Keine Möbelmesse – aber zwei riesige Trostpflaster: Sabine Marcelis und Sebastian Herkner stellen neue Entwürfe in Köln vor.
Möbel-Zeit
Ein längerer Plausch mit Sabine Marcelis? Zeit mit Sebastian Herkner? Sowas gibt’s eigentlich nur, wenn es keine Messe gibt. Die Design Week in Köln musste coronabedingt ausfallen, aber die beiden international bekannten Designer, sonst umlagert und selten ohne Terminslot zu sprechen, waren trotzdem in der Stadt und stellten ihre neuesten Entwürfe vor. Die Designpost, der Multibrand-Showroom neben den Messehallen, und das bekannte Kölner Interiorhaus Pesch luden trotz der Messe-Absage zur Neuheiten-Präsentation – Events wie XXL-Trostpflaster!
So traf man in der Designpost auf die Niederländerin Sabine Marcelis, um die sich Luxusmarken wie Fendi, Burberry und Isabell Marant reißen, wenn es um Art-Projekte oder die Gestaltung ihrer Showrooms geht. Sie ist vor allem für ihre Objekte aus farbigen Blöcken aus Gießharz bekannt, die immer ein wenig wie riesige Seifenstücke wirken. Jetzt aber hat sie erstmals mit Holz gearbeitet. Für die niederländische Designmarke Arco entwarf sie den sensationell schönen skulpturalen Tisch „Dew“ aus heller Eiche (oder wahlweise aus Walnuss). Seine schlichten organischen Formen und die abgerundeten Kanten laden zum Anfassen und Darüberstreichen ein – zum dran Arbeiten, zusammen Essen, und zum Reden sowieso. Haben wir gleich mal ausprobiert.
Sabine Marcelis
Sabine Marcelis und Jorre van Ast, Creative Director von Arco
Bei Pesch in der Stadt ging Sebastian Herkner, einer der produktivsten und erfolgreichsten Designer der Stunde, erst einmal in die Knie und riet auch allen anderen dazu: Für die ganz neu gegründete Teppichmarke M2R aus Hamburg entwickelte er die Kollektion „Trails“ – handgefertigt aus Materialien wie Seide, Mohair, tibetischer Hochlandwolle und Brennnessel-Fasern. Zusammen bilden sie eine Oberfläche wie ein – fühlbares – Relief. „Am besten natürlich zum Barfußlaufen“, riet er. Darauf stand sein Tisch „Savigny Platz“ für Man of Parts, mit massiver Platte aus geschwärzter Eiche und Beinen wie Skulpturen von Hans Arp. Erstmals zu sehen war auch sein Lounge Chair „119“ für Thonet. Der niedrige Stuhl aus hochglanzlackiertem Bugholz mit seiner breiten Sitzfläche aus Wiener Geflecht ist eine zeitgemäße Fortführung des berühmten Kaffeehausstuhls. Er sieht auch zu großen, üppig gepolsterten Sofas super aus, von denen Sebastian Herkner ja auch jede Menge entworfen hat. Und: Man sitzt sehr bequem in dem zierlichen Stück. Denn für Möbel gilt wie für so vieles: Man muss sie ausprobieren. Digital reicht nicht. Danke, dass das möglich war!
Sebastian Herkner
ICON ON TOUR