Frankfurter Fashion Week

Mode auf dem Börsenparkett

Vielleicht brauchte es am Main wirklich etwas ganz Neues. Zwei Jahre, nachdem die Frankfurter Fashion Week gestartet war, war sie eigentlich wieder vorbei. Der Pandemie geschuldet. Und deswegen war der Neustart auch mit besonderer Spannung erwartet worden. Denn der Frankfurter Designer René Storck zeigte 30 Looks aus seiner Resort-Kollektion 2023 an einem besonderen Ort – zwischen Börsentafeln und Computern. Der Kulisse, die die meisten vielleicht aus der Börsenshow vor der Tagesschau kennen. Der Handelssaal der Frankfurter Börse wurde steht vielleicht auch als Symbol dafür, dass sich Kreativität und Wirtschaft öfter mal die Hand reichen sollten. Caroline Börger sprach mit dem zurückhaltenden Frankfurter Designer, der bereits 1991 sein gleichnamiges Label gründete, über seinen Heimvorteil, Jil Sander und die Zukunft Frankfurts als Fashion Week Metropole.

Herr Storck, Ihre letzte Show zeigten Sie 2018 in München. Wie fühlt es sich an, nun in Ihrer Heimat Frankfurt die Fashion Week eröffnet zu haben? Und dann noch im Handelsaal?

Es ist sehr emotional, hier an diesem symbolträchtigen Ort in meiner Heimatstadt und auch vor den Menschen, die ich so lange kenne, meine Kollektion zu präsentieren. Im Besonderen nach dem man so lange nicht unbeschwert zusammen sein konnte.

Wie haben Sie die durch die Pandemie aufgelegte Pause genutzt? Was hat das mit Ihrer Kreativität gemacht?

Ich habe zum ersten Mal seit Beginn meiner Karriere nicht mehr in Saisons gedacht und bin aus diesem inneren Hamsterrad herausgetreten. Die Dinge auch mal ruhen lassen zu können und neuen Ideen Zeit zu geben, war der positivste Aspekt in den vergangenen beiden Jahren, die mich trotzdem weiter gebracht haben. Ich habe mich selten mit einer Kollektion so wohlgefühlt wie mit dieser und hoffe, dass mir dieses wieder erlernte Innehalten nicht mehr verloren geht.

Ihre Kollektionen sind langfristig gedacht, klassisch, es geht immer um Qualität. Ist das Ihre Antwort auf den Fast Fashion Konsum?

Ich sehe es eher als Gegenmodell, als Exempel dafür, wie man Mode auch machen kann und als Erinnerung daran, wie wichtig es ist, die Menschen und Dinge, mit denen wir uns umgeben wertzuschätzen, und damit auch uns selbst. Ich war immer darum bemüht, einen Gegenwert zu schaffen, zu dem, was man investiert und das deshalb auch bleibt. Meine Arbeit ist allerdings nie Reaktion auf etwas, sondern entspringt einer inneren Haltung, der ich schon lange auf ganz natürlich Weise folge.

Frankfurt statt Paris, Finanzmetropole statt Mode-Hochburg? Hat die Main-Metropole Zukunft im Fashion-Week-Kalender?

Wir werden sehen, ob Frankfurt sich als Standort für Mode entwickeln kann. Es war immer ein Platz, wo das Neue Raum finden konnte, und ich kann mir gut vorstellen, dass man hier als Ergänzung zu den bestehenden traditionellen Standorten langfristig erfolgreich werden könnte.

 

Sie haben in Ihrer Kollektion verstärkt auch Männermode gezeigt. Liegt das an Frankfurt, der Stadt, in dem man wie sonst nirgends in Deutschland noch immer viele Männer in Anzügen sieht?

Die Männerkollektion zu erweitern, war schon lange mein Wunsch und auch hier waren die Veränderungen, die die letzten beiden Jahre mit sich gebracht haben, begünstigt. Dresscodes wurden aufgebrochen, und meine Männerkollektion füllt diese Lücke zwischen formellen Businesslooks und reiner Sportswear.

Ihr Stil wird oft mit dem Jil Sanders verglichen. Wie sehen Sie das?

Ich bin eine andere Generation und habe andere Themen, hinzu kommt das ich als Mann die Teile nicht selbst tragen kann, der Ansatz ist also ein anderer. Ich würde meinen Minimalismus auch als etwas opulenter beschreiben. Es gibt viele Einflüsse aus der Couture und ich erarbeite die Modelle auch ähnlich. Mir geht es mehr um Volumen und Proportionen als um das Weglassen, das war nie ausschlaggebend.

Gibt es die typische Storck-Kundin/-Kunden?

Eigentlich nein, wir sprechen die unterschiedlichsten Menschen aus allen Generationen an, und das gefällt mir sehr.

Haben Sie ein Lieblingsteil in Ihrer Kollektion?

Die wattierten Outdoorteile aus einer wasserfesten, nachhaltigen Baumwolle, die federleicht und trotz ihrer Funktionalität so chic sind. Und natürlich die couturigen Abendkleider und Röcke.

Die Kollektion kann im René Storck Store in Frankfurt am Main als Pre-Order bestellt werden (Oeder Weg 38), ab November gibt es sie auch im neuen Online-Store zu kaufen.

Interview
Caroline Börger