Für sein neues „Laureato“-Modell kooperiert die Uhrenmarke Girard-Perregaux mit dem deutschen Juweliershaus Wempe. Die Stückzahl ist limitiert, beide Unternehmen haben ein junges Publikum im Blick.
Eine Sportuhr für Leute, die als Insider gelten wollen
Wenn eine Krise eine gute Seite hat, dann wohl die, dass diejenigen enger zusammenrücken, die unter ihr leiden. Das war schon in Genf bei den „Geneva Watch Days“ zu beobachten: Dort präsentierten 17 Marken ihre Produkte, die unter normalen Umständen wohl kaum zueinandergefunden hätten. Derzeit läuft eine Kooperation zwischen Wempe, dem größten deutschen Juwelierhaus, und Girard-Perregaux, einer Marke, die zur Kering-Gruppe gehört: „Infinity“ heißen zwei neue Ausführungen des Stahl-Sportuhr-Klassikers „Laureato“.
Den Namen tragen sie sicherlich wegen des tiefschwarzen Zifferblatts aus Onyx, von dem sich roségoldene Indizes abheben. Denn unendlich zu haben sind sie nicht, sondern auf kleine Auflagen limitiert. Bis Ende Oktober sind sie ausschließlich in ausgewählten Wempe-Filialen zu kaufen.
Beide Ausführungen, die eine mit einem Durchmesser von 42 Millimetern, die andere mit 38 Millimetern und Brillantbesatz sind konzeptionell und gestalterisch ihrem Vorläufer engstens verwandt, der „Laureato“ von 1975. Sie gehörte damals zu den ersten sportlichen Stahluhren mit integriertem Band; ihr Äußeres mit der markanten Lünette entwickelte der Haus-Designer Adolfo Natalini.
In den Anekdoten der Firmengeschichte wird mal ihm, mal dem damaligen Distributeur in Italien die Namensgebung zugeschrieben: „Laureato“ heiße das Modell als Hommage an den Film „The Graduate“ („Reifeprüfung“) mit Dustin Hoffmann, auf Italienisch „Il Laureato“.
Sportuhr-Klassiker in Stahl: „Laureato“ von Girard-Perregaux gibt es nun als limitiertes Sondermodell
Eine profanere Erklärung ist, dass die entschieden modern geformte Uhr mit diesem Namen als ideales Abitur- oder Examensgeschenk in Spiel gebracht wurde. Und auch Girard-Perregaux-CEO Patrick Pruniaux, der eigentlich der cineastischen Deutung zuneigt, räumt ein, dass auch heute immer wieder frisch Graduierte mit einer „Laurato“ geehrt würden.
Die ist dabei nicht etwa eine preiswert ausgestattete Brot-und-Butter-Linie des Hauses, sondern wird von einem feinen Manufaktur-Automatikwerk angetrieben. Neben dem Onyx-Blatt der „Infinity“ kommen bei anderen Modellen auch Hightech-Gehäusematerialien wie transparentes Saphir- und blau schimmerndes Carbon-Glas zum Einsatz.
Girard-Perregaux, gegründet 1791, hat sich technisch wie stilistisch nie auf sein uhrmacherisches Erbe zurückgezogen. Spätestens seit den 70er-Jahren entstanden zahlreiche Modelle, die in Formensprache und Materialität neue Wege gingen. Und auch technisch tat sich das Haus immer wieder hervor, legte 1972 in seinen Labors den bis heute geltenden Standard für die Taktung von Quarzuhren fest und stellte vor wenigen Jahren eine völlig neue Hemmungstechnik für mechanische Zeitmesser vor.
„Wir sind seit Langem eine voll integrierte Manufaktur“, sagt Pruniaux, „deshalb können wir technische Innovationen genauso im Haus entwickeln wie den Einsatz verschiedenster Materialien.“ Gerade das Letztere hat seinen Sinn bei der angepeilten, aber Zielgruppe, den Millennials:
„Ein neuer Kunde, der unsere Uhren zum ersten Mal sieht, interessiert sich nicht zuallererst für die Mechanik, sondern schaut auf die Form, das Finish, die Materialien. Für ein neues Publikum müssen wir gerade hier innovativ sein.“
Dabei ist sich Pruniaux sicher, dass sein Haus eine „Insider-Marke“ sei und bleibe, seine Uhren auch weiterhin nicht in großen Stückzahlen produziere. Aber Exklusivität ist in der Welt der feinen Uhren ja auch ein Wert an sich. Mit dem anfänglich exklusiven Vertrieb bei Wempe möchte Pruniaux jedoch vor allem die Verbindung der beiden Häuser stärken: „Wir haben keine eigenen Boutiquen, sondern arbeiten mit den international besten Juwelieren. Bis zur weltweiten Lancierung der beiden ,Infinity’-Modelle im November gibt es sie nur bei Wempe in Deutschland, London und New York.“
Wempe-Inhaberin Kim-Eva Wempe gibt dem Modellnamen noch eine weitere Bedeutung: „Wir haben dieses ,Infinity’-Modell als Metapher für unsere Partnerschaft gewählt, die hoffentlich lange andauert.“ Die „Laureato Infinity“ wird von einem Manufaktur-Automatikwerk mit Schwungmasse aus Roségold angetrieben.
Das Stahlgehäuse ist bis zehn bar wasserdicht. Die Variante mit 42 Millimetern Durchmesser ist auf 188 Exemplare limitiert und kostet 12.900 Euro. Das kleinere Modell mit einem Durchmesser von 38 Millimetern und einer mit 56 Diamanten ausgefassten Lünette gibt es 88-mal zum Preis von 16.300 Euro. Die Chancen stehen gut, dass beide Partner profitieren.