Schauspieler Park Hae-Soo

 

Die preisgekrönte Hauptrolle in „Prison Playbook“, Spieler 218 in „Squid Game“, jetzt das koreanische Remake von „Money Heist“ – Park Hae-Soo dreht von Erfolg zu Erfolg.

Er würde beim Shooting gern etwas von einer koreanischen Marke tragen, das wäre doch okay? Klar! Wie heißt sie? Park Hae-Soo öffnet die weiche Jacke, hält das Etikett hin und lächelt verschmitzt. Viel Nähe für koreanische Verhältnisse und für einen Star seines Kalibers. Ohnehin, wir kennen uns ja keine fünf Minuten. Aber der 41-Jährige ist das Gegenteil von spröde oder abgehoben, und dass er eigentlich todmüde ist, weil die Zähne seines Babys ihn die ganze Nacht auf Trab gehalten haben, lässt er sich auch nicht anmerken. Zum Ende, nach Shooting und Interview, scrollen wir noch durch unsere Handys, tauschen Familienbilder aus. Ein Ausdruck von Vertrauen und Beweis für die gute Stimmung im Studio.

Lassen Sie uns über „Squid Game“ sprechen. Hat der Mega-Erfolg Ihr Leben verändert?

Ich habe schon viele Veränderungen in meinem Leben durchgemacht. Jetzt ist die Zeit der Verantwortung. Koreanische kulturelle Inhalte sind heutzutage sehr erfolgreich geworden, und ich bin dankbar, Teil der Brücke zwischen unserem Land und der Welt zu sein. Deshalb fühle ich mich jetzt dafür verantwortlich, aufstrebende Künstler, Regisseure und Projekte zu fördern, damit sie in der ganzen Welt erfolgreich werden.

Sie waren Spieler 218, ein ziemlich fieser Charakter in „Squid Game“. Was hat Sie dar an gereizt?

Er war mehr gemein als böse. Mich interessierte, welche emotionale Veränderung er während der Serie durchmachte und wie er schließlich an seiner Gier scheiterte. Doch am Ende fühlte er Schuld, was ihn menschlich machte.

Park Hae Soo trägt eine Jacke der koreanischen Marke Ley, Shirt von Allegri, Hose von Qcumbers und Schuhe von Hogan

Sie sind Spezialist für Grauzonen. In „Prison Playbook“ spielen Sie einen nur vermeintlich Kriminellen, in „Money Heist“, der koreanischen Netflix-Adaption von „Haus des Geldes“, die jetzt ausgestrahlt wird, spielen Sie den Dieb Berlin. Reizen Sie solche Rollen mehr als der charmante Liebhaber?

Ich fühle mich sehr zu Charakteren hingezogen, die zwei Seiten haben, und interessiere mich besonders für Eigenschaften oder Persönlichkeiten, die nicht unbedingt an der Oberfläche unserer Gesellschaft zu sehen sind. Da ich als Bühnenschauspieler angefangen habe, bin ich von klassischer Literatur geprägt. Ich wäre durchaus bereit, jemanden mit romantischem Interesse zu spielen. Nur, wenn ich diese Rollen spiele, könnte es eine sehr ernste, traurige Romanze werden.

Spielen Sie Action-Szenen gern selbst oder nehmen Sie lieber ein Double?

Ich habe Doubles für Aktionen, die zu schwer sind, aber sonst mache ich es selbst. Ich habe gern Szenen, bei denen ich meine körperlichen Fähigkeiten einsetzen muss.

Ein Schauspieler von Ihrem Format muss wahrscheinlich nicht mehr zum Casting?

Für „Squid Game“ hat mich der Regisseur angesprochen, und ich sah keinen Grund abzulehnen. Ich habe mich sofort in die Figur verliebt.

Niemand hat wohl damit gerechnet, dass die Serie ein solcher Erfolg werden würde. Sie?

Als ich das Drehbuch zum ersten Mal las, hatte ich das Gefühl, dass die Serie einflussreich werden könnte, weil sie auf Annahmen beruht, auf die sich alle Kulturen beziehen können. Das eigentliche Kinderspiel wird zum Überlebenskampf für die Erwachsenen.

Wir leben in unsicheren Zeiten, die Antworten darauf sind oft Schönheit, Romantik. Doch jetzt sind Horror und Monsterfilme, grausame Inhalte sehr beliebt. Haben Sie eine Erklärung? Ist die Welt noch nicht brutal genug?

