Zuhair Murad

Im Orient-Express von Beirut

über Venedig nach Paris

Zuhair Murads Haute Couture für den Winter 21/22 ist eine Ode an die Stadt der Dogen – und an die ewige Prinzessin.

Masken und Venedig – kaum eine Stadt ist so berühmt für seine kunstvollen Karnevalsmasken, die so gar nichts mit den banalen, blauen Lappen zu tun haben, die wir uns heute über Mund und Nase stülpen müssen bei den wenigen Live-Modenschauen, die die Pariser Haute-Couture-Woche zu bieten hat.

Für den Libanesen Murad jedoch war es die Inspiration, seine Haute-Couture-Roben, Hosenanzüge und Capes gedanklich nach Venedig zu schicken – und seine Models teils mit prunkvollen Augenmasken durch den Innenhof des Lycées Louis Le Grand stolzieren lassen.

 

Wie immer schöpft er dabei aus dem Vollen: Arabische Opulenz gekreuzt mit Pariser Chic und einem Savoir-Faire, das heute ebenbürtig auch im Libanon zu Hause ist. Das Land ist mittlerweile berühmt für seine meisterlichen Schneider, Perlen- und Stickkünstler – es ist eine dieser Geschichten, wenn der Schüler den Lehrer übertrifft. Libanesische Modehandwerker machten sich in den fünfziger Jahren, als es in ihrer Heimat politisch zu brodeln begann, auf den Weg nach Paris, um hier zu lernen und brachten das Können zurück in den Libanon. So wie Murad selbst, der in den 80er Jahren kam, wieder zurück in die Heimat ging und seit 2001 Dauergast bei der Pariser Haute Couture ist.

In Beirut entstehen heute diese göttinnengleichen Traumroben aus verschwenderisch vielem Stoff, Tüll, Samt, Chiffon, Taft, schwerem Faille-Satin, filigranen Stickereien, Draperien und glitzernden Glasperlen, wie geschaffen für das Blitzlichtgewitter auf Märchenhochzeiten oder den Oscars. Die Zuhair-Murad-Kundin will keine Wirklichkeit, sie will ins Märchenland.

 

Tex
Silke Bender