwicklung einen großen Schritt nach vorn gebracht und mich zu einem besseren Spieler werden lassen, obwohl ich darüber am Anfang nicht ganz glücklich war. Beim Wechsel zu Bayern habe ich dadurch vieles aus einer anderen Perspektive gesehen und konnte so besser agieren.

Wie kannst du dem Druck standhalten, in Millisekunden entscheiden zu müssen?

Das ist ein Automatismus, der durch jahrelanges tägliches Training antrainiert wurde. Körper und Geist sind eine Einheit, man denkt nicht drüber nach „Schieße ich links oder rechts?“ – man entscheidet völlig unterbewusst. Man muss alles ausblenden, für die Analyse ist danach Zeit.

Kannst du mehr Information verarbeiten als andere?

Man muss nicht nur die Technik trainieren, sondern auch seine mentale Stärke. Fußball ist auch eine Kopfsache, wie man auf Einflüsse von außen reagiert. Denkst du während einer neuen Chance an die zwei verpassten zuvor, ist das das Schlimmste, das dir passieren kann. Mentales Training passiert auf dem Platz wie auch außerhalb und macht dich zu einem besseren Fußballer. Da unterstützt mich vor allem auch meine Frau, die sich zu diesen Themen mit verschiedenen Experten und Coaches austauscht.

Du bist im sportlichen Olymp angekommen. Für viele Spieler kommt in diesem Moment nur Stille. Wie hast du empfunden, als dein Traum wahr wurde.

Sehr euphorisch, und dann denkt man jedoch an den nächsten Traum. Zum Beispiel, den Pokal zu holen mit Zuschauern.

Wie ist es ohne Fans im Stadion?

Die ersten Spiele ohne Zuschauer waren hart. Das ist eine völlig neue Situation, auf die man sich einstellen muss, man spielt seit zwölf Jahren fast dreimal die Woche vor 50.000 oder manchmal 80.000 Menschen, und dann kommt da auf einmal kein Input mehr. Ich habe ungefähr vier Spiele gebraucht, um mich umzustellen und ohne die Motivation, die du durch die Zuschauer erhältst, die volle Leistung zu bringen.

Wie lange spielst du noch?

Das kann ich nicht beantworten. Wichtig ist es, fit zu sein, körperlich und mental. Alles, was ich dafür tue, hat natürlich das Ziel, länger Fußball zu spielen. Nach vielen Jahren im Profisport ist die mentale Stärke die große Herausforderung.

Es gibt dieses Bild, wie Du nach dem Gewinn der Champions League mit dem Pokal im Hotelbett liegst. Wie sieht der nächste Morgen aus: Fährst du nach Hause, schließt die Haustür auf und sagst: ‚Schatz, Kinder – Daddy ist da?‘

Das Finale war in Portugal, da wird natürlich danach auch gefeiert und der Erfolg genossen, das war das letzte Spiel der Saison. Am nächsten Tag geht es aber wieder um die nächste Aufgabe.

Cristiano Ronaldo und Lionel Messi zum Dinner nach Hause einladen – oder Elon Musk und Jeff Bezos: Wen würdest du nehmen?

Ich würde zwei Treffen vereinbaren, da ich mich gerne über Fußball unterhalte, ein Essen mit Elon Musk und Jeff Bezos aber auch sehr interessant wäre. Zwei absolute Pioniere, deren Werdegang mich beeindruckt. Ihre Visionen haben die Welt verändert. Mit ihnen über Inspiration und Umsetzung zu diskutieren wäre sehr interessant. Und auch, wie sie mit Kritikern und Misserfolgen umgehen.

Du wirst selbst verehrt, gibt es etwas, für das du die Tech-Milliardäre bewunderst?

Ja, für ihre Vision und Kreativität, aber auch ihre Ausdauer und den Mut, diese zu verwirklichen. Ich denke, da gibt es viele Gemeinsamkeiten.

Brille: Christian Roth Flügel: Theaterkunst Berlin
Annas Look ist von Miu Miu. Robert trägt Prada
Anna trägt Kleid, Bluse und Armband von Hermès, Robert in einem Mantel von Dior Men
Puppets on their own strings: Anna trägt ein Kleid von Gucci (über mytheresa.com). Slingbacks: Prada. Roberts Hose ist von Jitrois. Sandalen: Valentino
Anna und Robert Lewandowski in Dior
Anna trägt Kleid, Bluse und Armband von Hermès, Robert in einem Mantel von Dior Men
Hose und Hemd: Dior Men

Du investierst in Start-ups und neue Technologien. Was fasziniert dich an der Gründerszene?

Der frische und neue Blick in die Zukunft. Trends und Ideen wirtschaftlich umzusetzen. Besonders die Themen Gesundheit und Sicherheit interessieren mich, ich habe etwa in eine App investiert, die gegen Cyberkriminalität vorgeht. Auch beschäftigt sich ein großer Teil von Start-ups mit sozial verantwortlichen Themen und Produkten, das ist für die Zukunft immens wichtig.

Nico Rosberg hat nach dem WM-Sieg in der Formel-1 seine Karriere beendet und hat sich neu erfunden: vom Spitzensportler zum Greentech-Vordenker. Ist er in dieser Hinsicht eine Art role model für dich?

Es ist wichtig, einen Plan und eine Idee zu haben. Etwas, das mich nach meiner Sportkarriere herausfordert, zumindest sehe ich das so. Etwas, mit dem man sich gut fühlt, das einen fordert und auch befriedigt. Es lohnt sich, darüber schon im Voraus nachzudenken.

Du hast über 20 Millionen Follower auf Instagram. Wie wichtig ist Social Media?

Es gibt mir die Möglichkeit, meinen Fans nahe zu sein. Familie ist für mich neben dem Sport das Wichtigste, so kann ich sie auch daran teilhaben lassen, ohne zu privat zu werden.

Auf TikTok zeigst du ungeahntes Tanz-Talent.

Das war während des ersten Lookdowns, da hatten wir ja alle etwas mehr Zeit. Ich tanze gern. Meine Frau hat mich davon überzeugt …

Hose und Hemd: Dior Men
Interview
Tom Junkersdorf
Fotos
Andreas Mühe c/o Schierke Artist GmbH
Styling
Clark Parkin
Fotoassistenz
Jamal Cazare & Daniel Leo
Styling-Assistenz
Anne-Sophie Krempel
Haare + Make-up
Jochen Pahs
Assistenz
Laura Weber
Videographer
Simon Lohmeyer
Produktion
Mondlane Hottas c/o Schierke Artist GmbH
Hygienebeauftragter
Andreas Langenwalter
Management Lewandowskis
c/o Magari International