NEW YORK FASHION WEEK

New York Fashion Week

Die New York Fashion Week lieferte ein wichtiges Debüt bei Helmut Lang, viel Hollywood-Prominenz und eine Mini-Demo auf dem Laufsteg. Auch Ralph Lauren ist zurück – genauso wie „Naked Dresses“. Die Highlights.

Peter Do für Helmut Lang

Weniges macht eine Fashion Week so spannend wie ein lang erwartetes Debüt. In New York dominierte die erste Kollektion von Peter Do für Helmut Lang die Gespräche. Do, ein gefeierter Jungdesigner mit eigenem Label, sollte sein ohne Frage großes Talent nutzen, um das verehrte Label wiederzubeleben. Ist ihm das gelungen? Geht so. Peter Do, der sich eindeutig bestens mit den Archiven des Hauses auskennt, integrierte viele Helmut-Lang-Klassiker in seine Kollektion: Tailoring, Statement-T-Shirts, eine Künstler-Kooperation (in seinem Fall mit dem Schriftsteller Ocean Vuong), Taxi-Motive und Denim.

Das Ergebnis wirkte jedoch mehr wie eine sehr kommerzielle Best-of-Parade von Dingen, die es schon mal gab, denn wie eine eigenständige Weiterentwicklung einer Marken-DNA. Das dürfte nicht nur an Peter Do liegen: Der Mutterkonzern von Helmut Lang, Fast Retailing (und übrigens auch von Uniqlo), will wohl schnelle Ergebnisse sehen. Die könnte Do liefern – eine Vision, wie ein wirklich modernes Helmut Lang aussehen soll, würde sich langfristig gesehen jedoch eher auszahlen.

Foto: Cindy Ord/Gettyimages

Hollywood in Brooklyn

Ein Lagerhaus in Brooklyn in ein plüschiges Farmhaus mit Lüstern und schweren Stoffvorhängen zu verwandeln, das kann nur Ralph Lauren. Der zeigte zum ersten Mal seit mehreren Jahren wieder eine Show auf der New York Fashion Week, und lud aus dem Anlass nicht nur die Presse, sondern seine berühmtesten Freunde ein: Jennifer Lopez, Diane Keaton, Julianne Moore, Amanda Seyfried, Robyn Wright, zudem zahlreiche Schauspieler aus diversen HBO- und Netflix-Serien-Hits.

Sie erfreuten sich erst an geblümtes Denim, goldene Fransen, einen Supermodel-Nostalgie-Moment mit Christie Turlington. Und anschließend an Hummersalat und Filet Mignon zum Dinner. So viel Alte-Welt-Glamour findet man selbst in New York nur noch selten. Auf Ralph Lauren kann man sich diesbezüglich aber verlassen – umso schöner, dass er wieder zurück ist.

Partycrasher bei Coach

Mit einer Show im berühmten Stephen S. Schwartzman-Building der New Yorker Public Library wollte das Modelabel Coach die 10-jährige Zusammenarbeit mit seinem Chefdesigner Stuart Vevers begehen. Jennifer Lopez kam, ebenso wie Lil’Nas X – und zwei Peta-Tierschutz-Aktivistinnen, die sich ins Publikum geschlichen hatten. Schon wenige Sekunden nach Beginn der Show standen sie von ihren Sitzplätzen auf und drängten sich zwischen die Models auf dem Laufsteg. Während sich eine Demonstrantin das Statement „Coach-Leder tötet“ auf die nackte Brust geschrieben hatte, hielt die zweite ein Poster mit dem gleichen Satz in die Luft. Beide wurden nach einigen Minuten aus dem Gebäude eskortiert.

Die Feierlaune ließ sich Stuart Vevers davon aber nicht verderben. Beim anschließenden Dinner machte er während einer Dankesrede auf die wirklich wichtigen Gäste des Abends aufmerksam: Sein Vater, sein Partner und seine Kinder.

Glücksmomente bei Proenza Schouler

Auf seiner Show stellte das Label Proenza Schouler erstmals ein neues Monogramm vor. In der Kollektion tauchte es nur als Detail auf, dafür überzeugte der Rest umso mehr. „Quiet Luxury“ mag ein Trend sein, aber Jack McCollough und Lazaro Hernandez machen es zum Kern ihrer Arbeit, jede Saison feilen sie an und perfektionieren eine Garderobe, die lange halten und gefallen soll.

Im kommenden Frühling kommen dazu leichte Tube- und Trägerkleider mit Cut-Outs, ausgeblichene Jeans, viele Oversize-Blazer und Lederkostüme. Das überraschendste Accessoire der Saison ist gleichzeitig besonders praktisch: eine Bauchtasche, natürlich mit Monogramm.

Es bleibt durchsichtig

„Naked Dresses“ schocken heute niemanden mehr und so integrieren zahlreiche Labels mal mehr, mal weniger offenherzige Versionen in ihre Kollektionen. Besonders elegant sind die Tunika-artigen Kleider aus weißer und schwarzer Spitze von Michael Kors.

Auch bei Carolina Herrera und Eckhaus Latta hat man Spitze wiederentdeckt, während Coach Häkel-Optiken einsetzt und das ukrainische Label Bevza transparentes Chiffon mit Blumenmustern unterlegt.

Nachts im Museum

New York mangelt es nicht an besonderen Locations doch wenn ein Label Zugang zu einem völlig neuen Ort schaffen kann, ist ihm die Aufmerksamkeit garantiert. Tory Burch gelang dies mit ihrer neuesten Show, die in einem neuen Flügel des „Natural History Museum“ stattfand, dem „Gilder Center for Innovation, Science and Education“. Das von der Architektin Jeanne Gang konzipierte Gebäude erinnert mit seinen geschwungenen und gewölbten Decken und runden Öffnungen an den Wänden an eine Art Höhle.

Die Erforschung alter oder neuer Welten hat Tory Burch zwar nicht inspiriert, trotzdem ließ die Kollektion ein wenig an den Space-Age-Look der 60er-Jahre denken. Kerngedanke sei die Frage gewesen, wie man das Wort „mühelos“ modern interpretieren könne, sagte Burch. Ihre Antwort wird im nächsten Frühling viele Fans finden: minikurze Kleider zu flachen Schuhen.

Verzicht auf Farbe

Der generelle Wunsch, die Dinge mögen doch wieder ein wenig einfacher und übersichtlicher sein, drückt sich auch in der Farbwahl der Designer aus: Weiß und Schwarz dominieren über viele Kollektionen hinweg, vor allem in der Show von Cos und selbst bei sonst so Farben- und musterverliebten Labels wie Carolina Herrera. Michael Kors streute nur ein wenig Nude, Gold und Braun in den schwarz-weißen Mix hinein, Khaite setzte Akzente mit Rot.

Bilder: COS