Mittags im Pariser Tennisclub: Einige Models trugen kleine, goldene Flügel zu hinten geöffneten Oberteilen, die an OP-Hemden erinnern. Gestutze Träume eines Schuljungen? Designer Jonathan Anderson vermag es immer tief in die Kiste der Imagination und Künste zu greifen, seine gestalterische Antwort auf die Gegenwart kommt quasi unvollendet daher. Etwas fehlt immer wieder mal. Oder ist nicht an dem Platz, wo es – vermeintlich – hingehört.
Im Zentrum standen drei eigens für die Show beauftragte Kunstwerke von Ölgemälden des Amerikaners Julien Nguyen. Die Szenografie der Show zeigte zwei digitalisierte Grossformate; die subversive Darstellung eines „Schuljungen“.
Ein halbnackter Jüngling, tätowiert mit machtvollen Liebes-Symbolen und Zahlen, bindet sich selbstvergessen und mit melancholischem Gesichtsausdruck in einem Hotelzimmer eine Krawatte – die so ganz und gar nicht sitzt, ein Schuluniform Accessoire, das keinen Halt mehr gibt.
Wie soll der junge Mann sein?