Die Hanseaten

Das Montblanc Haus

Viele Unternehmen sind mit einem Ort verbunden, aber nur wenige tragen den Namen der Stadt hinaus in die Welt. Insofern handelt es sich bei Montblanc und Hamburg um eine seltene Ausnahme: Generationen von Hanseaten – und nicht nur die – haben mit den Füllfederhaltern des Unternehmens das Schreiben erlernt, die Verdienste um die Handschrift sind also kaum zu beziffern. Das Design mit dem stilisierten Berg-Gletscher auf der Kappe erfüllt alle Kriterien hanseatischen Understatements; wer Schrift liebt, wird es erkennen, aber es drängt sich nicht auf.

Nun geht das Unternehmen, das heute zur französischen Richemont-Gruppe gehört, den nächsten Schritt: In der Heimat hat man ein Haus gebaut, das die ganze Welt Montblancs erlebbar macht.

Es gibt ein Museum, das berühmte Stücke vorführt, Schriftproben, Einblicke in die Arbeit der Ateliers, in denen Federn nach den Wünschen der Kunden gefertigt werden, kurz: In den hohen weißgetünchten Hallen wird nichts weniger geboten als eine Geschichte der modernen Handschrift. Schulklassen sollen hier über die kulturelle Identität lernen, Besucher sind im Museum herzlich willkommen.

Wie wichtig das Ganze ist, erweist sich bereits am fulminanten Abend der Eröffnung. Natürlich ist Hamburgs erster Bürgermeister Peter Tschentscher da, der in seiner Rede so nüchtern und doch fröhlich Montblancs Bedeutung für die Wirtschaft der Hansestadt lobt, wie nur Hamburger es vermögen. Wie groß der Ruf des Unternehmens aber weit über die Grenzen der Republik ist, beweist die Gästeliste, auf der sich Namen wie Maggie Gyllenhaal oder der Golden-Globe-Träger Oscar Isaac belegen. Bei ihnen handelt es sich um jene Kategorie von Schauspielern, die nicht im Dasein als Celebrity erstarrt sind. Gleiches gilt für ihre deutschen Kollegen Daniel Brühl, Jannis Niewöhner und Sabin Tambrea. Der britische Entertainer Jamie Cullum gab nach dem Dinner ein Privatkonzert, nicht nur Trystan Pütter und Emila Schüle rockten die Fläche davor.

Jamie Cullum gibt nach dem Dinner ein Privatkonzert. Emilia Schüle tanzt.

Wie angenehm diese Gruppe ist, erweist sich schon am Eingang – das drückende Wetter entlädt sich in einem sehr beachtlichen Guss, aber niemand motzt. Eine amerikanische Journalistin bekommt von einem deutschen Kollegen erklärt, dieses Wetter nenne der Hamburger Sonnenschein, und als der Brite in der Runde darüber lächeln muss, klappt es bei der Dame aus Houston, Texas auch. Irgendwann hat es sich ziemlich ausgeregnet, die Gesellschaft begibt sich zum Dinner – vorweg Lachs, Hauptgang Kalbsbäckchen – in einen Wintergarten vor dem Haupthaus.

Hier schlägt zuerst einmal die Stunde von Nicolas Baretzki im ziseliert geschnittenen dunkelblauen Einreiher. Dieser CEO ist das, was man gemeinhin als Chefsympathen bezeichnet. Interviews mit ihm finden prinzipiell in der Atmosphäre authentischen Lächelns statt, wenn ihn eine Frage überrascht, antwortet er spontan, und wenn er etwas nicht weiß, dann sagt er: „Ich weiß es nicht, aber gehe dem mal nach.“ Bei seiner Rede hebt er vor allem auf das kulturelle Potenzial ab, das seine Firma von anderen unterscheide: „Schreiben ist Bildung“, sagt er, und deshalb sehe er es als seine Aufgabe an, mit dafür zu sorgen, dass diese Kulturtechnik bewahrt werde.

Oscar Isaac
Alice Dwyer & Sabin Tambrea
Jannis Niewöhner und Emilia Schüle
Peggy Gou
Daniel Brühl
Montblanc CEO Nicolas Baretzki
XY und XY
Dagmar von Renner und Schauspielerin Maggie Gyllenhaal

Bei der Eröffnung am Dienstag, den 10. Mai in Hamburg

Keine donnernde Geschichte macht Baretzki aus der Tatsache, dass Montblanc längst nicht nur Schreibgeräte höchster Güte fertigt, sondern auch bei Uhren sehr gut im Geschäft ist. Nicht nur die Expertise, die man sich durch den Zukauf des Sportchronographen-Spezialisten Minerva sichern konnte, hat dafür gesorgt, dass Uhrenfans die Marke sehr ernst nehmen. Maggie Gyllenhaal sagt, sie wolle sich von ihrem Modell mit Diamantenbesatz am Gehäuse eigentlich nicht mehr trennen, und blickt sehr oft darauf.

Als Schauspielerin hat sie sich durch Serien wie „The Deuce“ weiterentwickelt, selten ist das Milieu rund um den New Yorker Times Square der 70er-Jahre so präzise dargestellt worden. In Hamburg plaudert sie etwas über die Herausforderungen, Drehbücher zu verfassen, das tut sie heute auch. Bilder und Text vor dem inneren Auge zusammenzubringen, das sei die Kunst – und mit einem Lächeln sagt sie, dass sie oft genug nicht zufrieden mit dem Ergebnis sei. Vermutlich geht das jedem so, der in das Thema Schreiben tiefer einsteigt. Und vermutlich ist das auch ein Geheimnis des Hauses Montblanc: Nie zufrieden zu sein mit seinen Produkten, bis man alles herausgeholt hat, was möglich ist.

Wie das geht, davon können sich die Besucher im neuen Hauptquartier ein Bild machen. Hamburg hat einen neuen Ort, an dem es wunderbare Dinge zu erleben gibt.

Maggie Gyllenhaal und ICONs Philip Cassier
Text
Philip Cassier