Watches & Wonders

 Neuheiten von der Uhrenmesse

Up in the Air

Fliegeruhren sind in Genf sehr präsent – und auch der Marktführer Rolex stellt ein entsprechendes Modell in den Mittelpunkt: Die „Air King“ hatten die Genfer zuvor das letzte Mal 2016 überarbeitet, nun verfeinern sie das Modell noch einmal.Auf dem schwarzen Zifferblatt kommen eine 0 vor die 5 für bessere Ablesbarkeit hinzu, auch die Leuchtmasse in den Indexes und den Zeigern entwickelte Rolex weiter. Das Werk ist wieder ein Superchronometer, das Kaliber 3230 mit Chronenergy-Hemmung haben die Konstrukteure behutsame Neuheiten für noch besser Robustheit verpasst. 40 mm, mit Kronenschutz, neues Glieder-Armband, um 6850 Euro.

Chanel

Skelettiert

Wer mechanische Werke so anmutig konstruieren und luftig skelettieren kann, darf sie getrost in immer neue (Beschichtungs-)Farben kleiden und in juwelenbesetzte Gehäuse einschalen. In Genf zeigte Chanel eine „Boy-Friend Skeleton“ als „Red Edition“: mit, natürlich, rot beschichteten Werksstrukturen und einem Besatz aus Rubin-Baguetten. Der milde Beigegold-Ton des Gehäuses sorgt zuverlässig dafür, dass sie dabei nicht niedlich wirkt. 150.000 Euro

Erleichtert

Die Zeitmesser von A. Lange & Söhne werden gewöhnlich in Edelmetall eingeschalt. 2019 reagierte die Glashütter Manufaktur mit der „Odysseus“ auf den Trend zur sportlichen Stahluhr, wurde aber schon ein Jahr später mit einer Weißgold-Variante der Uhr wieder rückfällig. Nun aber greift Lange zu einem Gehäusematerial, das dort noch nie zum Einsatz kam. Ganz in Titan gefertigt, ist die neue „Odysseus“ um 43 Prozent leichter als die Stahl-Ausführung. Passend zum Farbton des Metalls ist das Zifferblatt eisblau und zeigt neben der Guillochierung  Flächen mit rauer, unregelmäßiger Struktur. 55.000 Euro

Strukturiert

Mit 47,5 mal 40 Millimetern ist diese große „Santos de Cartier“ ziemlich wuchtig, dabei allerdings nur gut neun Millimeter hoch. Und: Die Santos war eine der ersten Fliegeruhren überhaupt, da gehen Größe und Ablesbarkeit vor Dezenz. Das neue Modell wirkt mit der PVD-beschichteten Lünette wie gewappnet; wie das Zifferblatt wiederholt sie die Struktur des Gliederbands. Davon liefert Cartier gleich zwei Versionen zum schnellen Wechseln mit. Eine in Stahl und eine in dunkelblauem Kautschuk.

Klassisch

Im „Traditionelle Perpetual Calendar Chronograph“ verbindet Vacheron Constantin zwei der nützlichsten Komplikationen, lässt das Ergebnis trotz seiner Anzeigen-Vielfalt ganz unaufgeregt und elegant aussehen. Dafür sorgt zum einen das warme lachsfarbene Zifferblatt, das über jeden Farbtrend-Verdacht erhaben ist. Auch die Mondphasenanzeige sticht nicht heraus, ist aber zugleich bis in jedes Detail durchdacht: Der Mond erinnert an antike Tischuhren, zeigt je nach Phase ein freundliches oder mürrisches Platin-Gesicht im Platingehäuse.

Akribisch

Die große Öffnung im Zifferblatt hat bei Zenith eine lange Tradition. Sie gibt den Blick frei auf die jeweils neueste Version des „El Primero“-Chronographenkalibers. In der jetzt präsentierten  „Chronomaster Open“ arbeitet das “El Primero 3600” mit Siliziumbauteilen. Das Zifferblatt trägt die typischen dreifarbigen Totalisatoren, zeigt die gestoppte Zeit aber komfortabler an: Die Stoppsekunden werden „bei 3 Uhr gezählt”; der zentrale Zeiger rotiert in nur zehn Sekunden und zeigt an seiner Spitze die gemessenen Zehntelsekunden. Edelstahlgehäuse, 9700 Euro

Historisch

Das technische und gestalterische Erbe der Manufaktur Minerva scheint unerschöpflich. Seit 2006 gehört sie zu Montblanc, das sich immer wieder an historischen Stücken im hauseigenen Museum inspiriert. Der „1848 Minerva Monopusher Chronograph Red Arrow” zitiert mit der gewundenen Tachymeterskala im Zentrum und dem in die Krone integrierten Drücker Fliegeruhren der 20er- und 30er-Jahre. So nostalgisch wie funktional ist der rote Pfeil, der sich mit der Lünette bewegen lässt, um verstrichene Zeit zu messen oder eine. Countdown zu setzen – im Edelstahlgehäuse mit Weißgoldlünette.