Das ist ein Thema, das mich auch sehr beschäftigt. Als Schauspieler und Künstler sind wir für den Einfluss verantwortlich, den wir durch unsere Inhalte auslösen, zumal sie durch Netflix und andere Streaming-Plattformen auf der ganzen Welt verbreitet werden. Obwohl „Squid Game“ von Gewalt geprägt ist, würde ich mir wünschen, dass mehr auf die sozialen Fragen geachtet wird, die der Film aufwirft, wie die Kluft zwischen Arm und Reich und die Kritik an unserer Wettbewerbsgesellschaft.

Es heißt, wenn ein Mann Vater wird, ändert sich sein Denken. Ist das auch bei Ihnen der Fall? Denken Sie heute mehr darüber nach, welche Rolle Sie wählen?

Haben Sie Kinder?

 

 

Park Hae-Soo im ICON-Interview

Ja, auch Enkelkinder.

Ich erlebe gerade, wie unser Baby sich entwickelt, es ist erst sieben Monate alt. Veränderung bei mir selbst habe ich noch nicht wahrgenommen, aber ich spüre beglückt, wie mein Kind jeden Tag wächst.

Wenn man Kinder hat, gibt es mehr zu bedenken. Wenn Sie jetzt Drehbücher lesen, spielt da ein neues Bewusstsein eine Rolle?

Meistens denke ich über die Botschaft nach, die die Produktion vermitteln will. Ob es sich nun um einen Psychopathen oder einen Mörder handelt: Das Wichtigste ist, dass die Person, die die Figur spielt, das gut macht, umso klarer wird die Botschaft.

„Money Heist: Korea – Joint Economic Area“ erzählt von einem genialen Strategen und seiner talentierten Crew aus hochkarätigen Dieben, die versuchen, auf der koreanischen Halbinsel einen noch nie dagewesenen Raub zu begehen. Die Formulierung „gemeinsamer Wirtschaftsraum“ hat dabei eine ungeahnte Bedeutung. Es ist die koreanische Adaption einer sehr erfolgreichen spanischen Serie. Ist das Globalisierung? Anerkennung?

Ich denke, dass Korea schon immer gute Schauspieler, gute Regisseure und gute Autoren hatte, die unsere Geschichten schon lange erzählt haben. Dank Netflix können wir sie nun der Welt zeigen. Jetzt ist die Zeit der Anerkennung gekommen, aber eine Geschichte ist eben auch dann am stärksten, wenn sie die lokale Kultur mit ihren eigenen Merkmalen enthält und von den Schauspielern gespielt wird, die in dieser Kultur leben.

Bekommen Sie auch mehr finanzielle Anerkennung?

Noch nicht, aber ich hoffe es sehr. Früher war Geld nicht wichtig, aber jetzt habe ich ein Kind und eine Familie (lacht).

“Money Heist“ hat eine ähnliche Handlung wie das Original „Haus des Geldes“ …

… aber trotzdem ist die koreanische Version ganz anders. Denn darin geht es hauptsächlich um die Trennung von Nord- und Südkorea, und die Charaktere sind an unsere Geschichte angepasst. Meine Rolle Berlin erinnert daran, dass auch die Stadt Berlin für den Schmerz der Trennung steht. Ich fühle mich also mit meiner Figur der Stadt besonders verbunden, weil ich den Kummer, den unsere beiden Länder durchmachen mussten, nachvollziehen kann.

Waren Sie schon einmal in Berlin?

Ja, einmal, ich habe es sehr geliebt. Jetzt als Vater und Ehemann würde ich gern noch einmal mit meiner Familie hinfahren und auch unbedingt die Berlinale besuchen.

Nach „Squid Game“ ist Ihr Instagram Account förmlich explodiert, macht Sie das stolz?

Ich bin ehrlich gesagt kein großer Fan von sozialen Medien, aber ich nutze sie, um mit der Welt zu kommunizieren.

Außer mehr Schlaf als Vater eines Babys, das gerade zahnt – welche drei Wünsche kommen Ihnen in den Sinn?

Erstens möchte ich, dass jeder um mich herum wirtschaftlich unabhängig ist. Zweitens möchte ich nicht, dass sich das, was ich jetzt fühle, für den Rest meiner Karriere ändert. Und schließlich wünsche ich mir noch zehn weitere Wünsche.

„Money Heist: Korea. Joint Economic Area“ wird ab 24. Juni auf Netflix ausgestrahlt

 

 

Fotograf
Ahn Seong-Jin
Videographer
Baek Jae-Woo
Stylist
Kim Hye-Jeong
Haare
Lim Hae-Kyeong
Make-Up
Bae Kyeong-Lan