Fashion Week London

Wie Londons Designer der Queen Tribut zollen

Die London Fashion Week hätte aufgrund des Todes von Königin Elizabeth fast nicht stattgefunden. Am Ende zog man das Programm in reduzierter Form durch. Und zeigte Respekt für eine historische Figur.

Die Flagge über dem “British Museum” hing auf Halbmast. Und darunter, in den Kolonnaden, verabschiedete sich der Designer Erdem Moralioglu von Queen Elizabeth II. Am vergangenen Sonntag stellte er seine Modenschau während der London Fashion Week vor und eröffnete diese mit einem Look aus einem schwarzen bestickten Rock samt passenden Blazer, über dem das Model einen wadenlangen schwarzen Schleier trug.

Der Entwurf sei sein Weg gewesen, der verstorbenen Monarchin am Tag vor ihrer Beerdigung Tribut zu zollen. Wie immer war die Londoner Modewoche, die an diesem Dienstag zu Ende geht, von langer Hand geplant gewesen. Burberry sollte nach zwei Jahren Pandemie-bedingter Pause wieder auf dem Schauenkalender stehen, der belgische Designer Raf Simons hatte ein großes Event angekündigt. Doch genau eine Woche vor dem Beginn der Fashion Week starb Queen Elizabeth II. Der britische Modeverband sowie die zahlreichen Designer, die Londons lebendige Modeszene prägen, sahen sich plötzlich mit der Frage konfrontiert, ob sie ihre Modenschauen wie geplant durchziehen würden, oder ob dies als respekt- und taktlos wahrgenommen werden würde?

Erdem

Burberry sagte seine Show somit als erstes ab, es folgte Raf Simons sowie die Absage verschiedener Partys und Empfänge. Am Ende gab der British Fashion Council grünes Licht für Modenschauen, schließlich handele es sich dabei um “Business-fokussierte Veranstaltungen”. Jeder Termin am Tag der Beerdigung solle jedoch verschoben und Partys als Zeichen von Respekt ganz abgesagt werden.

So wurde in letzter Minute der Kalender umgestellt und am Ende blieb eine kürzere, ruhigere Modewoche, die viele Designer dafür nutzten, um auf ihre Weise ihre Wertschätzung für die Königin zum Ausdruck zu bringen. Die Designerin Nensi Dojaka ließ zum Finale ihre Models mit Maiglöckchen in den Händen über den Laufsteg gehen, der Lieblingsblume von Elizabeth. Michael Halpern startete seine Schau mit dem stillen Auftritt eines Models in einem eisblauen Umhang. Bei David Koma bat man vor Showbeginn um eine Schweigeminute und der Designer SS Daley schickte eine Gruppe schwarz gekleideter Models über den Laufsteg mit den Kerzen in den Händen, die an einen Trauerzug erinnerte.

Nensi Dojaka
SS Daley, Foto Cris Fragkou
Nensi Dojaka
Nensi Dojaka
SS Daley, Foto Cris Fragkou
SS Daley, Foto Cris Fragkou
HALPERN © Thomas De Cruz Media: Iker Aldama
HALPERN © Thomas De Cruz Media: Iker Aldama
HALPERN © Thomas De Cruz Media: Iker Aldama
HALPERN © Thomas De Cruz Media_Iker Aldama .

SS Daley

Nensi Dojaka und ihr Maiglöckchen-Finale

In den Tagen vor der Modewoche hatten einige Brancheninsider auf Instagram kritisiert, welchen Schaden es für viele junge Labels mit kleinem Budget bedeuten würde, wenn sie ihre teuren Shows absagen und damit den Verlust von Geld, Aufmerksamkeit und Präsenz in den Medien in Kauf nehmen müssten. Vor allem aus diesem Grund wurde die London Fashion Week letztlich nicht abgesagt. Die Bedeutung dieses historischen Moments war jedoch jedem bewusst. Der Designer Jonathan Anderson schloss seine Schau mit einem schwarzen T-Shirt ab, auf dem die Worte “Her Majesty The Queen” sowie ihr Geburts- und Sterbedatum und die Worte “Thank you” gedruckt waren. Eben dieses Motiv ist als Poster in der ganzen Stadt zu sehen.

Live aus London
Silvia Ihring