Quadratisch

„Formuhr“ nennt der Uhrmacher alles, was nicht richtig rund ist. Rechteckige und Tonneau-Gehäuse vor allem. Quadratisches gilt als äußerst schwierig, wird kaum einmal zum großen Erfolg. Hublot aber versucht sich mit der „Square Bang Unico“ daran. Der neue Chrono hat einen stattlichen Durchmesser von 43 Millimetern, ist in fünf Materialvarianten erhältlich und kostet ab 22.700 Euro. Zusammen mit der“Spirit of Big Bang“ begründet er die Hublots „Shaped“-Kollektion, was zweifellos besser klingt als „Formuhr“.

Keramisch

Der Einsatz ungewöhnlicher Gehäusematerialien hat bei IWC eine lange Tradition. Mit Titan sind die Schaffhauser so vertraut wie mit Hightech-Keramik, haben auch schon beides zu „Ceratanium“ vermischt.  Der neue „Pilot’s Watch Chronograph Edition Woodland“ aus der „Top Gun“-Kollektion zeigt die angenehm leichte Kombination aus Keramikgehäuse und Titanboden. Grün in Grün ein konsequenter Beitrag im Trend zur monochromen Uhr.

Botanisch 

Van Cleef & Arpels sei bei der Watches & Wonders vielleicht eher auf der Wonder-Seite, räumt Präsident Nicolas Bos ein. Mit der in Genf vorgestellten “Heures Florales” zeigt sich der Pariser Juwelier jedenfalls ganz in der Tradition der Automatenbauer vergangener Jahrhunderte.  Die winzigen Blüten auf dem ziferblatt öffnen und schließen sich im Tagesverlauf wie auf einer Frühlingswiese. Der komplexe Mechanismus ist im Weißgoldgehäuse eingeschalt  – und kann, wie nebenher, auch die Zeit anzeigen.

Eine Uhr, drei Farben

Mit den vertieften Totalisatoren und dem Datum bei 6 Uhr erinnert der „Black Bay Chrono S&G“ an die ersten Tudor-Chronographen der frühen 1970er. Dazu passt auch der Gelbgold-Ton von Zifferblatt, Drückern und den mittleren Gliedern des Armbands. Genauso klassisch arbeitet das automatische Manufakturwerk mit Säulenrad und vertikaler Kupplung, ist aber ganz zeitgemäß auch mit Siliziumelementen ausgestattet. Die Dreifarbigkeit ergibt ein ästhetisches Zitat, das Leute, die in den Siebzigern groß wurden, nun zu gern aufgreifen werden (um 6700 Euro).

Unterwegs

In der „Jahreskalender Travel Time“ kombiniert Patek Philippe zum ersten Mal zwei patentierte Komplikationen, die bei der Orientierung in Zeit und Raum helfen, zu einer idealen Reise-Uhr. Der Vollkalender benötigt nur einmal im Jahr, am 1. März, eine kleine Korrektur, um präzise Wochentag, Datum und Monat anzuzeigen. Gekoppelt ist er mit dem „Travel Time“-Mechanismus, mit dem die zweite Zonenzeit geschaltet wird. Beide Mechanismen lassen sich gemeinsam vor- und zurückstellen. Der Träger der Uhr sieht stets das korrekte Datum seines Aufenthaltsorts. 68.210 Euro.

Taucherkalender

Wenn sich eine sportliche Drei-Zeiger-Stahluhr wirklich etabliert hat, ist es Zeit für eine Line Extension mit raffinierten Zusatzfunktionen – und Edelmetallgehäuse. Jaeger-LeCoultre ergänzt seine „Polaris“-Kollektion um die „Polaris Perpetual Calendar“. Neben der Stahlausführung gibt auch eine in Rotgold. Bei beiden ist die innen liegende Drehlünette kein Zierrat: die Uhr ist wasserdicht bis 10 bar. In Rotgold 45.600 Euro

Live aus Genf
Jan Lehmhaus & Philip Cassier