Design-Shooting

Nicht von Pappe

Diese Möbel entstanden im Lockdown. Doch sie öffnen die Welt: Entworfen von internationalen Designern für Firmen mit Tradition, zeigen sie einen neuen, globalen Stil. Nie konnte man sich im Mix der Kulturen besser einrichten.

 Im Design ist Italienisch die Sprache, die alle verstehen – und Sessel „Tessa S. H.“ passt überall hin. Von Antonio Citterio für Flexform.

Die Tischchen „Antilles“ entwarf Luca Nichetto für die österreichische Traditionsmanufaktur Wittmann. Er ließ sich dabei von den Broschen von Josef Hoffmann anregen, Wiens prägendstem Gestalter. Aber Nichetto ist Venezianer. Die schreckt ein großes Erbe nicht. Selbst wenn es nicht das eigene ist.

Sofa „Pulla“ heißt wie das geschlungene Gebäckstück, von dem seine Form inspiriert ist. Der australische Designer Joel Booy bekam es als Kind von seiner finnischen Mutter zu Weihnachten gebacken. Heute führt er mit seiner Frau Kate das Büro Truly Truly in den Niederlanden und gab seiner Erinnerung für Leolux Gestalt.

Zum Anbeißen: Pouf „Boa“ ist ein Entwurf der niederländischen Designerin Sabine Marcelis für die schwedische Marke Hem.

Nicht nur die Leuchte, das Licht selbst schafft die Räume. So heißt es bei der Leuchtenfirma Occhio, und mit Modellen wie der Spiegelleuchte „Mito sfera“ tritt sie den Beweis an: Sie leuchtet blendfrei und fast wie Tageslicht.

 

„Sol“, Sonne, heißt der Entwurf des spanischen Duos Ortega Guijarro. Er ist Miniaturpavillon und Beistelltisch zugleich und spielt mit Licht und Schatten. Von ClassiCon.

 

Japan hat westliche Designer schon immer fasziniert. Das britische Duo Barber Osgerby brachte von dort eine Schale mit, die Pate stand für den Schirm seiner Leuchte „Bellhop“, den es mit Flos entwickelt hat.

Der brasilianische Stararchitekt Márcio Kogan hat ein Faible für Japan und den Stil des Midcentury. Im Sessel „Daiki“ fügt er beides zusammen und verneigt sich, er ist auch Regisseur, vor der Ausstattung der Kult-Serie „Mad Men“.

Der Sessel „Farmer“ war schon nachhaltig und global, als noch keiner von so etwas sprach: Designer Gerd Lange ersann ihn 1965 zum Selbstbau und Verschicken – auch in die USA, die damals noch „Marlboro Country“ waren und Langes Inspiration: Er dachte an die ikonische Zigarettenwerbung. Neu aufgelegt von COR.

Wolken kennen keine Grenzen. Insofern ist Stuhl „Nana“, auf dem man wie auf Watte sitzt, ein besonders poetisches Beispiel für den internationalen Stil. Selbst wenn Designerin Hanne Willmann aus Berlin und die Marke Freifrau aus Westfalen ist.

Bitte Platz nehmen! Sessel „Via del Corso“ von Yabu Pushelberg für Man of Parts. Links: Stehlampe „Ginza“ ist eine Hommage an die Architektur Japans. Von Victoria Wilmotte für Man of Parts.

 Ligne Roset ist ein französisches Unternehmen, zu den internationalen Gestaltern gehören Sebastian Herkner, der den Hocker „Taru“ entwarf, und Marie Christine Dorner. Von ihr stammt der dreiteilige Paravent mit grafischem Design. Herkner ist Deutscher, Dorner Französin mit Büro in London. Was alle drei eint, ist der Respekt vor handwerklichem Know-how.

Fotografie + Konzept
Armin Zogbaum
Art Direction + Set-Design
Studio Tina Hausmann
Retusche
Olivier Yoshitomi