Ralph Laurens erste Live-Schau seit Beginn der Pandemie fand leider nicht in seinem Wohnzimmer statt, aber sie fühlte sich trotzdem so an: Der minimalistische Raum im Museum of Modern Art in New York war mit Möbeln und Dekor aus seiner Home-Kollektion eingerichtet, mit Schwarz-Weiß-Aufnahmen von New York und Sträußen aus roten Rosen verziert. Laurens Bruder Jerry war da, seine Frau Ricky und Sohn David, dazu Celebritys wie Janelle Monae, Jessica Chastain und Lily Collins. Es war eine kleine aber feine Runde, die sich da für diesen besonderen Anlass versammelt hatte. Der Champagner, die Kaviar-Kartoffeln: Wer wollte, konnte sich für eine Stunde der Illusion hingeben, dass alles gut ist in der Welt. Ist es natürlich nicht und Ralph Lauren selbst weiß das genau. „Als ich mit meiner Arbeit an dieser Kollektion begann, gab es noch keinen Krieg in der Ukraine. Es war undenkbar, dass wir eine Tragöde und Verzweiflung erleben würden, wie wir sie jetzt sehen“, wird er in einer Pressemitteilung zitiert.
A Ralph State of Mind

„Doch inmitten dieser Traurigkeit müssen wir weitermachen. Mit einer Hoffnung auf Frieden, auf ein Ende der Pandemie und darauf, dass wir alle wieder zusammen sein können.“
Ralph Lauren versteht was von Hoffnung, schließlich steht er als amerikanischer, durch und durch New Yorker Designer für ein Mindset, der von Resilienz und Optimismus geprägt ist. Ralph Lauren selbst hat seinen amerikanischen Traum wahr gemacht. Er muss niemandem mehr etwas beweisen, und so zeigte er mit seiner Kollektion für den Herbst und Winter 2022 das, was er am besten kann. Aufgeräumte Ensembles aus Marlene-Hosen, Blazern und Pullovern, lange schmale Mäntel mit Glencheck-Muster, Hosenanzüge und Schluppenblusen. Der Ralph-Lauren-Mann, von denen es einige filmtaugliche Beispiele in der Show gab, trägt nicht nur Einstecktuch, sondern eine Blume am Revers, Reiterhosen und sogar Twin Sets. Die Ralph Lauren-Frau, die von einem diversen Casting aus unter Anderen Gigi und Bella Hadid, Laetitia Casta und Shalom Harlow repräsentiert wurde, kombiniert auch mal Cowboy-Hut zum Smoking und wählt für den Abend am liebsten lange schmale Kleider (oder einen schwarzen Hosenanzug, wie fast alle weiblichen Gäste auf der Show).












Wem das alles zu sehr nach einer preppy Uptown-Fantasie klingt, muss verstehen, dass eben genau das Ralph Lauren groß gemacht hat: Der Traum eines Lifestyles, wie ihn kein anderes Label verspricht. Das ist exklusiv, war aber auch immer schon inklusiv: Tyson Beckford, ein legendäres Schwarzes Männermodel, das in den 90ern in zahlreichen Kampagnen der Marke auftrat, lief ebenfalls auf dem Laufsteg. Nach der Schau zogen die Gäste zum Dinner in die nahe gelegene Polo Bar, ebenfalls eine New Yorker Institution. Vom Tik Tok-Influencer über den „Euphoria“-Schauspieler bis zur Verwandtschaft saßen alle da, aßen Burger und tranken Martinis. Mit Ralph Laurens Vorstellung vom guten Leben können sie alle etwas anfangen, und das muss man als Designer erst einmal schaffen.