Erinnern Sie sich? An die Zeit, als man Karten von fremden Orten schrieb? Wir tun es immer noch. Wolfgang Joop erzählt von der Geschichte und der Mode Ibizas.
Grüße aus Ibiza
Biblischer Regen treibt uns von der Insel! Typisch, dass er von oben und unten und allen Seiten kommt. Gott soll ja in Frankreich Ferien machen – auf Ibiza denke ich, dass hier die Götter heidnisch sind. Wer hier herkam, ich meine jetzt nicht die Phönizier, Römer und Piraten, suchte den körperlichen, mentalen und mystischen Kontakt mit der Natur. Kein Wunder, dass die Hippies, die aus einem Youthquake entstanden waren, aus aller Herren und vor allem Elternländern nach Ibiza geflohen sind. Vielleicht auch der Prophezeiung Nostradamus’ wegen, dass, wenn die Welt unterginge, nur Ibiza übrig bliebe. Dass sie untergeht, die Welt, war der Flower-Peace-Generation in den 60ern völlig klar. Der kalte und immer noch heiße Krieg inspirierte sie zu der Idee, lieber nichts zu haben. Das könnte dann auch nicht zerstört werden.
Die Verheißung, dass es auf Ibiza heidnische Sitten, freie Liebe und sonnige Freiluft gäbe, lockt noch heute einen bestimmten Reisetypus hierher. Manche auch wegen der psychedelischen Drogen, die zum Hippietum gehören wie das Bier zum Ballermann. Beides ist klassisch und Klassik ist nie ein Problem! Womit wir bei der Mode wären. Diesen Stil gibt es nicht auf „Malle“, da geht es mehr um das Darunter als das Darüber. Auf beiden Inseln sind allerdings Schlauchbootlippe und weitere Silikonimplantate angekommen, und das ist gut so – dann schwimmt das Zeug nicht im Meer.
Wir kommen inzwischen wegen der Luft. Und der Wärme. Wenn. Der nächste Nachbar ist eh weit weg. Und ich konnte viel schwimmen.
Die Ibiza-Fashion feiert immer wieder Auferstehung. Gerade wird JW Anderson dafür über den hier immergrünen Klee gelobt. Unter anderem für die modische Leistung, den Billig-Selbermach- und Ökoschlampen-Look teuer und edel zu interpretieren. Jonathan war mit den Eltern (wer hätte solche nicht gern gehabt?) regelmäßig auf Ibiza, in den frühen Achtzigern mit dem lauten Powerdressing und Mega-Schulterpolstern. Die Erlösung davon fand in einer kleinen Boutique statt:
„Paula’s“. Dort gab es die Hippie-Couture.
@LOEWE Paula’s Ibiza 2021
Directed by @GraySorrenti
Campaign direction by @Jonathan.Anderson and @MMparisdotcom
Styling by @BenjaminBruno_
Videography by @MarilouDaube
Featuring @tiannastlo @maaariaroldan @heaven_aaliyahhh @fishmoney
@abdulayeniang @emiliano_cj
Music by LOCOMIA (JL.Gil-C.Sansano- P.Vidal- Barrington). Produced and edited by FTI MUSIC S.L.
#LOEWE #LOEWEpaulas
Ossie Clark hatte im London der 60er die rasanten Schnitte erfunden, die jede Frau verführerisch und leichtsinnig aussehen lassen. Zeitgleich hatte sich der deutsche Ibiza-Auswanderer Armin Heinemann diesem Fashion-Trip hingegeben, ein Besuch in seiner Boutique war obligatorisch. Auch für die Eltern des heutigen Modeprinzen Anderson. Ihm ist hoch anzurechnen, dass er die Quelle seiner Inspiration bekannt machte, ihr eine Retrospektive spendierte und den Paula-Look auferstehen lässt. Fashion ist wie die Natur. Das was Sinn macht, bleibt, indem es sich erneuert. Was keinen Sinn macht, verschwindet. Gott sei Dank.