Bei fast keiner Pariser Modenschau lohnt es sich mehr, deutlich früher zu erscheinen als bei Louis Vuitton. So hat man nämlich genug Zeit, sich die Menschen um einen herum genauer anzuschauen und sich wie Bolle zu amüsieren. Kaum ein Haus hat dermaßen viele Anhänger, die ihre glühende Verehrung so extrem zur Schau stellen. Logos, wohin das Auge reicht: Groß und plakativ, quer über die Brust oder den Rücken. Klein und hundertfach auf Schuhen und Anglerhüten, Taschen, Schmuck und Gürteln. Selbst auf Jogginghosen! Da davon auszugehen ist, dass sich kein Gast traut, mit einer Fälschung beim echten Louis Vuitton aufzutauchen, muss es wohl so sein, dass das Luxushaus solch banale Beinkleider wirklich verkauft. Nur warum gibt es Menschen, die geschätzt 1200 Euro für eine echte Louis-Vuitton-Jogginghose ausgeben, die aussieht, als sei sie eine Fälschung von einem Straßenmarkt in Asien oder Nordafrika? Die Logomania jedenfalls erreicht bei Louis-Vuitton-Schauen Ausmaße, die an eine Fankurve bei einem Champions-League-Finale erinnert.
So auch dieses Mal: Eine halbe Stunde vor Beginn der Show füllte sich der Platz vorm Louvre und der Pyramide mit aufmerksamkeitsbedürftigen Menschen, die sich vor jeder Kamera in Pose warfen, die sich auf sie richtete. Den Vogel schoss eine Gästegruppe aus Italien ab: Sie in einem mit Häkeltierpuppen verzierten Sweatshirt-Hoodie, bei dem die Maus tatsächlich einen LV-Fanschal trägt, die andere mit einem in braunem LV-Canvas gehüllten, riesigen Privatflugzeug als Handtasche, passend zum restlichen Outfit. Er in einem Jeans-Anzug in Damier-Muster und einer orangefarbenen, logogeschmückten Karottentasche von Virgil Abloh. „Only made by order”, raunte er im Vorbeigehen.