S/S 2021

Milan Fashion Week

Round-Up

„Bleibe dem treu, was Du liebst, höre nicht auf zu kämpfen und sei integer.“ Donatella Versace hat das in einem Interview mit Vogue Italia gesagt. Es ging um die Bedeutung von Mode gerade jetzt und auch um ihren eigenen Weg. Das Zitat könnte auch als Banner über der gestern zu Ende gehenden Modewoche in Mailand wehen. Schon weil sie tatsächlich stattgefunden hat, mit zahlreichen „echten“ Schauen, vielen Begegnungen und einer klaren Ansage: Kreativität trotzt Krise. Nein, die Italiener sind nicht einfach zur Tagesordnung übergegangen, gerade so als wär nix – sie haben eine neue Ordnung in der alten geschaffen. Haben bei aller gebotenen, völlig unangestrengt durchgezogenen Vorsicht der Mode Raum gegeben, weil sie ein immenser Wirtschaftsfaktor ist und die Sehnsucht nach Ablenkung durch kultivierte Oberflächlichkeit stillen kann.

Dolce & Gabbana

Paul Andrew, der Kreativdirektor von Ferragamo formulierte es nach seiner Show am Samstagabend so: „Wir alle hoffen doch, dass wir im nächsten Frühjahr, wenn die Kollektionen auf den Markt kommen, wieder unbeschwert sein können.“ Und wenn nicht, dann werden wir uns zumindest fröhlich kleiden. Alle Kollektionen hier in Mailand stellten der Tristesse des Augenblicks eine Armee von wunderbaren Farben entgegen. Viel Himmelblau. Viel unschuldiges Weiß, aber auch Erdfarben und Bonbons. Und Kardinalsrot. Oder alles zusammen wie in der Patchwork di Sicilia Kollektion von Dolce & Gabbana. Patchwork als optische und gesellschaftliche Idee. Das große Ganze besteht aus vielen kleinen Teilen.  Auch, wenn einige Teile auffällig fehlten: Gucci, Bottega Veneta, Jil Sander traten in ihrer Stadt gar nicht in Erscheinung. Nicht mal mit großen Werbeplakaten. Man arbeitet noch an Formaten.

Ferraga
Tod´s

Konzentriert in Bewegung und flexibel bleiben, ist jedenfalls das Gebot der Stunde. So sieht auch die Mode aus, den einen Trend gibt es ja schon lange nicht mehr, aber eine Richtung ist klar:  Jogginghosen-Schlunzigkeit will auch zu Hause keiner mehr. Lässigkeit ist das Gebot der Modestunde, es darf auch gern hüllen und wehen, und aus den 70ern herüberwinken. Und einen Trend gibt es dann doch: Stauraum. Taschen, Täschchen, als Kette, als Gürtel, als Taschenanhänger, als Rucksäckchen und auf der Schulter wie bei Prada. Hauptsache, irgendwo können Maske und Desinfektionstuch schnell verstaut werden.

Etro
Text
Inga Griese