Neue Saison, neue Entwürfe. Diese Key-Pieces versprechen mehr als kurzes Glück. Ihre Schönheit reicht über den Zeitenwechsel hinaus. Und das macht sie wahrhaft zeitgenössisch.
Wir sind verabredet auf ein schnelles Wasser am ersten Tag der Schauen in Mailand. Was allerdings nicht mit Freudlosigkeit zu tun hat, sondern eher mit dem Bewusstsein, dass es gut ist, in den hektischen Tagen genug zu trinken. Maike, das Model der ICON-Strecke, die sich den Zusatz Inga quasi als Künstlernamen statt des eigentlichen Nachnamens gegeben hat, war bereits zu einem „Fitting“, doch welche der Optionen in den nächsten Tagen tatsächlich von den Firmen gezogen werden, entscheidet sich stets kurzfristig. Selbst für Models von der Klasse der Berlinerin, die seit bald fünf Jahren im Geschäft ist und gleich als Erstes ganz oben eingestiegen ist: als Kampagnengesicht für Prada.
Hier in Mailand wird sie in den nächsten Tagen dann für Gucci, Moschino, MSGM und Ermanno Scervino laufen, bevor es weitergeht nach Paris. Es ist ein Leben auf Abruf, aufregend, aber auch eine Herausforderung, weil „man nichts planen kann, sondern stets in dem Bewusstsein lebt: Gleich kann ein Anruf kommen, und los geht es!“ Ein Koffer sollte stets gepackt sein. Allerdings überwiege noch immer die Freude am Job, am Abenteuer, der er ja ist. Der Kurzhaarschnitt wurde ihr Markenzeichen, aber auch ihre Freundlichkeit und Professionalität. Behütet mit einem älteren Bruder in Berlin Lichterfelde aufgewachsen, Tennisspielerin, Volleyballspielerin, Absolventin einer Musicalschule und gut gecoacht von der Mutter, begegnet sie den Herausforderungen der Branche mit fast heiterer Gelassenheit. Die Mutter ist eigentlich Pharmazeutin, hat sich aber nach eigenen Rückenproblemen umorientiert, sich drei Jahre lang in der Alexander-Technik ausbilden lassen, dabei geht es um körperliche Haltung. Aber auch die Einstellung zu sich selbst.
„Das strahlt man aus“, sagt Maike. Trifft man sie, möchte man das auch gleich mal ausprobieren. Ihr solides Fundament half und hilft, mit den Beurteilungen der Branche umzugehen. So ein Casting kann zarte Gemüter schon aus der Bahn werfen, alles was zählt, ist der äußerliche Eindruck. „Das muss man verstehen und üben, es nicht persönlich zu nehmen. Es sind nur Sekunden, in denen man betrachtet wird, sie kennen einen ja nicht. Es sagt nichts über einen aus. Man darf nicht verletzt sein.“ Nach über 100 Shows und zahlreichen Shootings ist da natürlich auch Routine. „Ich bin nicht mehr so aufgeregt. Nur bei Schuhen, die nicht passen, und langen Kleidern. Und bei Saint Laurent“ sagt Maike und lacht erfrischend. Wie lange sie es noch macht? „Mal sehen. Solange es gut läuft.“ Im Wortsinn.
